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Geschichten-App Oolipo schon am Ende

Nach langjähriger Entwicklungszeit zur Leipziger Buchmesse 2017 und damit vor gerade einmal einem guten halben Jahr offiziell gestartet, steht die ehrgeizige Streaming-App Oolipo bereits vor dem Aus. Der Mutterkonzern Bastei Lübbe kündigte am heutigen Dienstag an, keine weiteren Mittel in das Projekt zu investieren. Die Suche nach externen Geldgebern ist gescheitert und damit wohl auch das Konzept. Ein weiteres Mal.

24 Millionen Mitglieder und 400 Millionen Euro Jahresumsatz bis 2020: Bastei Lübbe wollte hoch hinaus mit Oolipo. Das Projekt firmierte zunächst unter der Flagge des zugekauften eBook Shop Beam und war als "konventionelle" eBook Flatrate konzipiert, später wandelte Lübbe das Konzept in Richtung "Häppchen-App mit für Smartphone-Panels entwickelten Kurz-Inhalten".

Bastei Lübbe schreibt 3 Millionen Euro ab

Geschichte in Oolipo

Auf der Leipziger Buchmesse 2016 konnten wir unsere ersten Erfahrungen mit Oolipo machen, aber erst genau ein Jahr wurde die App dann auch tatsächlich öffentlich gelauncht – nur für iOS-Geräte und mit gerade einmal zwölf "Storys".

Seither war Oolipo anscheinend alles andere als eine Erfolgsstory. "Die erwarteten und notwendigen Nutzerzahlen [wurden] bislang bei Weitem nicht", gab die Bastei Lübbe AG am heutigen Dienstag bekannt. Weil weitere Anteilseigner für das Projekt nicht gefunden werden konnten, ziehen die Kölner nun die Reißleine und erklärtn, "keine weiteren Mittel in das Projekt zu investieren und eine außerplanmäßige Abschreibung vorzunehmen". 3 Millionen Euro beträgt laut Lübbe die außerordentliche Belastung des Jahresergebnisses – vermutlich handelt es sich dabei um den kompletten buchhalterischen Wert von Oolipo, der somit auf 0 gesetzt wird.

Weiteres Multimedia-Experiment gescheitert

Mit dem ambitionierten Streaming-Projekt scheitert ein weiterer Versuch, klassisches Erzählen und Multimedia miteinander zu verbinden und die "Generation Smartphone" für Verlagsinhalte zu begeistern. Das Grundproblem: Klassische Buch-Leser können den schnell getakteten und kurzen Text-Bild-Häppchen von Oolipo und Enhanced-Book-Formaten wenig abgewinnen und greifen lieber zur 1:1-Adaption auf dem eBook Reader (oder als Hörbuch), und bei den Wenig-Lesern konkurrieren Buch-Apps auf Mobile-Bildschirmen um die Aufmerksamkeit mit sozialen Netzwerken und inzwischen mehreren Hunderttausend Spielen, die kostenlos oder sehr günstig nutzbar sind. 

Verlagshaus schlingert

Mit dem Aus von Oolipo geht auch der Schlingerkurs des einstigen Vorzeige-Verlagsunternehmen Bastei Lübbe weiter. Für das Jahr 2017 stehen neben der Pleite des kostspieligen Vorzeige-Projekts bislang eine drastische Gewinnwarnung nebst rapide einbrechendem Aktienkurs sowie der plötzliche Rücktritt des langjährigen Konzernchef Thomas Schierack zu Buche, der unlängst durch den einstigen Weltbild-Chef Carel Halff ersetzt wurde.

Der 65-jährige Halff verfügt zweifelsohne über jahrzehntelange Expertise in der Buchbranche, ist für den selbsternannten "Innovationstreiber im Bereich digitaler Medien" aber doch eine bemerkenswerte Wahl. A propos: Im Zuge der Oolipo-Abschreibung gab Bastei Lübbe bekannt, "in den kommenden Monaten die strategische Ausrichtung des Konzerns insgesamt detailliert auf operative Chancen und Risiken hin [zu ] analysieren und in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat die Geschäftsstrategie fortschreiben bzw. an[zu]passen". Wir sind gespannt. 

Offenlegung: Der Autor ist Aktionär der Bastei Lübbe AG.

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