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Bad Sex Award nominiert die schlimmsten literarischen Sex-Szenen des Jahres

Sie schreit als würde sie ein Zug überfahren. Er reibt sich an ihr, als würde er heimlich Omelett-Rollen machen. Die Jury des Bad Sex Awards in Fiction hat die schlechtesten Sex-Szenen in der diesjährigen Literatur nominiert. Wir zeigen euch die kuriosesten und abgedrehtesten Diamanten des literarischen Lustspiels aus diesem Jahr. 

Das weckt Appetit: Der Omelett-Rollen-Vergleich

Das weckt Appetit: Der Omelett-Rollen-Vergleich

Geht es zwischen zwei Romanfiguren zur Sache, ist der Job eines Autors nicht einfach. Immerhin muss er das Geschehen glaubhaft schildern ohne dass der Leser in wildes Kichern ausbricht. Das dürfte allerdings beim Lesen der folgenden Zeilen kaum zu verhindern sein. Denn in Didier Decoins "The Office of Gardens and Ponds" reibt der Mann "sein Organ an ihr, als würde er verstohlen Omelett-Rollen machen".

"He used to upset her by the way he silently loomed up behind her and took her by the shoulders, his nails scratching her flesh, his strong breath enveloping her neck, a smell of ripe fruit an poorly tanned leather, his knee pushing against her lower back to open her tunic and expose a portion of naked flesh against which he would then rub his organ as if he were furtively making omelette rolls."

Den Partner in kleinen Häppchen verschlingen

Wie eine Gottesanbeterin den Partner in kleinen Häppchen verschlingen

Decoins Beschreibung weckt bei so manchem eher den Appetit als Wollust. Manchmal ist das aber auch ein und dasselbe. So jedenfalls in John Harveys "Pax". Hier spricht der Autor von einer "weiblichen, den Partner verschlingenden, Fangschrecke". Das männliche Gegenstück hat damit aber kein Problem – im Gegenteil. Es will gerne "Häppchen für Häppchen" gefressen werden.

"'I see it', he said. 'You are the female praying mantis, devouring her mate.'

'I am. You are. I shall eat every shred of you.'

'Mouthful by mouthful.'"

Der Autor schreckt auch nicht davor zurück, von "Biss- und Kratzspuren" und von "Markierungen des Lust-Biestes" zu reden ("Tooth-marks, claw-marks, marks of the lust-beast"). In einer anderen Textpassage manipuliert eine Frau das Genital ihres Liebhabers, als wäre es die "gekräuselte Pfote eines kleinen Affen" ("felt as though she was manipulating a small monkey that was curling up its paws").

"Ich schrie als würde ich von einem Zug überfahren werden"

Das Liebesspiel zwischen zwei Menschen kann sehr intensiv sein. Dabei allerdings zu schreien als würde man gerade von einem "Zug überfahren werden", wie ein "verwundeter Soldat" in die Hand seines Partners zu beißen und am Ende "mehr oder weniger zu sterben", ist schon eine sehr martialische Schilderung eines Schäferstündchens. Die Bestsellerautorin Elizabeth Gilbert (Eat, Pray, Love) ist dank dieser Zeilen aus ihrem Roman "City of Girls" heiße Anwärterin auf den Bad Sex Award.

"I screamed as though I were being run over by a train, and that long arm of his was reaching up again to palm my mouth, and I bit into his hand the way a wounded soldier bites on a bullet. And then it was the most, and I more or less died."

Zu viel des Guten: Zustoßen bis ins Herz

Zu viel des Guten: Zustoßen bis ins Herz

Während sich der Geschlechtsakt bei Gilbert schon nach einer eher schmerzhaften Erfahrung anhört, macht es die irische Autorin Mary Costello noch ein wenig plastischer. Sie schreibt davon, dass er in ihr so tief eindringt, dass er vorbei an allen inneren Organen bis in ihr Herz vorstößt. Ob das so gesund ist, ist eine andere Frage.

"She begged him to go deeper and, no longer afraid of injuring her, he went deep in mind and body, among crowded organ cavities, past the contours of her lungs and liver, and shimmying past her heart, he felt her perfection."

Auch in "The Electric Hotel" von Dominic Smith geht der Autor ein wenig zu sehr ins Detail. Die Jury nominierte ihn unter anderem für seine Beschreibung des "dunkelbraunen, malzigen Einlass ihrer Leiste" ("russet, malty inlet of her groin").

Die Jury der Bad Sex Awards ist der Meinung, dass die Textpassagen ein paar der beliebtesten Fallstricke schlechter Sex-Szenen zum Opfer gefallen sind. Darunter eine besonders detailreiche und rasch voranschreitende Beschreibungen sowie unpassende Metaphern.

Bad Sex Award: Großbritanniens "meist gefürchteter" Literatur-Preis

Die britische Zeitschrift Literary Review zeichnet seit 1993 jährlich einen Romanautor für die ausgesprochen schlechteste Beschreibung einer Sex-Szene mit dem Bad Sex Award in Fiction aus. Die zweifelhafte Auszeichnung ist in etwa mit der goldenen Himbeere im Filmgeschäft zu vergleichen. Reine Erotikbücher lässt die Jury außen vor.

Ziel des Preises sei es, "in ansonsten achtbaren zeitgenössischen Romanen die Aufmerksamkeit auf die kruden, geschmacklosen, oft nachlässig geschriebenen und redundanten sexuellen Passagen in modernen Romanen zu lenken, um solche künftig zu verhindern". So drückt es der ehemalige Chefredakteur der Literary Review Auberon Waugh aus, der den Preis mitbegründet hat.

Der Gewinner des Bad Sex Awards in Fiction wird am Montag in London bekannt gegeben. Selten freuen sich die Autoren über ihre Auszeichnung. James Frey zeigte sich jedoch als Preisträger aus dem vergangenen Jahr geehrt. Die Jury lobte die "bloße Anzahl und Länge dubioser Erotikpassagen in seinem Buch", mit denen er sich gegen seine ausschließlich männliche Konkurrenz durchsetzen konnte. In seiner Novelle "Katerina" gefiel der Jury die folgende Zeile besonders gut: "One. White. God. Cum. Cum. Cum. I close my eyes let out my breath. Cum."

 

 

 

 

 

 

 

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