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EPUB3 vs. KF8: Möglichkeiten und Grenzen im Vergleich

Apps können singen, tanzen, verführen, arbeiten – kurzum, sie zeigen alle Möglichkeiten digitaler Produkte. Aber der App-Markt ist für Verlage verdorben: Man kann mit klassischen Verlagsprodukten kaum Geld verdienen. Deshalb hoffen alle auf die Erweiterungen im eBook-Bereich, um dort auch anspruchsvollere Produkte anbieten zu können.

Seitdem der Produkttyp enhanced eBook Furore gemacht hat, haben sich im Markt unterschiedlichste technische Implementierungen verbreitet. Einige davon sind als abgeschlossene und standardisierte Dateiformate anzusehen, das heißt, sie haben eher den Charakter eines eBooks. Andere wiederum sind nur im Kontext mit spezialisierten Content-Apps verwendbar beziehungsweise werden in Form einer ausführbaren Anwendung an den Kunden distribuiert. Für die Erstellung in Form einer standardisierten eBook-Datei, die über die großen eBook-Shops vertrieben werden kann, haben sich hauptsächlich zwei Dateiformate entwickelt: EPUB3 und KF8. Wir zeigen Möglichkeiten und Grenzen im Vergleich.

EPUB3

Mit EPUB3 wurde vom IDPF der Nachfolge-Standard von ePub 2.0.1 definiert, der in Zukunft für die Erstellung von eBooks verwendet werden und die alte ePub-Version langfristig ablösen soll. EPUB3 basiert genauso wie die Vorgänger-Version auf einem ZIP-Container mit integrierten HTML-Dokumenten und einigen XML-Beschreibungsdateien. Allerdings wurden alle Bestandteile auf die jüngste Version der momentan gängigen Webtechnologien aktualisiert. EPUB3-Dateien bleiben damit auch abgeschlossene Content-Dateien, die mit einer eBook-Reader-Software angezeigt werden können. Dadurch entstehen folgende neue Möglichkeiten:

  • Durch die Verwendung von HTML5 als Dokumentsprache und CSS 2.1 für die Layout-Beschreibungen entstehen deutlich verbesserte Gestaltungsmöglichkeiten für die Textinhalte.
  • Font-Einbindung ermöglicht eine weitgehende Übernahme einer vorhandenen Verlags-CI. Mit den neu eingeführten „Media Queries“ können Inhalte je nach Eigenschaften eines Endgerätes differenziert dargestellt und an die jeweilige Umgebung angepasst werden.
  • Im Multimedia-Bereich können nun Audio- und Video-Dateien mit in die EPUB-Datei eingebettet werden. Durch die sogenannten „Media Overlays“ ist Synchronisation von Audio mit dem Textfluss möglich, etwa für Vorlese-Funktionen.
  • Mit den „Fixed Layouts“ sind nun auch Darstellungen für vorgegebene Seiten-Rahmen möglich, die anhand von fixer CSS-Positionierung über Pixel-Koordinaten eine layoutgetreue Umsetzung von Print-Seiten und ihrer Inhalte erlauben.
  • Mit der Einbindung der XML-Standards SVG für skalierbare Vektorgrafiken und MathML für mathematische Formeln können deutlich bessere Darstellungen für diese Content-Typen realisiert werden.
  • Innerhalb der HTML-Dokumente dürfen nun Javascript-Funktionen verwendet werden, um dynamische und interaktive Komponenten zu realisieren.

