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Kobo übernimmt Tolino: Fragen und Antworten

Das neue E-Reading-Jahr startet turbulent: Still und heimlich haben sich Rakuten/Kobo und die deutsche Telekom auf eine Übergabe der technischen Schirmherrschaft der Tolino-Allianz geeinigt. Alles Wichtige zur Übernahme und was sich für Tolino-Leser ändert.

Am heutigen Montag bestätigte die Deutsche Telekom per Pressemitteilung, was wir bereits am gestrigen Neujahrstag publik machten. Demnach übernimmt der kanadische E-Reading-Spezialist Kobo von Februar an sukzessive den Techologie-Part an der Tolino-Allianz, dem E-Reading-Zusammenschluss der großen deutschen Buchhändler Thalia, Weltbild und Hugendubel (plus die "Assoziierten Partner" Osiander, Mayersche und Libri). Die Übernahme muss noch vom Bundeskartellamt abgenickt werden, das sehen aber offenbar alle Parteien als Formsache an.

Am heutigen Nachmittag lud die Tolino-Allianz Journalisten kurzfristig zum Conference Call mit den alten und neuen Spitzen der Tolino-Allianz. Dabei waren Weltbild-Chef Sikko Böhm, Thalia-Chef Michael Busch, Nina Hugendubel, Telekom-E-Publishing-Leiter Felix Wunderer und Kobo-CEO Michael Tamblyn. Wir fassen die wichtigsten Informationen aus Pressemitteilung und Pressegespräch zusammen.

Ich besitze ein Tolino-Lesegerät. Was ändert sich für mich?

Nichts. So kommunizieren es zumindest die Tolino-Alliierten und wollen damit die zahlreichen Leser-Sorgen angesichts des Stabwechsels von Deutscher Telekom zu einem gemeinhin unbekannten Spezialisten zerstreuen. So betonte Thalia-Chef Michael Busch im Pressegespräch, "Kunden müssen sich keine Gedanken machen und jetzt anfangen, irgendwelche Daten zu sichern".

Die aktuellen Tolino-Lesegeräte sollen weiterhin mit Firmware Updates versorgt werden und im Sortiment der Tolino-Partner bleiben. Der 25 Gbyte Cloud-Speicher powered by Deutsche Telekom bleibt ebenso erhalten wie die kostenlose Nutzung der Telekom Hotspots. Unsere Frage, wie lange das garantiert der Fall ist, konnte Telekom-Manager Felix Wunderer nicht beantworten. Man rede hier allerdings nicht von Tagen oder Wochen, sondern von Jahren.

Wie geht es mit der Marke Tolino weiter?

Die Marke Tolino bleibt im deutschsprachigen Raum erhalten. Alles andere wäre auch verwunderlich, haben die Alliierten in den letzten knapp vier Jahren doch viel Geld und Aufwand in die Markenbekanntheit verwendet.

Wird es künftig noch "echte" Tolino-Lesegeräte geben?

Kobo Aura One

Jein. Künftige Tolino-Lesegeräte werden von Kobo konzipiert und entwickelt, am Ende des Tages wird dann nur noch das Tolino-Logo aufs Gehäuse gepappt und der Shop des jeweiligen Tolino-Partners bei der Firmware voreingestellt. Künftig gibt es dann etwa einen Kobo Aura One und einen Tolino Aura One, die technisch baugleich sind.

Nina Hugendubel betonte allerdings im Pressegespräch, man habe die Möglichkeit, von Deutschland aus eigene Wünsche an Kobo heranzutragen, die dann bei der Hardware-Entwicklung berücksichtigt würden. Auch die Firmware wird unterschiedlich leistungsfähig sein, direkt bei Kobo gekaufte Lesegeräte werden etwa keinen Cloud-Speicherplatz und Telekom-Hotspot-Nutzung mitbringen und haben natürlich einen anderen Store an Bord.

Wo steht die Tolino-Allianz?

Entgegen der allseits propagierten Stagnation im deutschen eBook-Markt entwickeln sich die Tolino-Partner prächtig. Nina Hugendubel bilanzierte ebenso wie Weltbild-Chef Sikko Böhm und Thalia-Chef Michael Busch "ein hohes zweistelliges Wachstum" (also nahezu eine Verdopplung) des Digital-Geschäfts im vergangenen Jahr. Einen direkten Vergleich mit der Kindle-Plattform wollten die Tolinos aber nicht ziehen.

Was ändert sich überhaupt?

Michael Busch sprach von einer "Ressourcenbündelung", um dem gemeinsamen Rivalen Amazon noch besser Paroli bieten zu können. Was davon letztlich der Leser spüren wird – über baugleiche Tolino- und Kobo-Lesegeräte hinaus -, ist schwer abzuschätzen.

Synergien gäbe es etwa auch im Bereich Distribution, derzeit gibt es mit Tolino Media und Kobo Writing Life zwei getrennte Self-Publishing-Dienstleister. Möglich auch, dass sich Kobo mittelfristig als Marke vom deutschen Markt zurückziehen wird und sich ganz auf die technische Führung der Tolino-Allianz konzentriert (ebenso wie das die Telekom nach dem Ende von Pageplace gemacht hat). Das ist aber höchst spekulativ – beim Pressegespräch wollten die Tolino-Partner eine solche Entwicklung nicht kommentieren – und wird sich wohl erst im nächsten Herbst beurteilen lassen, wenn die nächste Geräte-Generation in den Startlöchern steht.  Update: Ein Kobo-Sprecher hat dem Fachblog The Digital Reader bestätigt, dass Kobo im deutschsprachigen Raum künftig ganz auf Tolino als E-Reading-Marke setzt. Für Bestandskunden würden Plattform und Geräte-Firmware weiter gepflegt; neue Kobo-Geräte wird es in Deutschland damit aber wohl nur mit Tolino-Branding geben.

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Kommentare


Kobo vor Übernahme von Tolino » lesen.net 2. Januar 2017 um 17:51

[…] [Update 02.01.17: Kobo übernimmt Tolino – Fragen und Antworten] […]

Antworten

M. Boie 26. September 2017 um 16:04

Kann ich einen Kobo-Reader am Tolino-Shop betreiben?

Antworten

d.Tessin 29. Dezember 2019 um 18:45

Auf dem Tolino geht eher nichts mehr. Ich kann nur abraten, noch Hoffnung in die Zukunft des Geräts zu setzen. Was man auch immer macht, man landet auf Thalia. Das ist einfach eine Frechheit.

Antworten

Mike Flint 5. August 2023 um 18:15

Ich habe seit länger ein Tolino. Wäre schön, wenn ich mich damit bei Kobo anmelden könnte, damit meine Kobo Bücher sich automatisch syncen würden.

Antworten

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