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Deutsche Umsatzsteuer bald auch bei Amazon.de: Autoren und Verlage verlieren

Für Verlage und Indie-Autoren wird der Verkauf von E-Books bei Amazon.de sowie bei einigen anderen Online-Händlern ein stückweit weniger attraktiv. Grund ist ein drastischer Anstieg der Mehrwertsteuer infolge einer gesetzlichen Neuregelung, der statt höheren Verkaufspreise wohl geringere Anbieter-Margen zur Folge haben wird. Stichtag ist der 01. Januar 2015.

Mit der Neu-Regelung der Umsatzsteuer auf digitale Dienstleistungen setzt die Bundesregierung zum neuen Jahr EU-Recht um. Bisher wurden Dienstleistungen, die auf elektronischem Wege an private Käufer erbracht wurden – neben E-Books zählen dazu etwa auch Hörbücher -, mit der Umsatzsteuer des Landes belegt, in dem der Händler ansässig ist. Länderübergreifend operierende Unternehmen wie Apple und Amazon haben ihren Firmensitz derzeit in Luxemburg, wo seit 2012 nur noch 3 Prozent Mehrwertsteuer (statt in Deutschland 19 Prozent) zu bezahlen sind. Dieser Steuervorteil hat zum neuen Jahr ein Ende: Ab dem 01. Januar 2015 müssen Unternehmen mit ausländischem Firmensitz den Umsatzsteuersatz erheben, der im Wohnland des Kunden gilt.

Indie-Autoren und Verlage zahlen drauf, Amazon vielleicht bald auch

Kollege Matthias Matting rechnet vor, was das für Indie-Autoren bedeutet: Um den Brutto-Verkaufspreis (also den Endkundenpreis) zum 01. Januar konstant zu halten, muss der Netto-Preis deutlich reduziert werden. Bei einem für 2,99 Euro verkauften E-Book bleiben künftig bei 70 Prozent Ausschüttung nur noch 1,76 Euro statt rund 2 Euro beim Autor hängen – eine Verschlechterung um mehr als 10 Prozent, die angesichts der Marktmacht von Amazon durchaus einen Unterschied in der Geldbörse machen wird.

Auch für Verlage verschlechtern sich die Konditionen – Amazon gibt seinen Steuervorteil derzeit nach unseren Informationen an die Verlage weiter. Im laufenden Konditionenpoker müsste Amazon hierzulande also doppelt tiefer in die Tasche greifen: Neben der generell geforderten höheren Umsatzbeteiligung müsste auch die steuerliche Verschlechterung ausglichen werden. Unmittelbarer Profiteuer der gesetzlichen Neuregelung sind Händler, die schon heute in Deutschland versteuern und künftig ein gutes Stück wettbewerbsfähiger sind.

Dass diese steuerliche Gleichstellung gerecht ist, dazu gibt es keine zwei Meinungen: Dass Amazon.de und etwa Thalia.de derzeit noch das gleiche E-Book zu unterschiedlichen Steuersätzen an den gleichen Kunden verkaufen, entbehrt jeglicher Logik. Freilich kann man Amazon.de als Wirtschaftsunternehmen auch nicht wirklich zum Vorwurf machen, von der Politik bereitwillig geöffnete Steuerschlupflöcher auch zu nutzen.

<Bildnachweis: Belege von Shutterstock>

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Kommentare


Neue USt.-Regelung: Exklusive Kindle-Titel teurer, Stores schließen » lesen.net 2. Januar 2015 um 14:26

[…] Netto-Verkaufspreis auszahlt, standen insbesondere exklusiv bei Amazon publizierende Indie-Autoren wie berichtet vor der Entscheidung, ihre eBooks entweder um mehr als 10 Prozent zu verteuern oder geringere […]

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