KF8

Das von Amazon im Frühjahr 2012 eingeführte Datei-Format KF8 ist quasi als das Gegenstück von EPUB 3 im Amazon-Ökosystem anzusehen. Amazon bleibt damit bei seiner Politik des proprietären und nur dort lesbaren Formates innerhalb seiner Kindle Reader-Umgebung. KF8 unterscheidet sich vom Vorgänger-Format Mobipocket in folgenden Punkten:

  • Ähnlich wie in EPUB 3 sind durch die Unterstützung einer großen Zahl von CSS-Eigenschaften sehr viel mehr Formatierungsmöglichkeiten für Inhalte gegeben.
  • Audio- und Video-Dateien können ebenfalls in KF8 verwendet werden. Jedoch ist es momentan noch von der Hardware bzw. Software des jeweiligen Kindle abhängig, ob diese auch abgespielt werden können.
  • KF8 beinhaltet wie EPUB 3 eine Spezifikation für Fixed Layouts, allerdings entspricht diese weder der im EPUB 3-Standard, noch der von Apple verwendeten. Für die Darstellung von Comics wurde hier mit den „Panel Views“ eine spezielle Funktion integriert, der über die dort erlaubten “Region Magnifications” eine komfortable Navigation für diesen Content-Typ erlaubt.
  • In KF8 ist momentan kein dynamischer Content in Javascript zugelassen und mittelfristig auch nicht geplant.

Features im Vergleich

Die Features und Funktionen im Vergleich zeigt der folgende Überblick:

epub3vskf8

Jüngste Entwicklungen im Markt

Für EPUB3 haben im Laufe des Jahres sowohl Google in seiner Play Book-Anwendung als auch Sony in seiner Reader-Anwendung zumindest partielle Unterstützung eingeführt. Allerdings beschränkt sich diese jeweils auf ein begrenztes Subset der EPUB3-Funktionen. In den USA haben sich über die AAP als Branchenverband die größten namhaften Verlage in einer Initiative zusammengetan, um die Implementierung von EPUB3 voran zu bringen.

Amazon setzt dagegen mehr auf den Ausbau von Funktionen seiner Kindle-Anwendung, als auf neue Features für KF8. Neben einer im Laufe des Jahres ausgerollten Vorlese-Funktion und dem bereits länger bekannten X-Ray-Features für automatisiert erstellte Glossare stehen hier vor allem Features wie eigene integrierbare Wörterbücher, die Integration der Goodreads-Community in das Kindle-Ökosystem oder langfristig auch die Integration extern gehaltener Multimedia-Erweiterungen auf der Agenda.

"epub3 vs KF8" auf der Buchmesse

Zum Thema gibt es auf der Frankfurter Buchmesse den Vortrag “EPUB3 und KF8 – Marktüberblick, Möglichkeiten und Grenzen der aktuellen Enhanced E-Book-Formate” am 09.10.2013 von 15:00 – 15:30 und am 10.10.2013 von 12:00 – 12:30  (Stand der XML-Schule, Halle 4.2 M81). Hier finden auch weitere interessante Vorträge rund um XML, eBook-Erstellung und medienneutrales Publizieren statt.

 Von Fabian Kern. Ursprünglich publiziert bei smart-digitals.com

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Kommentare


finanzer 9. Oktober 2013 um 14:23

Kleine Korrektur: Fonts kann man bereits mit dem EPUB2-Standard einbinden und dies wird auch von vielen Readern unterstützt. Im Gegensatz dazu unterstützt erst KF8 die Font-Einbindung und nicht das ältere MOBI-Format.

Antworten

Stephan Sprang 11. Oktober 2013 um 15:45

Der Beitrag bringt die im EPUB3-Standard definierten Möglichkeiten für Enhanced E-Books gut auf den Punkt. Die Zukunft des EPUB3-Formats steht und fällt aber auch mit den Möglichkeiten, die die Reader-Soft- und -Hardware bietet. Hier müssen die Hersteller noch nachziehen. Zweifelhaft ist auch, ob Reader mit E-Ink jemals Enhanced-Funktionen unterstützen werden.

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Readium-SDK erreicht 1.0: Weg frei für EPUB3 » lesen.net 8. Januar 2015 um 17:30

[…] Mobipocket/KF8 schon immer auf ihre eigene, prorietäre Formate-Welt gesetzt haben. Mit EPUB3 ist es möglich, eBooks um Multimedia-Elemente und interaktive, dynamische Komponenten in Form von […]

Antworten

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