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Ebooks offline kaufen – neue Geschäftsmodelle durch NFC

nfc e-inkWissenschaftler der Universitäten Washington und Massachusetts Amherst haben in Zusammenarbeit mit Intel ein E-Paper-Display entwickelt, das allein durch die NFC-Technologie betrieben wird. NFC (Near Field Communication) ermöglicht das Übertragen von Daten und wird bereits in vielen Smartphones eingesetzt, die dann mittels einer App zum bargeldlosen Bezahlen an entsprechenden Terminals genutzt werden können. Auch eBooks ließen sich über diesen Weg auf elektronische Lesegeräte übertragen und bezahlen, erste Pilotprojekte gab es bereits.

NFC-Möglichkeit 1: eBook Reader mit Strom über NFC versorgen

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Das im Video gezeigte Beispiel funktioniert, weil eBook Reader nur beim "Umblättern“, also einem Wechsel der Ansicht, Strom benötigen. Kleinste Strommengen reichen dabei aus. Der E-Ink-Bildschirm des Prototypen ist nur 2,7" groß. Nate Hoffelder von The Digital Reader merkt an, dass größere eBook-Reader-Displays für das Prinzip kaum taugen würden, da sie mehr Strom verbrauchen – außer, man hält sein Smartphone, die Energiequelle, für eine lange Zeit an das E-Paper-Display.

NFC-Möglichkeit 2: Kontaktfrei und bargeldlos bezahlen mit Bankkarte und Smartphone

Zu Jahresbeginn 2013 hat die Douglas Holding, zu der auch Thalia gehört, in ihren Geschäften das bargeldlose Zahlen mit NFC-fähigen Smartphones und Kreditkarte eingeführt. Dazu werden Kreditkarte oder Smartphone im Abstand von maximal 4 cm über das entsprechend eingerichtete Gerät gehalten. Bis zu einem Betrag von 25 Euro erfolgt die Transaktion unterschriftslos, bei einer höheren Summe muss sich der Käufer mit seiner Signatur oder Geheimzahl verifizieren.

Immer mehr Banken setzen den NFC-Standard in ihren Bankkarten ein. Darunter sind die Banken BW-Bank, comdirect, DKB, Landesbank Berlin, Targobank, Volkswagen-Bank und Postbank, die als Partner von Visa NFC-fähige Kreditkarten (Paywafe) ausgeben. Bis Ende 2013, schätzt VISA, sollen 2 Millionen Kreditkarten in Deutschland im Umlauf sein, die kontaktloses Bezahlen ermöglichen. Die Abrechnung erfolgt über das Kreditkartenkonto. Dasselbe Verfahren bietet auch Mastercard an, hier heißt es Paypass und wird sowohl bei den Kredit- als auch Debitkarten (Maestro) eingesetzt. Ausgabestellen sind unter anderem die Commerzbank und einige Sparda-Banken.

Auf eine andere Variante setzen die Sparkassen: Sie bieten die Sparkassen-Card mit sogenannter "girogo“-Funktion an, die wie eine Geldkarte funktioniert, nur eben kontaktlos: Die Karte muss vorher mit Guthaben aufgeladen werden. Schnell bezahlen lassen sich damit aber nur Beträge von bis zu 20 Euro. Die Douglas-Holding unterstützt neben anderen Händlern auch diese Zahlungsweise, zur Zeit jedoch nur in der Pilotregion im Großraum Hannover/Braunschweig/Wolfsburg. Ende 2013 soll girogo bundesweit verfügbar sein.

Android setzt auf NFC, Apple auf Passbook – oder?

Bei Smartphones ist NFC vor allem unter denen mit Marktführer-Betriebssystem Android verbreitet. Im Jahr 2012, meldete die GfK, waren 26 Prozent aller in Europa verkauften Smartphones in Europa mit NFC ausgestattet – Tendenz steigend. Darunter sind Geräte aller Preisklassen. Auch einige Tablets sind mit NFC ausgerüstet, unter anderem die Google-Geräte Nexus 7 und 10. Eine Übersicht findet sich hier.

Und was ist mit Apple? Erst kürzlich hat das Medienunternehmen ein Patent angemeldet, das eine künftige Nutzung von NFC-Chips im iPhone vermuten lässt. Damit könnte die bisherige Form des Verschenkens von Inhalten via E-Mail und Download durch eine weitere, komfortablere Möglichkeit ergänzt werden. Bisher hielt der Hersteller NFC als Bezahltechnologie für überflüssig, da die notwendigen Infrastrukturen bei Händlern fehlten. Die hauseigene App "Passbook“ erfülle ebenso den Wunsch des Kunden, mit dem Handy zu zahlen, argumentierte Apple.

Passbook ist jedoch eher eine digitale Verwaltung von Kundenkarten, Tickets und Gutscheinen. Bei Gebrauch zückt der Besitzer dann nur noch sein iPhone an der Kasse (oder zum Beispiel auch beim Boarding) und lässt den Barcode der in Passbook hinterlegten Eintrittskarte einscannen. Sollte auch Apple sich für den Einsatz von NFC entscheiden, könnte das der Technologie einen weiteren Schub auf dem Markt geben.

Sicherheitsbedenken

Skepsis ist angebracht. Das neue Bezahlverfahren ist zwar komfortabel, aber ist es auch sicher? Datenschützer machten in einem Spiegel-Artikel darauf aufmerksam, dass Dritte mit Hilfsmitteln auch über längere Distanz den Code, den die Karten senden, auslesen könnten. Damit könnten Händler die Einkaufsgewohnheiten ihrer Kunden überwachen. Die Sparkassen-Finanzgruppe argumentierte dagegen, dass über den Code keine Rückschlüsse auf den Käufer möglich sind.

