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E-Book-Prozess: Apple beklagt "drakonische Strafen"

ibooks1Fünf Jahre keine neuen E-Book-Verträge, das Ende der iTunes-Exklusivität bei In-App-Käufen, volle Kontrolle für die Justiz: Apple drohen im E-Book-Streit drastische Strafen mit weitreichenden Folgen. Das Unternehmen ist entsetzt.

Bereits im Juli hatte es das Gericht als erwiesen angesehen, dass Apple im Jahr 2010 illegale Preisabsprachen mit fünf großen US-Verlagen getroffen hatte. Demnach konnten die Verlage die E-Book-Preise im iTunes-Store selbst festlegen und mussten Apple eine Kommission von 30% zahlen. Dem damaligen Marktführer Amazon, der die Preise zum Ärger der Verlage nach eigenem Gusto festlegte (Wholesale Model), sollte so Marktanteile abgenommen werden. Das Gericht verurteile die Absprachen, da sie sowohl dem Wettbewerb als auch dem Verbrauchen schadeten.

Drastische Sanktionen gegen Apple

Die vom vergangenen Freitag vom US-Justizministerium ausgesprochenen Sanktionen müssen noch von einem Bundesrichter genehmigt werden. Sie sehen folgende Punkte vor:

  • Apple darf in den nächsten fünf Jahren keine konspirativen Verträge abschließen, die derartige Preisabsprachen beinhalten. Der Preis für E-Books wird – anders als in Deutschland – vom Händler festgelegt.
  • Apple darf künftig keine Absprachen und Verträge geheim halten. Zu diesem Zweck muss das Unternehmen einen unabhängigen Kontrolleur (,Antitrust Compliance Officer‘) zur Überwachung der internen Vorgänge bestellen – und auch noch selbst bezahlen.
  • Apple muss die bestehenden Verträge mit den fünf angeklagten Verlagen kündigen und die Absprachen mit konkurrierenden E-Book-Händlern auf Apple-Plattformen für zwei Jahre neu festlegen. Die Händler haben damit die Möglichkeit Links auf eigene E-Book-Stores und eigene Apps zu setzen. InApp-Käufe auf iOS-Devices können künftig also auch ohne das iTunes-Bezahlsystem getätigt werden.

Besonders die letzte Sanktion dürfte Apple besonders schmerzen. Künftig können konkurrierende E-Book-Händler eigene Anwendungen für iOS-Devices entwickeln und mobile Käufe ohne die Beteiligung von Apple anbieten. Apple hatte dies bisher strickt abgelehnt. Diese Entscheidung begünstigt beispielsweise Amazon, das die Bezahlung bisher über die eigene Website abgewickelt hat, um die 30%-Forderung von Apple zu umgehen. Künftig kann Amazon In-App-Käufe eigenständig auf iOS-Devices abwickeln.

Apple befürchtet massive Einschränkungen

Apple spricht von „drakonischen und strafenden Eindringen in das eigene Geschäftsmodell“. Die Sanktionen stünden in keinem Verhältnis zum Fehlverhalten und würden den Einfluss der Regierung stärken. Zudem sieht Apple seine „Geschäftsbeziehungen zu tausenden Partnern in verschiedenen Märkten“ in Gefahr. Dabei befürchtet Apple nicht nur im E-Book-Geschäft massive Beeinflussung, sondern im gesamten Content-Geschäft. Apple schlug angemessenere Beschränkungen vor, nahm das Verbot der Preisabsprache jedoch hin.

Im Rennen um die Marktführung auf dem amerikanischen E-Book-Markt hat das Apple einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Dem Unternehmen aus dem Silicon Valley sind von Seiten der Justiz künftig die Hände gebunden. Zudem werden alle Handlungen vom Kontrolleur überprüft. Der stärkste Konkurrent Amazon operiert derweil weiterhin mit aggressiver Preispolitik ohne eine ähnliche staatliche Regulierung. Das Gericht lies zudem offen, ob sich das Urteil nur auf den Vertrieb von E-Books bezieht oder ob Apple auch in anderen Content-Bereichen Einschränkungen zu befürchten hat.

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Kommentare


Peter 5. August 2013 um 17:45

Mal sehen ob die Regierung nicht wieder ein Veto einlegt um den Liebling Apple zu schonen. Das hatten die ja schon beim Iphone gemacht:
http://www.golem.de/news/streit-mit-samsung-us-regierung-setzt-sich-mit-veto-fuer-apples-iphone-ein-1308-100777.html

Antworten

Riddip 6. August 2013 um 10:38

Da kann man für oder gegen Apple sein wie man will, ich finde das auch etwas hart.
Immerhin hat Apple den Smartphone- und Tabletmarkt sowie den Appstore mehr oder weniger erfunden. Also sollten sie auch bestimmen dürfen wie die Verkaufsbedingungen auf ihrer Shop-Plattfom sind.
Man kann dieses strikte durchsetzen von Apple bekommt immer 30% natürlich schlecht finden, aber das gibt finde ich nicht das Recht es gleich zu verbieten.

Antworten

Jörg 7. August 2013 um 09:55

@Riddip:
Das sie das – für zwei Jahr wohlgemerkt und nicht für immer! – bei ebooks nicht machen dürfen ist nicht anderes als die Strafe, das sie mit illegalen Preisabsprachen bestehendes Recht gebrochen haben.

Finde ich selbst auch erheblich effektiver als eine Geldbuße, das wäre für Apple keine wirkliche Strafe.

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