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10 Jahre Kindle in einer Infografik

Am 19.11.2007 stellte Amazon-Gründer Jeff Bezos den Kindle vor und begründete damit den E-Reading-Boom, aus dem in den letzten Jahren eine ganze Branche entstanden ist. Zum an diesem Sonntag begangenen zehnten Geburtstag illustriert eine schicke Infografik, wie sehr sich der Kindle in den letzten Jahren gewandelt hat – aber auch, dass sich viele bestimmende Merkmale über ein Jahrzehnt hinweg gehalten haben oder sogar wiederentdeckt wurden.

"Amazon präsentiert seinen E-Book-Reader Kindle" titelte das Fachmagazin Börsenblatt am 2007 in einer knappen Meldung – und bewies immerhin schon prophetische Fähigkeiten mit der Voraussage, "das drahtloses E-Book-Lesegerät [könnte] möglicherweise das Geschäft mit digitalen Büchern und Zeitschriften revolutionieren". Während das Zeitschriftengeschäft bekanntlich weder vom Kindle noch vom zweieinhalb Jahre später erschienenen iPad grundlegend auf den Kopf gestellt wurde, sind eBooks aus dem Buchmarkt inzwischen nicht mehr wegzudenken. In den USA und in Großbritannien liegt ihr Umsatzanteil im Publikumsmarkt um die 30 Prozent, in Deutschland sind es je nach Studie um die 10 Prozent.

Kindle als Marktbereiter für eBook Reader und eBooks

Kindle (2007) 

Wie so häufig bei neu entstandenen Märkten war Amazon nicht der erste Anbieter von Lesegeräten. Das Rocket eBook wurde schon 1998 veröffentlicht, von 2000 an wurde es von BOL auch in Deutschland verkauft. Nicht zuletzt aufgrund des mangelhaften Angebots – für das Rocket eBook gab es nur wenige Hundert deutschsprachige kommerzielle eBooks einer Handvoll Verlage -, komplizierter Bedienungen und Inkompatibilitäten bei Rocket eBook oder auch den frühen Lesegeräten von Sony brauchte es aber Amazon, um dem eBook zum Durchbruch zu verhelfen.

Mit einer Kombination aus einem breiten und preislich attraktiven Bestseller-Angebot auf der einen und schon sehr bald vielfältigen Indie-Titeln auf der anderen Seite sowie einer einfachen Bedienung konnte Amazon – mit seinem ersten Hardware-Produkt überhaupt – schon bald viele amerikanische Lesefreunde nachhaltig für digitales Lesen begeistern.

Richtiger Deutschland-Start erst 2011

Kindle Oasis 2 (2017)

War der für stolze 399 US-Dollar verkaufte erste Kindle ausschließlich in den USA zu haben, machte Amazon den Kindle 2 im Oktober 2009 auch in mehr als 100 weiteren Ländern verfügbar, darunter in Deutschland. Allerdings erfolgte der Kauf über Amazon.com, die Bezahlung in US-Dollar und das deutschsprachige Buchangebot war sehr überschaubar. Entsprechend war der Kindle in Deutschland ein absolutes Nischenprodukt, bis Amazon im Jahr 2011 den deutschen Kindle Store startete und damit den E-Reading-Boom mit einigen Jahren Verzögerung auch hier einläutete.

Die eBook Reader der Kindle-Familie haben sich seither optisch deutlich verändert, wie wir schon in einem Beitrag im Jahr 2014 illustrierten. Zusammengefasst wurden sie kleiner (vor allem dank Streichung der externen Tastatur) runder und schwarzer. Die Bedienung erfolgt inzwischen vorwiegend per Touchscreen statt haptischer Tasten, integrierte Beleuchtung ist zumindest bei höherpreisigen Geräten Standard.

Erstaunlich viele Konstanten bei Hardware & eBooks

Erstaunlich viel blieb über zehn Jahre, in denen auch einige Kindle-Projekte scheiterten, allerdings gleich oder wurde von den Amazon-Entwicklern wiederentdeckt. Bestes Beispiel ist die Bildschirmgröße: Während Smartphones Jahr für Jahr in bisschen größer werden, haben die meistverkauften eBook Reader seit jeher ein 6-Zoll-Display. Seit 10 Jahren vertraut Amazon auf E-Ink als Lieferant für seine Graustufen-Display – die Panels wurden kontrastreicher und sind inzwischen vielfach beleuchtet, die Technologie ist aber die gleiche. Und der frisch erschienene Kindle Oasis 2 verfügt mit seitlichen Blättertasten und mit einer Audio-Funktion über zwei Merkmale, die schon den ersten Kindle auszeichneten.

Durch den späten Deutschland-Start und insbesondere durch die gut organisierte und technisch inzwischen absolut gleichwertige Tolino-Allianz der großen deutschen Buchhändler hat die Kindle-Plattform hierzulande zwar eine nicht ganz so dominierende Stellung wie in den USA und Großbritannien, ist aber auch bei uns klarer Marktführer. Und zeichnet sich verantwortlich für eine ganze Industrie, die in den letzten Jahren um das E-Reading-Ökosystem herum entstand – allen voran verlagsunabhängige Autoren und ihre Dienstleister von Distributoren bis zu freien Lektoren und Designern.

Der Kindle hat viele (Autoren-)Leben verändert

Alles Gute auch von uns :-)

Vielen zigfach von Verlagen zurückgewiesenen Autoren hat Amazon mit seiner Kindle-Plattform die Möglichkeit bereitet, ihre Werke barrierearm einer riesigen Leserschaft anzubieten. Die häufig so oft zuschlug, dass sich allein in Deutschland inzwischen mehrere Hundert verlagsunabhängige Schriftsteller ihren Traum von "vom Schreiben leben" erfüllen konnten oder auf dem besten Weg dahin sind. Und auch unser Unternehmen gäbe es nicht ohne Kindle, zumindest nicht in dieser Form.

In sofern – und auch wenn Amazon mit Sicherheit viel Angriffsfläche für Kritik bietet und auch nicht immer ein leichter Partner ist – geht auch von uns zum Zehnjährigen ein herzliches "Happy Birthday" nach Seattle.

Eine hübsche Illustration der zehnjährigen Kindle-Geschichte bietet die folgend eingebundene Infografik aus der Feder von Piotr Kowalczyk.

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