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Weltbild-Rettung gerät zur Farce: Paragon raus, Droege übernimmt

Die Rettung der seit Anfang des Jahres insolventen Verlagsgruppe Weltbild nimmt eine weitere überraschende Wendung. Der vom Insolvenzverwalter als idealer Partner präsentierte und von der Branchenpresse schon als Heilsbringer gefeierte Finanzinvestor Paragon hat sich aus den Verhandlungen verabschiedet (richtiger: wurde herausgedrängt). Statt dessen soll es nun die Droege-Gruppe richten – ein Konglomerat, die unter anderem Amazon Leiharbeiter zur Verfügung stellt.

Am heutigen Mittwoch gab Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den neuen Status Quo auf einer Betriebsversammlung bekannt, berichten und Buchreport. In der kommenden Woche sollen die Übernahmeverträge mit der Droege-Gruppe unterschrieben werden – zu was für Bedingungen, ist noch unklar. Bei Paragon gab es bis zuletzt Unstimmigkeiten über die Zahl der weiter beschäftigen Mitarbeiter und der zu erhaltenden Buchhandelsfilialen von Weltbildplus.

Klar ist: Wie auch beim Paragon-Deal will Geiwitz auch nach einer Übernahme von Weltbild zunächst an Board bleiben und seine Anteile dann später zugunsten der Gläubiger verkaufen. Der Deal soll (diesmal aber wirklich) in trockenen Tüchern sein, betont Droege-Chef Walter Droege: "Wir sind uns handelseinig und inhaltlich absolut beieinander".

Amazon-Partner übernimmt Amazon-Konkurrenten

Sein Unternehmen wird ebenso wie Paragon einem Großteil der Branche kein Begriff sein, die Töchter des Beratungs- und Investmenthauses in Familienbesitz sind es schon eher. So ist bei Trenkwalder International, einem Personaldienstleister in Droege-Besitz, der "Kritik"-Abschnitt im Wikipedia-Artikel länger als die Unternehmensbeschreibung – und besteht einzig aus der Zusammenarbeit von Trenkwalder mit Amazon. Die Arbeitsbedingungen und Konditionen von Trenkwalder-Leiharbeitern bei Amazon waren ein wesentlicher Bestandteil der ARD-Reportage Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon, die vor anderthalb Jahren sozusagen den Startschuss für die bis heute andauernde Amazon-Kritik gab.

Dass ein großer Amazon-Konkurrenz nun von einem großen Amazon-Geschäftspartner übernommen werden soll, treibt den strukturellen Wandel in der Buchbranche auf die Spitze. Davon ab kann man den geplanten Droege-Einstieg anhand der bislang vorliegenden Informationen nicht seriös einordnen. Schon bei Paragon überschlugen sich Branchenpresse ("Großes Aufatmen") und auch viele Mitarbeiter ("Wir sind erleichtert") mit Vorfreude, das Ende ist bekannt. Den Mitarbeitern, aber auch der Branche und im Endeffekt auch den Kunden ist zu wünschen, dass es diesmal klappt und ein starkes Weltbild erhalten bleibt.

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Kommentare


Weltbild droht zweite Pleite » lesen.net 7. November 2014 um 10:15

[…] Freude über die vorläufige Rettung der einstmals größten deutschen Buchhandelskette ist inzwischen […]

Antworten

Thalia wechselt den Besitzer: Herder übernimmt » lesen.net 11. Juli 2016 um 16:35

[…] die ja per definition nur temporär ist. Die Entwicklung des Weltbild-Konzern nach der Übernahme durch den Investoren Walter Droege spricht für […]

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