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1 Euro pro Onleihe: Verleger raten zu Leihgebühren für eBooks

Beim Streit um das eBook-Angebot in öffentlichen Büchereien fordern die Verlage ein Entgegenkommen des Bibliotheksverband. Anstelle von (oder zusätzlich zu) pauschalen Jahresgebühren für die eBook-Ausleihe müssten Gebühren pro Leihvorgang erhoben werden. Mit den derzeit vorgenommenen einmaligen Lizenzzahlungen würden Autoren und Verlage "quasi enteignet".

Seit Jahren zoffen sich öffentliche Bibliotheken und Verlage um die Konditionen der eBook-Leihe. Anfang 2014 startete der Bibliotheksverband eine europaweite Kampagne unter dem Motto "the right to e-read", in dem auf die Missstände hingewiesen wurde. Viele Verlage würden demnach Leihlizenzen nur zu hohen Preisen oder überhaupt nicht ausstellen. So sind eBooks der Verlagsgruppen Holtzbrinck (Rowohlt, Droemer Knaur, …) und Bonnier (Piper, Ullstein, Carlsen, …) nach wie vor nicht über die Onleihe verfügbar.

Drohende Verluste durch einmalige Lizenzgebühren

In einem Interview mit dem aktuellen buchreport express (Printausgabe [Update 29.10.: jetzt online]) hat sich Matthias Ulmer den Vorwürfen gestellt. Ulmer ist Verleger des gleichnamigen Fachverlags und Chef des Verleger-Ausschusses im Börsenverein, also dem obersten Lobbyorgan der deutschen Verlage. Ulmer erklärte, das derzeitige Lizenzmodell berge für Verlage "ein unkalkulierbares Risiko". Denn während sie von der Divibib (Betreiber der Onleihe) nur einmalig Geld für die Leihlizenz bekämen, seien sie gemäß Urheberrechtsgesetz dazu verpflichtet, Autoren eine nutzungsabhängige Vergütung zu bezahlen. Bei viel verliehenen Titeln könnten Verlage dann in die roten Zahlen rutschen.

Weil sich abzeichne, das auf den öffentlichen Verleih von eBooks mittelfristig ein bedeutsamer Teil der Gesamtumsätze entfielen, müsste jetzt eine für alle Seiten vernünftige Lösung gefunden werden. Einen Vorschlag dazu hat Ulmer auch in petto. "Ich denke, die Bibliothekare sollten über ihren Schatten springen und von den Nutzern bei der E-Book-Ausleihe eine Gebühr von vielleicht 1 Euro verlangen. Das würde schon reichen."

Schlechterstellung von eBooks gegenüber Print

Eine solche Gebühr pro Leihvorgang würde für Nutzer der Onleihe natürlich eine deutliche Verteuerung bedeuten – bei Jahresbeiträgen um 20 Euro wären Vielleser schnell bei einer Verdopplung ihrer Ausgaben für den öffentlichen Verleih. Leihgebühren für einzelne eBooks wären außerdem eine massive Schlechterstellung gegenüber Print und würden gerade sozial Schwächere von der digitalen Lesewelt ausgrenzen.

Auf der anderen Seite würden von einer größeren Auswahl und einer besseren Verfügbarkeit alle Nutzer profitieren. Und auch wenn Ulmer mit seiner Warnung vor einer drohenden Enteignung von Verlagen und Autoren zweifelsohne hoch stapelt – eine faire Vergütung für die Produzentenseite sollte auch im Sinne von Lesenden sein.

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Kommentare


Buchhandel und Flatrate-Ausleihe | Basedow1764's Weblog 28. Oktober 2014 um 15:53

[…] Update: Buchhandel will 1€-Ausleihe von E-Books in öBen. Die Begründung: Während die Verlage von der Onleihe, dem ekz-E_Book-Portal für öBen) nur einmalig Geld für die Leihlizenz bekämen, seien sie gemäß Urheberrechtsgesetz dazu verpflichtet, Autoren eine nutzungsabhängige Vergütung zu bezahlen. Bei viel verliehenen Titeln könnten Verlage dann in die roten Zahlen rutschen. […]

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Leihgebühr für eBooks – Verlage und Bibliotheken im Streit | OnleiheVerbundHessen 10. November 2014 um 17:07

[…] Schon lange streiten Bibliotheken und Verlage, was den Verleih von eBooks angeht. Um die Verlage und Autoren gerecht für ihre Arbeit zu bezahlen, schlägt Verleger Matthias Ulmer nun eine Leihgebühr von 1 € pro eBook vor. Welche Chancen dieses Konzept hat und was eine mögliche Leihgebühr für eBooks für Bibliotheks- und Onleihe-Nutzer haben könnte, erfahren Sie hier. […]

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1 Euro pro E-Book-Ausleihe? | Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW 13. Dezember 2014 um 06:29

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eBook-Leihe: Deutsche Bibliotheken in Europa Spitze » lesen.net 12. Februar 2015 um 09:00

[…] Verleger freuen. Dem gegenüber stellen sich in Deutschland, Däenmark und Spanien noch einige Verlagshäuser quer. Besonders schlecht sieht es in Großbritannien und Wales aus, bilanziert die Studie. Dort […]

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Konkurrenz für Onleihe: Overdrive kommt nach Deutschland » lesen.net 10. März 2016 um 16:16

[…] ab, wobei Verlage etwa aus der Holtzbrinck-Gruppe (Droemer Knaur, S. Fischer, …) derzeit aufgrund von Streitigkeiten über die Rahmenbedingungen generell nicht dabei sind. Trotzdem erfreut sich das Leihangebot großer Beliebheit, nicht […]

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Einigung mit Holtzbrinck: Onleihe bald mit eBooks von Rowohlt, Knaur & Co » lesen.net 26. April 2016 um 15:23

[…] darüber hinaus nicht an einzelnen Leihvorgängen. Verlage sind mit dieser Praxis nicht eben glücklich, weil sich eBooks anders als gedruckte Bücher nicht abnutzen und der sehr günstige […]

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50 Dinge, die man außer Büchern in Bibliotheken bekommt » lesen.net 2. Juni 2017 um 17:37

[…] noch mit einigen bedeutsamen Lücken, weil sich Verlage und Bibliotheksverband bei den Konditionen in den Haaren liegen. Nichts desto trotz ist die Onleihe für zahlreiche (epub-)eBook-Leser schon Grund genug für einen […]

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