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Dass Vorlesen gut für die Entwicklung deines Kindes ist, ist kein Geheimnis. Es hat viele Vorteile, auch für die Bindung zwischen dir und deinem Kind. Allerdings ist es im stressigen Alltag oftmals schwer, die Zeit zum Vorlesen zu finden. Dabei reichen schon ein paar Minuten am Tag, um positive Effekte zu erzielen. Welche Vorteile das Vorlesen hat und welche Geschichten sich dazu eignen, erfährst du hier.
Vorlesen kann eine gute Ergänzung sein, wenn du dein Kind ins Bett bringst. Es sorgt nicht nur dafür, dass du den Tag ruhig ausklingen lässt, sondern kann dein Kind langfristig positiv beeinflussen. Auf welche Bereiche du dabei besonders Einfluss nimmst, erklären wir dir im Folgenden.
Schon im Baby-Alter können die Kleinen von Büchern profitieren. In diesem Alter sind zwar vor allem Bilderbücher geeignet, dennoch kannst du dein Kind auf diese Weise schon hervorragend an Bücher heranführen. Mit zunehmendem Alter werden Texte immer wichtiger. So eignen sich bei Kindergartenkindern kurze Geschichten mit vielen Bildern, während Grundschulkinder mehr und mehr auf Bilder verzichten können und mit ihrem eigenen Vorstellungsvermögen arbeiten. Anstatt deinem Kind vorzulesen, kann es auch dir eine Geschichte vorlesen. So verbringt ihr Zeit miteinander und könnt gleichzeitig das Lesen üben.
Wichtig ist, dass du dein Kind an abwechslungsreiche Inhalte heranführst. Natürlich macht es besonders viel Spaß, über Themen zu lesen, für die sich dein Kind sowieso schon begeistert. Aber auch andere Inhalte können für dein Kind interessant sein. So hat es die Möglichkeit, verschiedene Welten kennenzulernen und vielfältige Interessen zu entwickeln.
Machst du dein Kind schon früh mit Büchern vertraut, entwickelt es einen ganz anderen Bezug dazu, als wenn es erst im Kindergarten oder der Schule Zugang zu ihnen findet. Denn Lesen bedeutet dann auch Exklusivzeit mit den Eltern, bei der Kind und Elternteil fernab von Alltagsstress beisammen sind und zur Ruhe kommen. Diese positive Verknüpfung sorgt langfristig für eine positive Einstellung zu Büchern.
Allerdings lesen Eltern ihren Kindern noch immer zu wenig vor. Eine Vorlesestudie der Stiftung Lesen der ZEIT und der Deutschen Bahn Stiftung aus dem Jahr 2019 fand heraus, dass rund ein Drittel aller Eltern ihren Kindern selten oder sogar nie vorlesen. Besonders Eltern mit geringerer Bildung verzichten oftmals fast völlig auf das Vorlesen, nämlich gut die Hälfte. Mütter lesen dabei weitaus häufiger vor als Väter, wobei berufstätige Mütter noch einmal vorlesefreudiger sind als nicht berufstätige.
Vorlesen hat zahlreiche Vorteile für die Entwicklung deines Kindes. Regelmäßiges Vorlesen macht deinem Kind nämlich nicht nur Spaß, es lernt auch viel dabei. Außerdem bietet es sowohl für dich als auch für dein Kind eine entspannte Auszeit vom stressigen Alltag, in der der Fokus einzig und allein auf eurer Beziehung und dem Buch liegt. Welche Vorteile das Vorlesen genau hat, verraten wir dir im Folgenden.
Liest du deinem Kind regelmäßig vor, machst du es mit vielen Wörtern und Satzstrukturen vertraut. Mit der Zeit kann dein Kind diese aus dem Zusammenhang erfassen. Auf diese Weise wird der Wort- und Sprachschatz deines Kindes erweitert. Das konnten bereits zahlreiche Studien belegen. Auch die Lesekompetenz deines Kindes profitiert vom regelmäßigen Vorlesen.
