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Erste Hörbücher überflügeln Print und eBook: Bis zu 4x mehr Verkäufe

Hörbücher boomen seit Jahren, mit Konsequenzen auch bei der Content-Produktion. Selbst erfolgreiche Autoren schreiben inzwischen "mit der Hörbuchstimme im Hinterkopf". Bekannte Sprecher haben beträchtliche Fangemeinden und können damit auch unbekannten Titeln zum Erfolg verhelfen.

"Vergiss eBooks, dies könnte die wahre Zukunft des Lesen sein", übertitelte die Finanzseite MarketWatch (gehört Dow Jones/NewsCorp) eine Reportage über Hörbücher. Autor Jeremy Olshan stieß bei seiner Recherche auf Inhalte aus sämtlichen Genres von Spannung über Liebe bis zu Fachliteratur, die sich vertont deutlich besser verkaufen als als Text – Print und Digital kombiniert, wohlgemekrt.

Sprecher haben eigene Fans

Bildschirmfoto 2015-12-17 um 15.07.58Ein Beispiel dafür sind die Hörbücher zu den Thrillern des erfolgreichen Autoren Andrew Peterson. Bei seinem Debütroman First to Kill (deutsch: Todesschuss) konnte er seinen Verlag – Amazon Publishing – nicht davon überzeugen, Geld für ein Hörbuch auszugeben. Also griff Peterson selbst in die Tasche und kaufte sich für die Vertonung seinen Lieblingssprecher ein: Dick Hill.

Hill zeichnet sich unter anderem für die Vertonungen der Jack-Reacher-Romane von Lee Child verantwortlich. Die Thriller von Peterson mit einem ehemaligen CIA-Agenten als Protagonisten sprechen exakt die gleiche Zielgruppe an. Die Rechnung ging auf: Viele Fans der Lee-Child-Vertonungen von Dick Hill griffen auch zur Lesung von "First to Kill" (Auszug).

Obwohl auch die Digital-Ausgabe von First to Kill (aktuell 2.657 Amazon.com-Rezensionen) sehr erfolgreich ist, verkauften sich die Hörbücher viermal (!) so häufig. Peterson erklärte gegenüber MarketWatch, beim Schreiben stelle er sich inzwischen immer vor, wie der Text mit der Stimme von Dick Hill klingen wird.

Originäre Hörbücher, Sprecher aus Hollywood

Der Erfolg ist kein Einzelfall. Auch Romanzen wie The Dangers of Dating a Rebound Vampire und Sachbücher wie The Personal MBA verkauften sich als Hörbücher um ein Vielfaches besser als als Texte.

Vor allem Platzhirsch Audible trägt dieser Entwicklung Rechnung. Die Amazon-Tochter produziert inzwischen originäre Hörbücher und nimmt viel Geld für Stars aus der Sprecherszene, aber auch aus Hollywood in die Hand. Das Audible-Hörbuch von The Great Gatsby etwa wurde von Jake Gyllenhaal eingesprochen, bei Fahrenheit 451 hört man Tim Robbins zu.

Neue Gewohnheiten und neue Abspielgeräte

MarketWatch erklärt den Hörbücher-Boom primär mit veränderten Gewohnheit, vor allem mit der Beliebtheit von Multitasking. Die Mehrheit der Konsumenten macht während des Hören noch etwas anderes – beim Lesen von Text ist das nur schwerlich möglich. Neben dem klassischen "Hören beim Fahren" boomen vor allem Hörbücher als Begleitung beim Sport. Schon 2012 gaben fast ein Viertel aller Hörbücher-Käufer an, während sportlicher Betätigung zu hören.

Hinzu kommt die Verbreitung von Abspielgeräten. Unterwegs musste man in den letzten Jahrzehnten immer noch ein dediziertes Extra-Gerät (Walkman, Diskman, MP3-Player) dabei haben, inzwischen verfügt jedes 100-Euro-Smartphone über eine Hörbuchfunktion beziehungsweise passende Anwendungen in den angeschlossenen App Stores. Die Entwicklung, der auch eBook-Flatrate- und Musik-Streaming-Anbieter mit der Aufnahme von Hörbüchern in ihr Sortiment Rechnung tragen, ist also mit Sicherheit noch nicht am Ende.

<Bildnachweis: Hörbücher von Shutterstock>

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