Einige erfolgreiche Angriffe gab es auch von Seiten diverser Hacker, die ausprobierten, ob sich die Kartendaten auslesen und auf eine andere Karte übertragen lassen. Schutz gegen das Ausspähen verspricht jedoch der simple Trick, die Karte in ein Metalletui zu stecken oder sie in Alufolie zu kleiden.

NFC-Möglichkeit 3: eBooks „offline“ kaufen – NFC in eBook Readern

NFC-Tags sind programmierte Mikrochips, die so klein beziehungsweise dünn sind, dass sie zum Beispiel auch auf dem Schutzumschlag eines Buches angebracht werden können. Kunden hätten dann die Möglichkeit, Rezensionen, Leseproben oder andere Zusatzinformationen vor Ort auf ihrem Smartphone angezeigt zu bekommen. In ähnlicher Form wird dies schon jetzt durch QR-Codes umgesetzt. Sie haben jedoch gegenüber NFC die Nachteile, nur eine sehr begrenzte Anzahl von Daten übermitteln zu können und auf ein gedrucktes Zeichen angewiesen sein zu müssen. NFC-Tags können hingegen unsichtbar verarbeitet werden und sind unabhängig von günstigen Lichtverhältnissen. Für QR-Codes spricht, dass er einfach nur gedruckt werden muss und damit in der Herstellung günstiger ist. Außerdem kann der NFC-Tag nur bei sehr nahem Abstand ausgelesen werden. Abgesehen davon ist die noch geringe Verbreitung der NFC-Technologie in Smartphones (die QR-Codes durch die eingebaute Kamera in jedem Fall lesen können) ein ausschlaggebendes Argument dafür, dass NFC eher eine Technik der Zukunft für die Buchproduktion sein könnte.

Ihr Gegenstück fänden NFC-Tags in den in Smartphones eingebauten Chips. Denkbar wäre ebenfalls der Einsatz von NFC in eBook Readern, die beim Kauf von eBooks beim Buchhändler im folgenden Szenario zum Einsatz kämen: Nach einer kompetenten Beratung beim Buchhändler des Vertrauen kann der Käufer sich individuell für das gedruckte oder digitale Buch entscheiden. Er hält sein Lesegerät einfach über ein Exemplar des Buches oder einen vom Buchhändler installierten Punkt – und einen Moment später hat er das bargeldlos bezahlte eBook auf seinem Reader. Was zur Zeit noch wie Science Fiction klingt, schien bei Barnes & Noble einmal kurz vor der Umsetzung zu stehen.

VorstoĂź von Barnes & Noble verlief im Sande

barnes nobleIm Mai 2012 verkündete der damalige Chef des größten amerikanischen Buchhändlers nach Amazon gegenüber dem Fortune Magazine, dass sie Lesegeräte mit NFC-Technologie planten – ein genauer Termin wurde jedoch nicht genannt. Bis heute wurde das Vorhaben nicht umgesetzt. Dazu mag die starke Konkurrenz zu Amazon beigetragen haben – vor allem das Nook Tablet sorgte für herbe Verluste, CEO William Lynch nahm kurze Zeit nach Bekanntgabe der Zahlen seinen Hut. Mit ihm könnte auch die NFC-Idee das Unternehmen verlassen haben.

Dem stationären Buchhändler sollte jede Möglichkeit, Atome und Bytes, Offline- und Online-Geschäft kundenfreundlich miteinander zu kombinieren, einen Gedanken wert sein. Auch wenn NFC sich nicht durchsetzen sollte, können andere Datenübertragungsformen an dessen Stelle treten und eine Buchhandlung, die eBooks nach einem Beratungsgespräch dem Kunden direkt "in die Hand drücken“ kann, bleibt nicht nur eine schöne Fiktion.

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Kommentare


ReaderT2 29. August 2013 um 21:29

Na endlich tut sich in der Richtung mal was. Wird auch Zeit, daß die Erwerbsmöglichkeit von eBooks ausgebaut wird um in paar Jahren den bequemen Einkauf von eBooks im Buchhandel zu ermöglichen.
Jetzt noch passende eBook-Reader, dann passt die Sache.
Denn dann kann ausgesucht werden, ob ĂĽber WLAN oder in der Buchhandlung ĂĽber NFC ein eBook gekauft wird.
Das ermöglicht, bei einem Einkaufsbummel mit dem eBook aus der Buchhandlung zu kommen und gleich zu lesen, ohne es lange über eine Internetverbindung runterladen zu müssen.
Wenn das so wird, wie ich es mir gerade vorstelle, bin ich begeistert.

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Shpock, doo, LG. 30. August 2013 um 13:13

[…] E-Books sollen bald auch offline gekauft werden können. Wissenschaftler der Universitäten Washington und Massachusetts haben gemeinsam mit Intel ein E-Paper-Display entwickelt, welches einzig und allein durch NFC betrieben wird. “Lesen.net” zeigt, welche Geschäftsmodelle fĂĽr die NFC-Ăśbertragung und Bezahlung von E-Readern derzeit getestet werden. lesen.net […]

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Stationärer Handel und E-Books: Neue Geschäftsmodelle durch NFC Technologie | digital publishers 31. August 2013 um 17:28

[…] Zum Artikel bei Lesen.net […]

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