Beim Vorlesen entwickelt dein Kind einen positiven Bezug zu Büchern. Das äußert sich später in dem Leseverhalten deines Kindes. Es greift nämlich öfter zum Buch und hat allgemein mehr Spaß am Lesen.
Vorlesen bringt dein Kind mit vielfältigen Themen zusammen. Das inspiriert Kinder auf unterschiedliche Art und Weise. Es fördert ihre Kreativität und Fantasie sowie die Konzentration. Denn beim Vorlesen lernen Kinder, längeren Handlungssträngen zu folgen. Gerade für kleinere Kinder kann dies eine Herausforderung sein. Sie lernen abstrakter zu denken und verbessern allgemein ihre Denkfähigkeit.
Neben der Sprachentwicklung und Denkfähigkeit kann Vorlesen auch die Sozialkompetenz deines Kindes verbessern. Denn die Handlungen der Protagonisten dienen deinem Kind als Vorbild. Sie zeigen beispielsweise, wie es mit Problemen und Gefühlen umgehen kann. Gleichzeitig stärken die Geschichten auch das Mitgefühl des Kindes. Es lernt, sich in andere einzufühlen und Gefühle besser nachvollziehen zu können.
Vorlesen stärkt auch die Bindung zwischen Kind und Elternteil. Die Zeit des Vorlesens gehört ganz euch. Zusammen taucht ihr in verschiedene Welten ein und könnt zur Ruhe kommen. Integrierst du Vorlesen als festes Ritual, beispielsweise vor dem Schlafengehen, kann sich dein Kind schon den ganzen Tag auf eure gemeinsame Zeit freuen.
Damit das Vorlesen zu einem richtigen Erlebnis wird und sowohl dir als auch deinem Kind Freude bereitet, kannst du einiges beachten. Denn je nachdem, welches Buch du auswählst und wie du es vorträgst, kann dein Kind mehr oder weniger mit der Handlung anfangen.
Bei der Auswahl der Vorlesegeschichte solltest du das Alter deines Kindes berücksichtigen. Einem dreijährigen Kind kannst du beispielsweise keine längere Geschichte mit mehreren Handlungssträngen vorlesen. Dann kann es mitunter schnell nicht mehr folgen und verliert das Interesse an der Geschichte. Besser sind kürzere Geschichten mit vielen Bildern, bei denen es die Handlung auch visuell verfolgen kann. Je älter dein Kind ist, desto mehr kannst du auf Bilder verzichten. Bei jüngeren Kindern sollte das Buch eher weniger Text, dafür aber viele Bilder haben.
Beim Vorlesen kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen. Du kannst den verschiedenen Charakteren beispielsweise unterschiedliche Stimmen geben, manche Aussagen lauter aussprechen als andere oder einige Sätze im Flüsterton vorlesen. Auch mit Mimik und Gestik kannst du die Handlung untermalen. So bekommt die Geschichte eine ganz neue Dynamik und ist für dein Kind greifbarer.
Vorlesen bedeutet nicht nur, dass du eine Geschichte vorträgst und dein Kind zuhört. Effektiver und schöner ist es, wenn dein Kind Rückmeldung gibt. Ihr könnt zum Beispiel zusammen die Bilder besprechen. Babys und Kleinkinder freuen sich besonders, wenn Bücher Elemente zum Tasten haben. Bei manchen Geschichten werden am Ende Fragen zum behandelten Thema gestellt, die ihr mit älteren Kindern nach dem Vorlesen besprechen könnt. Stellt dein Kind während dem Vorlesen Rückfragen, solltest du dies keinesfalls als schlechtes Benehmen abtun. Rückfragen zeigen nur, dass dein Kind an der Handlung interessiert ist. Du solltest also auf diese eingehen und gemeinsam mit deinem Kind Antworten finden.
