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Börsenverein: Keine Buchpreisbindung für Indie-Autoren

Verlage müssen Preisaktionen für ihre eBooks künftig mit vier Wochen Vorlauf festlegen und kommunizieren, so will es zumindest der Börsenverein. In diesem Zusammenhang erklärte der Verband auch: Indie-Titel sind von der Regelung nicht betroffen – weil für sie die Buchpreisbindung überhaupt keine Anwendung habe, wenn sie unter einer "Bagatellgrenze" liegen. Wenn das Amazon wüsste.

Wie an jedem Freitag hat Amazon auch heute pünktlich um Mitternacht seine neuen Kindle Deals der Woche scharf geschaltet. Unter den 20 eine Woche lang mindestens um 50 Prozent vergünstigten eBooks befinden sich zahlreiche Exklusiv-Titel, aber auch einige Bücher von Verlagen, mit denen Amazon diese Preisaktion direkt verabredet hat. Andere Händler erfahren in diesem Fall erst erst nach dem Start von der Preisaktion, die natürlich auch bei ihnen gilt, und haben so einen klaren zeitlichen Nachteil beim Marketing.

28 Tage Vorlauf für Preisaktionen

Bildschirmfoto 2015-10-09 um 13.51.02Danach soll es nach dem Willen des Börsenverein jetzt vorbei sein. Verlage müssen Preisaktionen künftig volle 28 Tage im Voraus kommunizieren. So steht es in der neuen Verkehrsordnung, die zwar nicht rechtsverbindlich ist, aber in der Branche doch einen solchen Charakter hat. Die lange Vorlaufzeit stößt bei Verlagen und Auslieferungen auf wenig Gegenliebe. In sozialen Netzwerken gibt es bereits erste Ankündigungen, die Vorschrift zu boykottieren.

Christian Sprang, Justitiar des Börsenverein, nahm im Gespräch mit dem Buchreport zur neuen Regelung Stellung – und traf dabei eine bemerkenswerte Aussage. Anders als Verlage müssten Indie-Autoren ihre Preisaktionen demnach auch künftig nicht vorab melden. Grund: "Nach Ansicht der Rechtsabteilung des Börsenvereins fallen E-Books von Selfpublishern unterhalb einer preislichen Bagatellgrenze, die derzeit ungefähr bei 4 Euro liegt, als nicht verlags- bzw. buchhandelstypische Titel ohnehin nicht in den Anwendungsbereich der Buchpreisbindung."

Indie-Freiheiten: Bundles, verschiedene Händlerpreise

Damit steht Indie-Autoren eine ganze Klaviatur von Aktionsformen offen, auf die Verlage nicht keinen Zugriff haben. Bundle- und Pay-As-You-Want-Angebote a la Humble Bundle sind eine davon, die unterschiedliche Bepreisung von eBooks an verschiedenen Stellen eine andere. Das neue "exklusiv bei Amazon" könnte demnach "exklusiv zu diesem Preis bei Amazon" sein, denn ohne Buchpreisbindung müssen eBooks natürlich auch nicht überall gleich viel kosten.

Faktisch bewegen sich viele Indie-Titel ohnehin schon jenseits der Buchpreisbindung – etwa bei Kostenlos-Aktionen, die nach Ansicht des Börsenvereines nur bei Aufhebung der Preisbindung eines Buches 18 Monate nach dessen Erstveröffentlichung möglich sind. Die klare Aussage aus der Rechtsabteilung des Börsenverein gibt Autoren aber noch einmal Rechts- und Planungssicherheit.

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Kommentare


Börsenverein: Indie-Autoren ohne Buchpreisbindung | AUTHORS CHOICE 23. Oktober 2015 um 08:40

[…] lesen.net, buchreport.de, boersenverein.de […]

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