eBook-Studie: eBook Reader gefragt, Hörbücher mit Luft nach oben
Die Zahl derer, die zu "klassischen" eBooks greifen, hat sich in den letzten Jahren in Deutschland nicht signifikant verändert. Trotzdem gibt es im Markt eine beträchtliche Dynamik, in verschiedene Richtungen: Die schon ausgestorben geglaubten eBook Reader sind als Lesegeräte beliebter denn je, und in das boomende Segment der Hörbücher setzt die ganze Buchindustrie große Hoffnungen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die allerdings auch Fragen aufwirft.
Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse (kommenden Mittwoch bis Sonntag) hat der IT-Branchenverband Bitkom wie in den letzten Jahren auch eine Umfrage zur Marktsituation durchgeführt. Befragt wurden 2.194 Personen, die repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung über 14 Jahren sein sollen. Die wesentlichen Ergebnisse:
- 82 Prozent der Deutschen greifen zumindest gelegentlich zu einem (gedruckten oder digitalen) Buch. Bemerkenswert ist die von Bitkom festgestellte demographische Aufteilung: Sowohl beim Print-Buch als auch beim eBook entfällt der Großteil der Leser auf die Gruppe der 14-29-jährigen, die wenigsten Leser sind 65 oder älter.
Alte Menschen, die die meiste Zeit haben und eher selten zu Social- und Gaming-Apps auf Smartphones, Spielekonsolen oder anderen gerade bei Jungen beliebten Lese-Alternativen greifen, sollen am wenigsten klassisch lesen? Das steht im krassen Gegensatz zur Logik und auch zu anderen Studien und Zahlen aus der Branche – der E-Reading-Spezialist und Tolino-Technologiepartner Kobo etwa erklärte im vergangenen Jahr, über die Hälfte der eigenen Kunden sei älter als 55.
- 23 Prozent der Deutschen greift laut der Bitkom-Studie zumindest gelegentlich zu einem Digital-Buch – die Zahl ist seit 3 Jahren mehr oder weniger stabil. 99 Prozent der Digital-Leser schmökert zumindest auch "für private Zwecke".
- 66 Prozent der befragten Digital-Leser schmökern eBooks zumindest auch auf einem eBook Reader etwa von Kindle und Tolino. Im Jahr 2016 waren es "nur" 46 Prozent. Einziger sonstiger Gewinner sind Tablets (24 auf 29 Prozent); in der Gunst der Digital-Leser verloren haben hingegen stationäre und mobile PCs und auch Smartphones (41 auf 39 Prozent), was angesichts der überragenden Verbreitung und der immer größeren Bildschirmdiagonalen doch überrascht.
- 20 Prozent der befragten eBook-Leser gab an, "schon einmal einen Self-Publishing-Text" gelesen zu haben. Ein bemerkenswert niedriger Wert angesichts der Tatsache, das schon einmal die kompletten Kindle Top 10 aus Indie-Titeln bestehen. Unzweifelhaft ist gleichwohl, dass vor allem der vergleichsweise geringe Teil der Extrem-Viel-Leser Self-Publishing-Titel liest, während Gelegenheits-Leser tendenziell eher zu bekannten und von Verlagen breitflächig vermarkteten Romanen greifen.
- 31 Prozent der Befragten gaben an, "grundsätzlich Interesse daran zu haben, sich in Zukunft Hörbücher anzuhören". Bitkom machte in seiner Pressemitteilung daraus "Hörbücher überflügeln E-Books", was angesichts der völlig anderen Fragestellung (23 Prozent der Befragten lesen eBooks schon heute und tatsächlich) natürlich Unsinn ist. Dass Hörbücher seit Jahren zulegen und einer der wenigen wirklichen Wachstumsmotoren in der gesamten Buchbranche sind, ist indes unbestritten.
- Auch im Jahr 2017 sind CD-Player immer noch das häufigste Abspielgerät für Hörbücher (53 Prozent), nicht zuletzt wohl im Auto. Mit weitem Abstand auf Platz zwei folgen Smartphones (23 Prozent). Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass sich das Verhältnis in den nächsten Jahren annähern wird. CDs werden aufgrund ihrer viel besseren Eignung fürs Verschenken aber auch mittelfristig noch viel gekauft werden.
eBook Reader und Tablets längst noch nicht passè
Die neue E-Reading-Studie der Bitkom wirft damit durchaus methodische Fragen auf, beinhaltet aber auch interessante Erkenntnisse. Etwa dass ausgerechnet zwei in den letzten Jahren schon totgeredete Geräteklassen, nämlich Tablets und eBook Reader, weiter stark genutzt werden und zumindest nicht kurzfristig dem alles schluckenden Smartphone (das immerhin schon billige Digitalkameras und MP3-Player überflüssig machte) weichen müssen. Und dass es bei Hörbüchern noch viel Luft nach oben gibt, weil viele Interessierte aktuell noch gar nicht oder nur gelegentlich zum Medium greifen und der digitale Wandel hier erst noch bevorsteht.
Kommentare
Nuitari 9. Oktober 2017 um 15:08
Ich finde es nicht überraschend, dass mehr auf eBook-Readern, als auf dem Smartphone gelesen wird. Ich würde meine eBooks niemals auf etwas anderem lesen wollen als auf einem speziellen Reader. Es ist einfach angenehmer für die Augen. es spiegelt nicht und ermüdet weniger. Was Tablets angeht, so lese ich darauf digitale Comics (was ja auch als eBook gelten sollte). Smartphones sind dafür einfach zu klein und am PC sitzen ist ungemütlich und eBook-Reader sind dafür einfach ungeeignet.
Ulrich Wittenberg 9. Oktober 2017 um 19:01
Gibt es schon Aussagen, wann es das Zubehör für den Paperwhite 3 in Deutschland (für deutschsprachige Bücher) gibt, um sich die Bücher auch anhören zu können.
Danke für die Mühe.