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E-Book-Nutzer setzen zunehmend auf Tablets und eBook Reader

Zur Leipziger Buchmesse veröffentlicht der Börsenverein Ergebnisse einer Bitkom-Umfrage, nach der Smartphones die meistgenutzten Lesegeräte für eBooks sind. Die Zahlen hinter der Aussage relativieren sich aber auf den zweiten Blick, und sie sind nicht einmal neu. Tatsächlich geht der Trend in eine andere Richtung.

E-Book-Nutzer setzen auf Smartphones, titelt eine Pressemitteilung des Börsenverein. Einer vom IT-Branchenverband Bitkom durchgeführten repräsentativen Umfrage unter 2.308 Deutschen (davon 512 eBook Leser) zufolge schmökern 60 Prozent der eBook Leser auf Smartphones, mehr als auf jedem anderen Endgerät. 57 Prozent lesen auf Laptops, hingegen nur 29 Prozent auf Tablets und 25 Prozent auf eBook Readern. "Smartphones entwickeln sich mit ihren großen und hochauflösenden Bildschirmen zum Lieblingslesegerät der Deutschen", ordnet Bitkom-Vizepräsident Achim Berg die Zahlen ein, die schnell von Branchenmedien wie dem buchreport aufgegriffen wurden.

bitkom ebook leser pew research

Die obere Grafik ist ein Ausschnitt aus der Bitkom-Infografik mit der Rangfolge. Die untere Grafik zeigt die Antworten von US-amerikanischen E-Book-Lesern auf exakt die gleiche Frage in einer Umfrage, die das renommierte Pew Research Center im Dezember 2011 und im Januar 2014 durchführte (wir berichteten). Schon ein flüchtiger Blick reicht für die Erkenntnis, dass sich die Zahlen fundamental voneinander unterscheiden. Auch laut Pew hat das Smartphone in den letzten Jahren zwar zugelegt, auf Tablets und dedizierten Lesegeräten wird aber wesentlich häufiger gelesen. Ebenso spielen Laptops und Desktop-PCs, die laut Bitkom zum Lesen von eBooks deutlich populärer sind als Tablets und eBook Reader, gemäß der Pew-Umfrage kaum noch eine Rolle.

Smartphone nur unregelmäßig als Lesegerät genutzt

Gemeinhin heißt es, der US-amerikanische digitale Lesemarkt sei dem deutschen um zwei bis drei Jahre voraus. Weder dieser Umstand noch kulturelle Differenzen können diese riesigen Unterschiede aber erklären.
Wir wollten der Sache auf den Grund gehen und forderten von der Bitkom eine Aufschlüsselung der Umfrageergebnisse nach Häufigkeit der Nutzung an, nur die Nutzungshäufigkeit von Smartphone-Lesern hatten Börsenverein und Bitkom in ihrer Pressemitteilung aufgeschlüsselt.

bitkom smartphones

Die Zahlen relativieren die angebliche Smartphone-Dominanz gehörig. Mobiltelefone sind laut Bitkom zwar auch bei der täglichen Nutzung knapp vorne. Allerdings liest nur jeder siebte Smartphone-Leser täglich auf seinem Gerät, während nahezu jeder zweite eBook-Reader-Nutzer täglich zum dedizierten Lesegerät greift. Notebooks, bei der Gesamtnutzung (die auch "einmal im Monat oder seltener" mit einschließt) auf Platz 2, sind in Sachen tägliche Nutzung nur auf Platz 4.

eBook Reader und Tablets wachsen wesentlich stärker in Lesergunst

Hinzu kommt, es sich de facto um alte Erkenntisse in neuen Umfrage-Schläuchen handelt. Erst vor fünf Monaten, im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse, führte die Bitkom die gleiche Umfrage durch. Schon damals gaben 58 Prozent der Befragten eBook-Leser an, auf Smartphones zu lesen, also nur zwei Prozentpunkte weniger als jetzt. Allerdings lasen damals nur 21 Prozent auf Tablets und 18 Prozent auf eBook Readern, acht beziehungsweise sieben Prozentpunkte weniger als bei der neuen Befragung. Relativ ist der Unterschied sogar noch wesentlich größer. Statt "E-Book-Nutzer setzen auf Smartphones" wäre ein Titel wie der unseres Artikels also zutreffender in Sachen Neuigkeitswert.

Die Aussagekraft der Zahlen ist letztlich überschaubar. Dass mit der zunehmenden Verbeitung von Smartphones und dem Wachstum ihrer Displays (bis hin zu Phablets, die in Sachen Größe und Ausstattung kaum von Tablets zu unterscheiden sind) mehr auf dieser Art von Geräten gelesen wird, liegt auf der Hand. In Sachen Nutzungshäufigkeit und -Intensität halten wir die Zahlen von Pew aber auch für den deutschen Markt für wesentlich glaubwürdiger als die der Bitkom. Händler und Verlage wären jedenfalls schlecht beraten damit, auf Grundlage der Umfrage verstärkt auf Apps zu setzen und eBook Reader zunehmend auszuklammern (wie es schon jetzt bei E-Book-Flatrates wie Skoobe der Fall ist).

<Bildnachweis: Hipster von Shutterstock>

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Kommentare


Inside PaperC (2): Mobile Reading ← Quo Vadis Buch? 9. April 2014 um 11:57

[…] das Smartphone  hier seltener zum Einsatz kommt und in erster Linie der spontanen Recherche dient. Tablets als Device für eBooks und Langtexte scheinen sich wohl auch langfristig durchzusetzen. Es sei denn Amazon macht mit Liquavista ernst und hebt eReader auf eine ganz neue […]

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