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eBook Flatrate Readfy: "Uns geht es gut"

Inzwischen tummeln sich in Deutschland etliche Anbieter von eBook Flatrates, weitere Unternehmen stehen in den Startlöchern. Dass nicht alle Angebote Bestand haben werden, ist kein Geheimnis. In den letzten Wochen gab es branchenintern Spekulationen, das Düsseldorfer Startup Readfy könnte nach einem prominenten Abgang schon jetzt vor dem Ende stehen. Dort will man davon allerdings nichts wissen.

Als bislang einziger Anbieter in Deutschland versucht sich Readfy an einer werbefinanzierten eBook Flatrate. Der gesamte Katalog, derzeit bestehend aus knapp 40.000 Titeln von rund 900 Verlagen, kann kostenlos über die Readfy-Apps (iOS, Android) geschmökert werden. Im Gegenzug haben Lesende animierte Werbeanzeigen im Textumfeld in Kauf zu nehmen. Zur Ausspielung der Werbung ist außerdem eine permanente Online-Verbindung bei der Nutzung von Readfy von Nöten.

Bei der absoluten Titelzahl steht Readfy deutlich hinter den Rivalen Skoobe (> 120.000 Titel) und Kindle Unlimited (> 850.000 Titel) zurück. Vor allem aber fehlt es an Qualität, unter den meistgelesenen Titeln sind bekannte Namen weiterhin Mangelware. Dazu passt, dass das mit deutlichem Abstand beliebteste Genre der Readfy-Nutzer "Erotik" ist.

Dritter und letzter Gründer verlässt Readfy

Die Akzeptanz des Geschäftsmodells auf Seiten der Verlage ist also offensichtlich nach wie vor gering. In seiner kurzen Geschichte erlebte Readfy außerdem einen bedenklichen personellen Aderlass. Der anfängliche Geschäftsführer Felix Bauchspieß kehrte Readfy schon im Herbst 2014 den Rücken, ebenso wie Mitgründer Ryan D. Mullins. Als letzter der drei ursprünglichen Gründer verließ jetzt auch noch Frank Großklaus das Unternehmen. Auf der Fachkonferenz Publishers Forum (vergangene Woche in Berlin), wo diese Neuigkeit bereits im Flurfunk kursierte, wurde der Abgang gemeinhin als Indiz für ein baldiges Ende von Readfy gewertet.

Anschluss-Finanzierung in Sichtweite

Bei Readfy selbst will man davon nichts wissen. In einem am heutigen Montag veröffentlichten Update für die 1.363 Kleininvestoren, die zusammen über Companisto 500.000 Euro ins Startup steckten, wird die Bedeutung der Personalie als gering eingestuft. Großklaus sei "externer Berater" und später "angestellter Projektmanager" gewesen, dessen Aufgabe es im Wesentlichen gewesen sei, den Produkt-Launch zu begleiten. Jetzt, in der Wachstumsphase, "verschiebt sich unser Fokus automatisch hin zu anderen Themen".

Vielmehr liege man absolut im Plan: Die Verluste konnten eingedämmt und die Kosten zur Gewinnung weiterer Nutzer verringert werden. Die durchschnittliche Lesezeit pro aktivem Nutzer nehme kontinuierlich zu (derzeit 235 Seiten/Nutzer/Monat), Art und Umfang der eingeblendeten Werbung würde als akzeptabel befunden. Kurzfristig arbeite man daran, eine Investorenrunde abzuschließen, infolge dessen soll es neue Einstellungen und eine erhebliche Erweiterung des Marketing geben.

Im Gespräch mit lesen.net bekräftigte die aktuelle Readfy-Chefin Miriam Behmer, ehemals in leitender Funktion bei eBook.de tätig, um Readfy müsse man sich keine Sorgen machen. Die Bedeutung von Frank Großklaus für Readfy sei deutlich geringer gewesen, als das nach Außen hin den Anschein gemacht habe. Wichtiger sei, dass der Technikchef von Anfang an dabei ist und auch bleibt.

Neuer Aggregator an Bord

Auch an der Contentfront sei man voll im grünen Bereich. Abgesehen von Self-Publishing-Dienstleistern wie BoD arbeite man nur mit Aggregatoren zusammen. Gerade erst habe man hier Kontor New Media (gehört mehrheitlich Edel) ins Boot geholt, über den weitere Verlage in den Readfy-Katalog eingespielt werden. Die derzeitigen Investorengespräche seien vielversprechend.

Schwieriges Umfeld für alle

Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen bei Readfy haben es alle Flatrate-Anbieter mit einem schwierigen und hart umkämpften Markt zu tun. Verlage fürchten eine Kannibalisierung ihrer lukrativeren Verkäufe und verweigern sich den Plattformen komplett oder speisen nur ältere Titel ein – letzteres ist gut zu beobachten bei Skoobe. Damit sind diese Dienste wiederum nur mäßig attraktiv für Lesefreunde macht. Dass die Sorgen der Verlage nicht unbegründet sind, illustrieren Erfahrungen der Musikindustrie sowie ganz aktuell bei Kindle Unlimited, wo viele Romantik-Indie-Autoren erodierende Umsätze erleben und sich teilweise schon wieder zurückgezogen haben.

Ehemaliger Musikstreaming-Marktführer am Ende

A propos Musikindustrie: Der einstige deutsche Musikstreaming-Marktführer Simfy hat seine Geschäftstätigkeit zum 30. April weitgehend eingestellt. Die Simfy GmbH befindet sich bereits in Liquidation.

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Kommentare


FreeRead: Top Biographien und Ratgeber in gratis App lesen » lesen.net 30. Juli 2015 um 11:51

[…] ging das Düsseldorfer Startup Readfy vor einem knappen Jahr ans Netz, das Sortiment ist aber noch überschaubar – es fehlt die Akzeptanz der großen Verlage fürs Geschäftsmodell. Nun gibt es […]

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