Besonders viel Spaß macht das Vorlesen, wenn die Zeit komplett euch gehört – das Vorlesen sozusagen eine Auszeit bildet. Darum solltet ihre Smartphones und Tablets in dieser Zeit ausschalten, um digitale Ablenkungen zu vermeiden. Andere Ablenkungen wie Spielzeug sollten währenddessen ebenso liegenbleiben. Macht es euch ganz besonders gemütlich und baut beispielsweise eine Höhle aus Stühlen, Decken und Kissen. Das hilft noch mehr, alles um euch herum zu vergessen und euch einzig auf die Geschichte zu konzentrieren.
Damit du dir ein Bild davon machen kannst, welche Geschichten sich besonders zum Vorlesen eignen, haben wir ein paar Bücher ausgewählt, die du mit deinem Kind zusammen lesen kannst. Bei den meisten Büchern handelt es sich um Sammelbände, die mehrere kurze Geschichten enthalten. Diese sind gerade lang genug, dass du jeden Abend ein paar Minuten vorlesen kannst. Hast du ein bisschen mehr Zeit, kannst du auch eine längere Geschichte oder gleich mehrere Geschichten vorlesen.
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In der besinnlichen Weihnachtszeit ist Vorlesen ganz besonders schön, um dein Kind auf die anstehenden Festtage einzustimmen. Vor allem für Kinder sind diese Tage etwas ganz Besonderes, aber auch Erwachsene haben hier die Möglichkeit, ihren stressigen Alltag hinter sich zu lassen und sich voll auf die Familie zu fokussieren. Das Vorlesen kindgerechter Weihnachtsgeschichten bringt die ganze Familie zusammen. Eine geeignete Weihnachtsgeschichte von Manfred Kyber haben wir im Folgenden für dich aufgeschrieben.
Es war einmal ein Schneemann, der stand mitten im tief verschneiten Walde und war
ganz aus Schnee. Er hatte keine Beine und Augen aus Kohle und sonst nichts und das ist wenig. Aber dafür war er kalt, furchtbar kalt. Das sagte auch der alte griesgrämige Eiszapfen von ihm, der in der Nähe hing und noch viel kälter war.
"Sie sind kalt!" sagte er ganz vorwurfsvoll zum Schneemann. Der war gekränkt. "Sie sind ja auch kalt," antwortete er. "Ja, das ist etwas ganz anderes," sagte der Eiszapfen überlegen.
Der Schneemann war so beleidigt, dass er fort gegangen wäre, wenn er Beine gehabt hätte. Er hatte aber keine Beine und blieb also stehen, doch nahm er sich vor, mit dem unliebenswürdigen Eiszapfen nicht mehr zu sprechen. Der Eiszapfen hatte unterdessen was anderes entdeckt, was seinen Tadel reizte: ein Wiesel lief über den Weg und huschte mit eiligem Gruß an den beiden vorbei.
"Sie sind zu lang, viel zu lang!" rief der Eiszapfen hinter ihm her, "wenn ich so lang wäre, wie Sie, ginge ich nicht auf die Straße!" "Sie sind doch auch lang," knurrte das Wiesel verletzt und erstaunt. "Das ist etwas ganz anderes!" sagte der Eiszapfen mit unverschämter Sicherheit und knackte dabei ordentlich vor lauter Frost. Der Schneemann war empört über diese Art, mit Leuten umzugehen, und wandte sich, soweit ihm das möglich war, vom Eiszapfen ab. Da lachte was hoch über ihm in den Zweigen einer alten schneeverhangnen Tanne, und wie er hinaufsah, saß ein wunderschönes, weißes, weiches Schnee-Elfchen oben und schüttelte die langen hängenden Haare, dass tausend kleine Schneesternchen herab fielen und dem armen Schneemann gerade auf den Kopf. Das Schnee-Elfchen lachte noch lauter und lustiger, dem Schneemann aber wurde ganz seltsam zu Mut und er wusste gar nicht, was er sagen sollte, und da sagte er schließlich: "Ich weiß nicht, was das ist….“
"Das ist etwas ganz anderes," höhnte der Eiszapfen neben ihm.
