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"Der Circle": 7 weitere Netz-Dystopien, die Angst machen

Der Circle (epub bei ebook.de) von Dave Eggers ist derzeit in aller Munde.  Der am vergangenen Donnerstag erschienene dystopische Roman um eine fiktive Silicon-Valley-Firma, die das komplette Leben ihrer Kunden online transparent macht, trifft einen Nerv. Wir stellen sieben weitere Romane vor, die sich auf die eine oder andere Art mit der dunklen Seite des Netzes befassen.

Spiegel Online initiierte eine Leserunde, für die "Zeit" ist es "ein Manifest unserer nahen Zukunft", die deutsche Hardcover-Ausgabe ist bei Amazon.de restlos vergriffen: "Der Circle" ist zweifellos die meistdiskutierte Neuerscheinung des Buchsommers 2014. Dabei wandelt Autor Dave Eggers auf durchaus bekannten Pfaden – in den letzten vier Jahrzehnten erschienen zahlreiche Romane, die düstere Zukunftsvisionen über die Schattenseiten der schönen neuen Internetwelt sponnen.  Hier sind unsere sieben Empfehlungen.

Snow Crash (epub bei ebook.de)snowcrash
von Neal Stephenson (1992), 8,99 Euro, 544 Seiten

In der Zukunft gibt es keinen Staat mehr. Die Gesetze werden von allmächtigen Franchises bestimmt. Hiro Protagonist, der, nunja, Protagonist, ist der "letzte freiberufliche Hacker", exzellenter Schwertkämpfer und arbeitet als Pizzakurier für die Cosa Nostra. Im Laufe des Romans kommt er im "Metaversum", einer virtuellen Realität, und in der realen Welt einer Verschwörung auf die Spur, in deren Zentrum ein neurolinguistischer Virus steht, der aus der virtuellen Welt heraus töten kann.

Das Buch ist eine Abrechnung mit dem viralen Konzept Religion – und kann für sich in Anspruch nehmen, gleich doppelt Netzgeschichte geschrieben zu haben. Zum Einen war das Metaversum explizit Vorbild für die gehypte und wieder eingegangene Parallelwelt von Second Life. Zum anderen führte das Buch das Wort "Avatar" in den Netz-Jargon ein.

Toggle (epub bei ebook.de)toggle
von Florian Felix Weyh (2012), 17,99 Euro, 423 Seiten

In einer nicht allzu fernen Zukunft möchte der Suchmaschinengigant "Toggle" die Demokratie entscheidend verbessern: Die Anzahl der Stimmen, die jeder Mensch bei Wahlen hat, soll von einem hochentwickelten Algorithmus auf Basis seines Lebenswandels festgelegt werden. Nur ist die Grundlage für den Algorithmus in einem längst vergessenen Manuskript versteckt, und die Daten, die er bräuchte gehören Toggles Konkurrenten MyFace. Um beides entbrennt ein heißes Rennen. Weyh legte schon ein Jahr vor Snowden ein Buch vor, das die NSA-Affäre zwar nicht vorwegnimmt, aber doch die Marschrichtung vorgibt: Wer die Daten kontrolliert, der kontrolliert die Welt.

Bleeding Edge (epub bei ebook.de)pynchon
von Thomas Pynchon (2013), 25,99 Euro, 608 Seiten

New York im Jahr 2001 – die Dotcom-Blase ist geplatzt, der 11. September steht noch bevor. Irgendwo zwischen den Zwangsräumungen der Silicon-Alley-Lofts und Serverfarmen in der Arktis schwebt der typische enzyklopädisch-geheimnisvolle und genial-verworrene Pnychon-Plot immer weiter auf 9/11 zu. Pynchon greift in seinem Roman den Kapitalismus an, der die letzten freien Ecken des Netzes vereinnahmt. Die Links oben gehen zur deutschen Ausgabe, die im September erscheint und leider äußerst ambitioniert bepreist ist. Die Originalausgabe gibt es für 9,09 Euro.

Ready Player One (epub bei ebook.de)p1
von Ernest Cline (2011), 8,99 Euro, 512 Seiten

Im Netz  ists schöner als zuhause – vor allem im Jahr 2044, vor allem in einer utopischen Onlinewelt namens OASIS. Auch Wade, die Hauptfigur des Romans, lenkt sich dort von der tristen Realität ab. So lange, bis er in OASIS zufällig einen Hinweis auf einen Schatz entdeckt, den er legendäre und verstorbene Gründer der Welt dort versteckt haben soll. Wade wird auf einen Schlag berühmt – und lebt gefährlich. Sowohl online wie auch in der realen Welt soll ein Killerkommando ihn umbringen.

Clines Roman ist nicht nur eine bitteres Spiel mit der Realität einer Welt, in der die fossilen Brennstoffe langsam ausgehen und Menschen vor der echten Welt flüchten. Sie ist auch ein fulminantes Spiel mit Symbolen der 80er Jahre. So steckt beispielsweise einer der Hinweise auf den Schatz in einem virtuellen Pac-Man-Automaten, der den Hinweis nur nach einem perfekten Spiel freigibt.

Die Neuromancer-Trilogie (epub bei ebook.de)neuromancer
von William Gibson (1984ff), 8,99 Euro, 993 Seiten

Mit seiner legendären Neuromancer-Trilogie war William Gibson ein Vorreiter: Nicht nur waren die Bücher die ersten, die in einer virtuellen Welt spielen. Er nannte diese Welt "Cyberspace" – ein Wort, dass auch in den alltäglichen Sprachgebrauch überging. In den drei Romanen geht es um eine künstliche Intelligenz, die  im Laufe der Zeit sich selbst erschafft und ein eigenes Bewusstsein in der Matrix ausbildet. Tatsächlich aber lässt sich die  Handlung – und die kulturelle Tragweite – der drei Romane kaum auf wenig Platz zusammenfassen. Große Leseempfehlung!

Backup (epub bei ebook.de)backup
von Cory Doctorow (2007), 6,99 Euro, 288 Seiten

In Doctorows Roman leben Menschen ewig – ihre Erinnerungen werden einfach als Backup in einer Cloud gelagert, das Backup in Ersatzkörper zu transportieren ist dann kein Problem mehr. Der Roman spielt in einem Utopia, in dem sämtliche Grundbedürfnisse der Menschen kostenlos erfüllt werden. Sie können allerdings reicher werden, also sich mehr Wünsche erfüllen, wenn sie Punkte im weltweiten sozialen Netz sammeln.  Julius, die Hauptfigur des Romans, verdient sich seine, indem er in Disneyland am Spukhaus arbeitet, sein Lebenstraum. Die Konkurrenz allerdings schläft nicht und möchte ihm sein Lebensprojekt wegnehmen – für das sie auch bereit ist, Julius zu ermorden. Mehrmals. Ein düsteres Buch über die Implikationen eines allgegenwärtigen sozialen Netzwerks.

Daemon (epub bei ebook.de)daemon
von Daniel Suarez (2006), 9,99 Euro, 640 Seiten

Das Computergenie Matthew Sobol stirbt. Seine Hinterlassenschaft: Ein Virus, der sich rasant ausbereitet und beginnt, die Welt zu verändern. Gefängnisinsassen und Arbeitslose kämpfen für ihn, er lässt Waffen bauen, er verübt Morde. Langsam baut sich der Computervirus die Welt um, nach dem Bild eines Mannes, der nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden kann. Die Technik, die Suarez beschreibt ist dicht an der, die uns heute schon zur Verfügung steht. Die Angst, mit der er spielt ist die Frage nach dem, was passiert, wenn wir die Kontrolle darüber verlieren.

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