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Aus Freunden werden Follower: Goodreads-Neuerung vergrault Community

Amazons Leser-Community Goodreads hat am vergangenen Freitag die Beziehungs-Optionen der Nutzer untereinander und zu Autoren umgestellt. Die meisten Mitglieder sind von dieser Umstellung wenig begeistert – und das nicht nur, weil jetzt eine klare Linie zwischen Autoren und Leserschaft gezogen wird.

Zuvor konnte man auf Goodreads entweder Freund oder Fan eines Autors sein, oder beides. Jetzt wurden die beiden Möglichkeiten durch drei neue Optionen ersetzt: Folgen, Favorisieren oder Freundschaft. Die Umstellung sollte ursprünglich dazu dienen, die Interaktionen zwischen Lesern und Autoren einfacher und klarer zu machen, stattdessen führen sie immer mehr zu Problemen. Grund dafür ist vor allem, dass die früheren Funktionen nicht klar übertragen werden können.

Freund und Follower werden eins

Follow-Button bei Dave Eggers ("The Circle")

Follow-Button bei Dave Eggers ("The Circle")

Den Unmut der Nutzer löste vor allem die Verkopplung der Freund/Follower-Funktion aus. Während Fan und Freund zuvor völlig unterschiedliche Dinge waren, geht jetzt eins nicht mehr ohne das andere. Von einem Autor keine Neuigkeiten mehr erhalten zu wollen, bedeutet jetzt gleichzeitig auch die Freundschaft zu kündigen. Dass es tatsächlich zwischenmenschliche Beziehungen abseits einer Autor/Leser-Beziehung innerhalb der Community gibt, scheint Goodreads nicht bedacht zu haben. Offensichtlich ist es demnach nicht möglich, einen Autor als Person zu mögen, ohne an dessen Büchern und seinem Newsfeed interessiert zu sein.

Klare Unterscheidung zwischen Autor und Leser

Der Blick war bei dieser Umstellung wohl nur auf die großen, berühmten Autoren gerichtet. Dabei scheinen die Macher vergessen zu haben, dass eine so klare Unterscheidung zwischen Autor und Leser in ihrem Netzwerk. in dieser Form, nicht vorhanden ist. Viele Goodreads-User sind gleichzeitig Leser und Autoren. Dennoch wird der News-Feed jetzt in zwei Listen geteilt: "Menschen, denen man folgt" und "Autoren, denen man folgt". Abgesehen von der unglücklichen Andeutung Autoren seien keine Menschen, wird dadurch die Autorenschaft des Einzelnen hervorgehoben. Das passiert auch bei denjenigen, von denen Freunde vorher gar nicht wussten, dass sie auch schreiben. "Ich hatte vorher fünf Autoren, denen ich folge, jetzt sind es plötzlich 46", stellt einer der Nutzer im Forum erstaunt fest.

Das ist auch für die Autoren und ihre Follower nicht immer angenehm, vor allem, weil der Newsfeed eines gefolgten Autoren auf dem eigenen Profil erscheint. Eine Nutzerin beklagt sich: "Ich schreibe erotische Geschichten. Früher war es möglich in der Menge von Freunden meiner Freunde zu 'verschwinden', ohne Aufmerksamkeit auf mein Genre zu ziehen. Das ist jetzt offensichtlich vorbei. Es sind Wissenschaftler, Lehrer und Beamte unter meinen Freunden. Wollt ihr die ernsthaft auf diese Weise bloßstellen? Ich verstehe jeden, der mich jetzt aus seiner Freundesliste löscht."

Entfremdung des Autors

Durch die strikte Unterscheidung wächst außerdem die Distanz zwischen Autor und Leser. Während die Leser zuvor eine direkte Verbindung zu den Goodreads-Autoren pflegen konnten, handelt es sich jetzt nur noch um Interaktionen mit einer, wie Goodreads schreibt, "Autoren-Seite". Der Autor wird nicht länger als tatsächliches Mitglied der Community behandelt – und er muss es auch nicht sein. Über die Follow-Option können jetzt auch News und Updates von Autoren abonniert werden, die keine Mitglieder bei Goodreads oder sogar schon tot sind. Der Vorteil für Goodreads liegt auf der Hand: Die Plattform kann jetzt ungenutzte Autoren-Profile selbst in Anspruch nehmen und für Marketing-Zwecke gebrauchen. Gleichzeitig erhöht sich damit der Druck auf die Autoren, der Community beizutreten.

Änderungen erwünscht – aber nicht so

Die Ankündigung der Änderungen im Feedback-Forum hat mittlerweile fast 600 Reaktionen, unter denen kaum positive zu finden sind. Goodreads reagierte auf die viele Kritik und versprach eine weitere Verbesserung des Systems. Der bereits entstandene Schaden wird sich dadurch aber wohl nicht wettmachen lassen, kommentiert Ink, Bits and Pixels. Für die Goodreads-Nutzer bedeutet das auf jeden Fall noch extra Aufwand: "Das ist absurd. Ich hatte mir meinen Account so eingerichtet, wie ich es wolle und ihr entscheidet, dass es eine gute Idee ist einfach alles zu verschieben. […] Jetzt darf ich alles neu ordnen, vielen Dank."

<Bildnachweis: Grumpy Student von Shutterstock>

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Markierungen 03/25/2015 – Snippets 25. März 2015 um 05:31

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