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Der Staat zahlt: Norweger können kommerzielle eBooks kostenlos online lesen

Jedes jemals im Land herausgegebene Buch wird kostenlos elektronisch verfügbar gemacht. Was wie eine ferne Utopie klingt, soll für Norwegen schon in wenigen Jahren Realität sein. Seit fast acht Jahren digitalisiert die Norwegische Nationalbibliothek ihre Bestände, um eine öffentlich nutzbare digitale Bibliothek zu schaffen, in der sogar copyright-geschützte Werke frei zugänglich sein sollen. Ist so ein Modell auf Dauer überlebensfähig?

Es war eine Glosse im Magazin "The Atlantic", die das Thema vor einigen Tagen wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit brachte: Norwegen digitalisiert sein gesamtes Kulturerbe. Alle Bücher, Fotos und Filme, die jemals in Norwegen herausgebracht wurden, werden nach und nach technisch aufwändig digitalisiert und online zur Verfügung gestellt. Angefangen wurde damit schon im Jahr 2006, und in 15 bis 20 Jahren, soll das Projekt beendet sein. Aktuell lassen sich fünfeinhalb Millionen Bücher durchsuchen, knapp 150.000 sind als Scans verfügbar. Diese Zahl soll innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 250.000 wachsen.

7 Millionen Werke lassen sich durchsuchen, 150.000 Bücher gibt es schon als Volltext

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Das alles wäre zwar lobenswert, aber noch nicht sensationell. Ähnliche Digitalisierungsprojekte gibt es auch andernorts – man denke an das Project Gutenberg oder Googles entsprechende Bemühungen. Spannend an der norwegische Variante ist aber der dazugehörige Vertrag mit den Rechteinhabern. Der sieht nämlich vor, dass Nutzer einer norwegischen IP-Adresse alle digitalisierten Bücher, die vor dem Jahr 2001 gedruckt worden sind, kostenlos online lesen können. Anders als bei der deutschen Onleihe ist ein Download nicht möglich. Dafür sollen aber wirklich alle erschienen Titel digital verfügbar gemacht werden, und der Zugriff wird auch nicht durch virtuelle Exemplare mit entsprechenden Warteschlangen begrenzt. Statt dessen sind alle Bücher jederzeit für jeden Norweger verfügbar. Die Rechteinhaber copyright-geschützter Werke erhalten dafür knapp 4 Cent pro angezeigter Seite.

Zu schön, um wahr zu sein?

Kann so ein Modell auf Dauer funktionieren? Das ist eine Frage, die wohl auch die Norwegische Nationalbibliothek noch nicht mit letzter Sicherheit beantworten kann. Ein Artikel der Bibliotheksleiterin nennt den Vertrag ein Pilotprojekt. Es solle getestet werden, inwieweit diese Art von Zahlungsmodellen für freien Online-Zugriff adauerhaft tragfähig ist. Der frühestmögliche Kündigungstermin für die Online-Auswertung ist dann auch schon im Jahr 2016. Falls das Modell zu diesem Termin nicht in sich zusammenbrechen sollte, findet es hoffentlich Nachahmer. Der Deutschen Digitalen Bibliothek etwa würde eine ähnliche Vereinbarung zu aktuellen Werken gut zu Gesicht stehen.

 

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