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Altersempfehlung Bücher – Wann sollte man diese 7 Klassiker lesen?

Altersempfehlung Bücher

Was ist das perfekte Alter für ein bestimmtes Buch? Das hängt ja nicht nur vom Inhalt ab – sondern auch davon, wann man es liest. Wir geben Empfehlungen für das perfekte Alter zum Lesen von 8 Klassikern. 

Selbstverständlich ist Alter auch subjektiv. Der eine ist noch mit 30 mitten in der Pubertät, der nächste mit 10 schon weiser als der Großvater. Tatsächlich aber gibt es viele Bücher, die einem zu einer bestimmten Zeit im Leben mehr zu sagen haben als davor oder danach, Für ein Buch das perfekte Lesealter zu finden, ist eine gar nicht so leichte Aufgabe. Der ein oder andere Autor macht sich Gedanken darüber  – darüber hinaus gibt allerdings nur selten brauchbare Empfehlungen für ein Lesealter jenseits der 15. Zeit, das zu ändern. Hier sind unsere Empfehlungen fürs perfekte Lesealter von acht Klassikern, die naturgemäß nicht allzu genau genommen werden wollen.

Hermann Hesse - Der Steppenwolf1. Der Steppenwolf

  • von Hermann Hesse, 197 Seiten
  • optimales Lesealter: zwischen 14 und 16

Harry Haller ist ein doppeltes Wesen: Einerseits der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Gesten und ihrer Kultur zugehörig, andererseits fühlt er sich ihr völlig überlegen, ein Außenseiter und Revolutionär. Er ist auf der Suche nach von Bürgerlichkeit unverfälschtem Leben, denkt sogar an Selbstmord, schläft dann aber doch lieber mit einer Frau, und stürzt sofort wieder in die nächste Depression. Er nimmt Drogen, um seine beiden Hälften zu vereinen und das Lachen zu lernen – und hat am Ende verstanden, dass, wenn man alles ernst nimmt, das auch nicht weiter hilft. Hallers Kampf mit dem Wolf ist zwar größer angelegt und auf die Frage gemünzt, wie sehr die Anpassung an die Gesellschaft eigene Wünsche unterdrückt. Tatsächlich beschreibt es aber auch ziemlich genau das Dilemma eines jungen Menschen, der plötzlich zu einem Erwachsenen wird und entdeckt, dass mehr Freiheiten zu haben gar nicht so lustig ist, wie es klingt.

Der Herr der Ringe2. Der Herr der Ringe

  • von J.R.R. Tolkien, 609 Seiten
  • optimales Lesealter: zwischen 11 und 12

Tolkiens Geschichte über den wahrscheinlich epischsten Wandertag, der jemals unternommen wurde, ist nicht ganz problemfrei. Der Mangel an Frauenfiguren, die langatmigen Beschreibungen des Sozialverhaltens von Zwergen, Hobbits und Elben, Abzweigungen von der Geschichte, die die Handlung nicht voranbringen, die seitenlang andauernden Lieder, die vermutlich jeder Leser überblättert. Das alles lässt sich mit Recht kritisieren und macht die drei Bände des ungeschlagenen Fantasy-Epos zu einem geschichtenreichen, aber auch wenig windschnittigen Buch. Wer Freude an diesem verzweigten Erzählen hat, wird die Bücher vermutlich in jedem Alter lieben. Ein perfektes Lesealter für die Bücher ist allerdings der Zeitpunkt, in dem Kinder den Schritt von Kinder- oder Jugendbüchern zu "Erwachsenenbüchern" gehen und eine ganz neue Welt aus viel größeren Geschichten entdecken lernen. Gerade dafür ist Tolkiens Mischung aus sperriger Erzählfreude und spannender Abenteuergeschichte ideal geeignet.

Johann Wolfgang von Goethe - Die Leiden des jungen Werther2. Die Leiden des jungen Werther

  • von Johann Wolfgang von Goethe,108 Seiten
  • opitmales Lesealter: Anfang bis Mitte 20

Mal ehrlich: Schullektüre kann auch viel kaputt machen. Und wer Goethes dunkle Liebesgeschichte um Werther und Lotte im Oberstufenunterricht durchkauen musste, der wird sich wahrscheinlich nur so sehr dafür interessiert haben wie unbedingt nötig. Was auch daran liegen mag, dass Goethes Liebesgeschichte die Geschichte einer erwachseneren Liebe ist, die sich nicht nur im begrenzten Umfeld von ein paar Leuten die sich kennen abspielt, sondern in Konflikt mit moralischen Konventionen der damaligen Gesellschaft gerät. Wer den Werther später erneut liest, wird aber nicht nur – wie im Oberstufenunterricht – einen literaturgeschichtlich bedeutsamem Roman entdecken. Sondern vor allem eine Liebesgeschichte, eine von denen, die so richtig wehtun, die einen verändern, schlauchen und zerstören. Perfekt zu Lesen in einem Alter, in dem man noch nicht so lange von zu Hause ausgezogen ist, sich aber noch ein bisschen von der dunkel-dramatischen Romantik der Pubertät bewahrt hat.

Louis-Ferdinand Céline - Reise ans Ende der Nacht3. Reise ans Ende der Nacht

  • von Louis-Ferdinand Céline, 663 Seiten
  • optimales Lesealter: 35

Célines Roman ist eigenartig, wütend und sperrig. Er erzählt die Geschichte von Ferdinand Bardamu, der sich durch den Ersten Weltkrieg, Afrika und die USA schlägt und am Ende Leiter einer psychiatrischen Einrichtung in Paris wird. Auch, wenn Céline als Autor nicht unumstritten ist – die "Reise ans Ende der Nacht" ist ein sprachliches Meisterwerk, auch in der deutschen Übersetzung. Voller Wut und in seinen Eigenheiten und Ansichten unkompromittierbar geht Bardamu seinen Weg. Ein perfektes Buch für alle, die sich fragen, ob man jenseits der 30 eigentlich auch noch etwas anderes machen kann und dabei auch noch kompromisslos bleiben.

