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Amazon wankt

Mitten in der umsatzstärksten Zeit des Jahres steht Amazon Deutschland wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Der Online-Händler "behandelt seine Mitarbeiter wie Vieh", hieß es am gestrigen Montagabend in einer ARD-Talkshow. Verdi streikt zur Hochsaison für bessere Löhne, und auch am vielgeboten Service entzündet sich Unmut. Amazon steht vor einer Bewährungsprobe.

Mediale Schelte…

Amazon-Kritiker Wallraff

Amazon-Kritiker Wallraff

Frank Plasberg widmete die gestrige Ausgabe seiner Talkshow Hart aber Fair ganz Amazon. Unter anderem mit Günter Wallraff und Autorin Amelie Fried, aber ohne einen Unternehmensvertreter (der abgesagt hatte), wurde die Problematik "boomender Online-Handel vs. verödende Innenstädte" im Allgemeinen und der Amazon-Komplex im Besonderen behandelt.

In der 75-minütigen Sendung (hier komplett in der WDR-Mediathek) wird kaum ein gutes Haar an Amazon gelassen. "Die Mitarbeiter haben bei Amazon wenig Rechte, werden drangsaliert und kommen sich wie in einer Sekte vor", formuliert seine Kritik an den Arbeitsbedingungen der Amazon-Mitarbeiter, die "wie Vieh" behandelt würden. Und: Amazon-Chef Bezos "vergleicht Verlage und Buchhandlungen mit Gazellen, die es zu jagen und zur Strecke zu bringen gilt".

Auch von anderen Gästen gab es Kritik. Der Präsident des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel warf Amazon indirekt vor, sein gesamtes Geschäftsmodell auf Leiharbeit aufzubauen. Und Amelie Fried, die Amazon ansonsten in vielen Punkten verteidigte, beurteilte die Steuertricks des Konzerns als "Skandal".

Neben dem medialen Beschuss, für den der Plasberg-Talk nur ein Beispiel ist, hat Amazon auch mit Beeinträchtigungen seiner internen Abläufe zu kämpfen. So hat Verdi einmal mehr zum Streik in den Amazon-Logistikzentren aufgerufen, es geht vor allem um höhere Löhne.

…und unzufriedene Kunden

Selbst bei der Kundenzufriedenheit, der Basis des Amazon-Erfolges und bislang ein sicheres Steckenpferd, gab es zuletzt größere Verwerfungen. Die Qualitätsprobleme beim Kindle Voyage haben für viel Unzufriedenheit ausgerechnet bei denjenigen gesorgt, die zu einer engen Bindung an das Amazon-Ökosystem bereit sind und dafür im Fall des Kindle Voyage viel Geld in die Hand nehmen.

Eine Amazon-Prime-Kundin (und damit als Vielbestellerin ebenfalls besonders wertvoll) klagte vergangene Woche in einem vielgelesenen Blogbeitrag über nachlassenden Kundenservice: In Paketen fehlten Rechnungen, und eine Amazon-Prime-Lieferung sei schon einmal ganze vier Tage unterwegs. In der Konsequenz habe sie ihr Prime-Abo gekündigt. Und das Fachblog Onlinemarktplatz.de fasst zusammen: "Amazon schwächelt massiv bei Liefertreue und Kundenservice".

Eine neue Qualität

Auch nach Beilegung des Konditionenstreits kommt Amazon also partout nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Die Kernvorwürfe – Mitarbeiterbehandlung und -entlohnung, Steuertricks, allgemeines Geschäftsgebahren – sind seit  knapp zwei  Jahren die gleichen und werden derzeit eigentlich nur neu dekliniert.

Eine neue Qualität aber bekommt die Entwicklung durch Kritik am Kundenservice und, im E-Reading-Bereich, durch eine erstarkende Konkurrenz in Form der Tolino-Allianz, die Amazon ganz real Marktanteile streitig macht. Im Verbund mit dem extrem gefloppten Fire Phone beschleicht einen derzeit erstmalig das Gefühl, dass es bei Amazon ernsthaft knirscht im Getriebe.

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Kommentare


Amazon wankt und behandelt seine Mitarbeiter wie Vieh – Das Journal 13. Dezember 2014 um 18:02

[…] via Amazon wankt » lesen.net. […]

Antworten

Wie sich das Netz über Amazon lustig macht » lesen.net 16. Dezember 2014 um 18:08

[…] den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und so verwundert es wenig, dass der mal wieder im Kreuzfeuer der Kritik stehende Online-Händler Amazon in diesen Tagen ein beliebtes Ziel hiesiger Satiriker ist – vom […]

Antworten

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