Aber dem Schneemann war so seltsam zu Mute, dass er gar nicht mehr auf den Eiszapfen hörte, sondern immer hoch über sich auf den Tannenbaum sah, in dessen Krone sich das weiße Schnee-Elfchen wiegte und die langen hängenden Haare schüttelte, dass tausend kleine Schneesternchen herab fielen.
Der Schneemann wollte unbedingt etwas sagen über das eine, von dem er nicht wusste, was es war, und von dem der Eiszapfen sagte, dass es etwas ganz anderes wäre. Er dachte schrecklich lange darüber nach, so dass ihm die Kohlenaugen ordentlich herausstanden vor lauter Gedanken, und schließlich wusste er, was er sagen wollte, und da sagte er:
"Schnee-Elfchen im silbernen Mondenschein, du sollst meine Herzallerliebste sein!"
Dann sagte er nichts mehr, denn er hatte das Gefühl, dass nun das Schnee-Elfchen etwas sagen müsse, und das war ja wohl auch nicht unrichtig. Das Schnee-Elfchen sagte aber nichts, sondern lachte so laut und lustig, dass die alte Tanne, die doch sonst gewiss nicht für Bewegung war, missmutig und erstaunt die Zweige schüttelte und sogar vernehmlich knarrte. Da wurde es dem armen, kalten Schneemann so brennend heiß ums Herz, dass er anfing vor lauter brennender Hitze zu schmelzen, und das war nicht schön. Zuerst schmolz der Kopf, und das ist das Unangenehmste – später geht’s ja leichter. Das Schnee-Elfchen aber saß ruhig hoch oben in der weißen Tannenkrone und wiegte sich und lachte und schüttelte die langen hängenden Haare, dass tausend kleine Schneesternchen herab fielen. Der arme Schneemann schmolz immer weiter und wurde immer kleiner und armseliger und das kam alles von dem brennenden Herzen. Und das ist so weitergegangen und der Schneemann war schon fast kein Schneemann mehr, da ist der heilige Abend gekommen und die Englein haben die goldnen und silbernen Sterne am Himmel geputzt, damit sie schön glänzen in der heiligen Nacht.
Und da ist etwas Wunderbares geschehen: wie das Schnee-Elfchen den Sternenglanz der heiligen Nacht gesehen hat, da ist ihm so seltsam zu Mute geworden und da hat’s mal auf den Schneemann heruntergesehen, der unten stand und schmolz und eigentlich schon so ziemlich zerschmolzen war. Da ist’s dem Schnee-Elfchen so brennend heiß ums Herz geworden, dass es herunter gehuscht ist vom hohen Tann und den Schneemann auf den Mund geküsst hat, so viel noch davon übrig war. Und wie die beiden brennenden Herzen zusammen waren, da sind sie alle beide so schnell geschmolzen, dass sich sogar der Eiszapfen darüber wunderte, so ekelhaft und unverständlich ihm die ganze Sache auch war.
So sind nur die beiden brennenden Herzen nachgeblieben, und die hat die Schneekönigin geholt und in ihren Kristallpalast gebracht, und da ist’s wunderschön und der ist ewig und schmilzt auch nicht. Und zu alledem läuteten die Glocken der heiligen Nacht.
Als aber die Glocken läuteten, ist das Wiesel wieder herausgekommen, weil es so gerne das Glockenläuten hört, und da hat’s gesehen, dass die beiden weg waren. "Die beiden sind ja weg," sagte es, "das ist wohl der Weihnachtszauber gewesen." "Ach, das war ja etwas ganz anderes!" sagte der Eiszapfen rücksichtslos und das Wiesel verzog sich empört in seine Behausung.
Auf die Stelle aber, wo die beiden geschmolzen waren, fielen tausend und abertausend kleine weiße, weiche Flocken, so dass niemand mehr was von ihnen sehn und sagen konnte. – Nur der Eiszapfen hing noch genau so da, wie er zuerst gehangen hatte, und der wird auch niemals an einem brennenden Herzen schmelzen und auch gewiss nicht in den Kristallpalast der Schneekönigin kommen – denn der ist eben etwas ganz anderes!
(Manfred Kyber)
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