Gustave Flaubert - Madame Bovary4. Madame Bovary

  • von Gustave Flaubert, 273 Seiten
  • optimales Lesealter: 17 – 19, 25 – 30

"Madame Bovary" ist die Geschichte einer Affäre, die alle Beteiligten zu Grunde richtet und von Flaubert mit virtuos ausgestalteten Details erzählt wird. Eigentlich geht es aber um die Frage, welchen Platz man im Leben einnehmen möchte, von wem man geliebt werden möchte und wer dafür letztendlich den Preis bezahlt. Der Roman lohnt sich alleine schon, weil er erstaunlich gegenwartskompatibel ist, vor allem Emma Bovarys Träume von aufregender Romantik und Luxus, die in ihrem bürgerlichen Leben erstickt werden sind zeitlos. Wer den Roman liest, sollte das am Besten in einer Umbruchs- oder Orientierungsphase tun. Kurz vor oder nach einem Ausbildungsabschluss, beispielsweise.

Albert Camus - Der Fall5. Der Fall

  • von Albert Camus, 115 Seiten
  • optimales Lesealter: 40 – 45

"Der Fall" ist das letzte vollendete Werk des Existentialisten Albert Camus, und eines seiner ambitioniertesten. Der Roman besteht aus fünf Monologen des Bußrichters Jean-Baptiste Clamence. Clamence erzählt in der Bar "Mexico City" einem Fremden sein Leben – zunächst scheint damit alles in Ordnung, doch Stück für Stück, ausgelöst von einem Selbstmord, den Clamence nicht verhindert, zerfällt das perfekt erscheinende Leben des Bußrichters. Zerfressen von Selbstvorwürfen versucht Clamence, sich seine eigene Möglichkeit zur Gerechtigkeit zu schaffen. "Der Fall" ist ein Roman, in dem es um weite Strecken um die Frage geht, wie man leben soll, nach welcher Moral Menschen funktionieren und ob diese Moral auch sinnvoll ist. Als echter Existentialist kann Camus dazu nur sagen, dass es keine übergeordneten Regeln gibt, und jeder seine Moral aus sich selbst erschafft. Clamence tut das – und gerät dabei in Konflikt mit einer Gesellschaft, die seine Ansichten nicht teilt. Camus plädert damit für Freiheit, aber auch, diese Freiheit sinnvoll zu nutzen, vor allem, weil mit der Camus’schen Idee davon auch eine Menge Verantwortung verbunden ist. Mehr, vielleicht, als jemand tragen kann, der nicht mit beiden Beinen fest im Leben steht.

Philip K. Dick - Blade Runner6. Blade Runner

  • von Philip K. Dick, 224 Seiten
  • optimales Lesealter: 10 – 12, 25 – 30

Die Romanvorlage zu Ridley Scotts gleichnamigem Film ist selbst einer der großen Klassiker der Science-Fiction. Vor allem aber auch ein Buch, das sich mit der komplizierten Frage auseinandersetzt, was eigentlich Bewusstsein ist, wie Leben definiert werden kann und mit der Frage nach Ausgrenzung von Wesen, die anders sind. Tatsächlich aber ist "Blade Runner" (im Original: "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?") auch eine abenteuerliche, schnell geschnittene Zukunftsgeschichte, die ihren schweren Themen mit pulphafter Leichtigkeit begegnet. Eines der Bücher, die man problemlos zweimal entdecken kann.

Paul Auster - Die New-York-Trilogie7. Die New-York-Trilogie

  • von Paul Auster, 416 Seiten
  • optimales Lesealter: 27 – 30

Paul Austers New-York-Trilogie ist ganz großes Kino: Drei Kriminalgeschichten, die sich plötzlich zu etwas ganz anderem entwickeln, in denen der Autor mit dem Zufall, mit seinen Figuren und schlussendlich auch mit dem Leser selbst spielt. Während die neueren Romane von Auster sich stilistisch etwas beruhigen, ist seine New-York-Trilogie eine kraftvolle Erkundung der Möglichkeiten des Textes, der immer wieder auch auf sich selbst zurückfällt. Es sind auch Bücher, die von Einsamkeit in der Stadt handeln und davon, dass in der Einsamkeit Sprache unmöglich ist. Sollte von jedem gelesen werden, der beispielsweise aus einer WG oder von zuhause ausszieht und zum ersten Mal komplett alleine in einer Großstadt wohnt.

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Kommentare


Jossi 11. Januar 2019 um 20:47

Ich spinne diese schöne Idee mal weiter:
„Der Stechlin“ von Theodor Fontane, 0,49 Euro, 472 Seiten
Über diesen, seinen letzten vollendeten Roman schrieb Fontane einmal: „Zum Schluß stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.“ Der „Alte“ ist Herr von Stechlin, in seiner einnehmenden Menschlichkeit ein (leicht idealisiertes) Selbstporträt des alten Fontane. Ein weitgespanntes zeitgeschichtliches Panorama bildet den Hintergrund des Romans, aber zu Herzen geht diese Gestalt eines Mannes, der in Würde zu altern und – am Ende – zu sterben versteht, im Wissen, dass das Leben weitergeht. Ein Buch für Leser, die erkennen, dass sie nicht mehr jung sind und sich fragen, wie sie alt werden wollen.
optimales Lesealter: 50-55

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