Das geheime Leben der Top-Rezensentin von Amazon.com

30.12.2014 Redaktion 2 Kommentare

„Ali Julia“ ist ein Phänomen: sie ist Amazons Top-Rezensentin und veröffentlicht mindestens drei Besprechungen zu verschiedensten Produkten am Tag, doch über sie als Mensch ist kaum etwas bekannt. Wer steckt hinter dem Pseudonym?

Nicht alle, die bei Amazon einkaufen, schreiben auch welche, doch (fast) all diejenigen, die dort etwas einkaufen, wollen vorher welche lesen: Rezensionen. Wurde Rezensionen vor einigen Jahren noch wenig Beachtung geschenkt, werden sie für Unternehmen heutzutage immer wichtiger. Gerade im Literaturbetrieb sehen es Verlage und Autoren gerne, wenn ihre Bücher bei Amazon besprochen werden, aber natürlich am liebsten positiv. Längst lassen sich Dienstleister und Plattformen für die "Vermittlung" von Rezensionen bezahlen.  Amazon forciert das Schreiben von Besprechungen auf seiner Plattform mit Gamification-Elementen wie einer Hall of Fame und natürlich einem Rezensenten-Ranking. Doch was sind das für Menschen, die mehr Produkte rezensieren, als alle anderen?

"Ali Julia" – ein Phänomen

Vor einigen Tagen wurde Ali Julia im The Boston Globe porträtiert. Wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, weiß niemand so genau. Ob es sich dabei überhaupt um (nur) einen Menschen handelt, kann man angesichts von mindestens drei Rezensionen am Tag auch fast bezweifeln. Insgesamt hat Ali Julia bereits mehr als 2.800 Rezensionen geschrieben, für die sie mehr als 24.000 Bewertungen erhalten hat – damit ist sie Amazons Top-Rezensentin. Bei diesen Zahlen drängt sich der Gedanke auf, dass es sich bei Ali Julia um ein Rezensionsunternehmen handelt. Erfahren wird man das wohl nie, doch es wird zumindest der Eindruck erweckt, dass das Schreiben von Besprechungen eine Vollzeitbeschäftigung sein kann.

Traumjob Top-Rezensent?

Massenhaft Produkte frei Haus sind wohl auf jeden Fall Bestandteil der Jobbeschreibung. Rezensionen hat Ali Julia, die angeblich aus Boston kommt und gerne photographiert, bereits zu allen möglichen Produkten verfasst: von Kochutensilien und Nähmaterialen bis hin zu MP3-Playern. Zahlreiche Bücher hat sie natürlich auch besprochen. Diese mysteriöse Frau betreibt mittlerweile sogar einen eigenen Blog, den sie mit ihren Produktrezensionen füllt. Wenn man sich dort quer  durch ihre Besprechungen liest, erfährt man, dass sie trockene Augen hat und eine Honda fährt – immerhin etwas Persönliches. Wer weiß, vielleicht wird uns Ali Julia in der ein oder anderen Rezension doch noch einmal etwas mehr über sich und ihr Leben als Rezensentin verraten.

Fließband-Rezensenten auch in Deutschland

Die Rezensenten bei Amazon Deutschland stehen Ali Julia & Co. kaum nach. Mit etwa 2300 Rezensionen liegt Apicula auf dem ersten Rang und kann damit als das deutsche Gegenstück zu Ali Julia bezeichnet werden. Auch bei den deutschen Top-Rezensenten reichen die besprochenen Produkte von Ladekabeln über Zahnbürsten und Kinderspielzeug bis hin zu Kaffee und  Batterien. Es fällt auf, dass Bücherrezensionen bei den hiesigen Top-Rezensenten nicht allzu häufig vorkommen.

Ein Traumjob mit Schattenseiten

Dass der Job Top-Rezensent jedoch nicht ganz so traumhaft ist, wie er auf den ersten Blick anmuten kann, dass deutet eine Kollegin von Ali Julia an. Mandy Payne ist auf Platz zehn der Rangliste und spricht davon, dass sie Hassmalis und Todesdrohungen erhält und dass das Rezensieren von Produkten auch zur Sucht werden kann.

<Bildnachweis: Amazon-Paket von Shutterstock>