Alice im Wunderland übersetzt in Emojis
Eine Geschichte komplett aus Emoticons? Klingt verrückt, aber irgendwie passend in die Zeit von Twitter, Whats App und Co. Der totale Verzicht auf Buchstaben in der Literatur – Künstler und Autor Joe Hale zeigt, wie das aussehen könnte.
Emojis werden in unserer heutigen Zeit fast als eine universellen Sprache wahrgenommen. Das Schreiben von Geschichten oder ihre Übersetzung in Emojis, wirkt da nahezu wie der nächste logische Schritt. Einer solchen Übersetzung hat sich Künstler und Autor Joe Hale jetzt angenommen. Das Ergebnis: Alice im Wunderland und Peter Pan erzählt mit Emojis und gedruckt auf Riesenpostern.
Sommer in London – Zeit für verrückte Ideen
Die Idee, sagt Hale, entstand aus seiner Besessenheit mit Lewis Carrols Klassiker sowie dessen filmischer Umsetzung aus dem Hause Disney.
"Meine Übersetzung wurde inspiriert von der psychedelischen Atmosphäre in Walt Disneys klassischem Animations-Film und der Erinnerung an glückliche Sommertage und Spaziergänge durch London", erklärte der Künstler gegenüber der Huffington Post.
Die Überlegungen von William S. Borroughs zu Hieroglyphen haben ihn ebenfalls beeinflusst, schreibt er auf seiner Homepage. Für seine Alice-Version nutzte Hale die Emojis des Standart Unicode 6.0, der 700 Symbole in fünf Kategorien umfasst.
Verwendung der Zeichen
Die genutzten Zeichen können zum einen direkt abbilden was gemeint ist, zum Beispiel Mann, Frau oder Hund. Zum anderen verwendet Hale aber auch Zeichen ihrer Laute wegen, unabhängig von ihrer bildlichen Bedeutung. Das funktioniert besonders im Englischen recht gut, beispielsweise mit der Biene für "be" oder dem Auge für "I".
Diese Art der Verwendung kennen wir vor allem aus klassischen Rebus-Rätseln. Auch Alices geistiger Vater Lewis Carroll war ein Freund dieser Bilderrätsel, wie einer seiner Briefe zeigt. Hales Grundgedanke war der Schritt weg von Buchstaben, hin zum Denken und Schreiben in Bildern. Deshalb entwickelte er sein eigenes Sytsem, das er Crypto-Pictography nennt.
Der Künstler empfiehlt dennoch das parallele Lesen des Originals und seiner "Übersetzung". Er versteht sein Werk als visuelle Hilfe, um noch mehr in die fabelhafte Welt des Wunderlands einzutauchen. Wer noch näheres über die Idee und ihre Umsetzung erfahren möchte, sollte einen Blick auf Joe Hales tumblr werfen. Interessierte finden dort die Entstehung des Alice-Posters Schritt für Schritt, von der Idee, über theoretische Überlegungen bis zur Realisierung.
Peter Pan deutlich umfangreicher
Das kürzlich erschienene "Neverland", die Umsetzung von J. M. Barries "Peter Pan", war Hales zweites Projekt dieser Art und weitaus umfangreicher. Bei "Wonderland" waren es 27500 Wörter, die in über 25000 Emojis übertragen wurden. Für "Neverland" brauchte der Künstler für rund 47000 Wörter über 44000 Emojis.
Obwohl Alice ihm persönlich mehr am Herzen lag, hält Joe Hale "Peter Pan" für den aktuelleren Stoff. "Neverland beschreibt unsere gegenwärtige Lebenswelt, die sich eher im Virtuellen als im Realen abspielt", führt er gegenüber The Creators Project aus. Das neuste, diversitäts-fördernde Emoji-Update habe ihm allerdings nicht viel gebracht. Viele neue Wörter könne man daraus nicht zusammenschustern.
Andere Emoji-Literatur-Projekte
Hale ist übrigens nicht der einzige, der versucht literarische Werke in Emojis umzusetzen. Kamran Kastle probierte es mit einem Kickstarter-Projekt für eine Emoji-Bibel, inklusive der Erfindung neuer Emoticons. Mit gerade einmal 17 Unterstützern und 105 Dollar scheiterte das Projekt jedoch grandios. Mehr Erfolg hatte dagegen Fred Benenson. Sein Finanzierungs-Projekt für "Emoji Dick" fand genug Unterstützer. Die Emoji-Fassung von Hermann Melvills Meisterwerk "Moby Dick" kann mittlerweile käuflich erworben werden.
Die wichtigste Frage die man sich dabei stellt bleibt dennoch: Ist das überhaupt lesbar? Die Macher und ihre Fans meinen schon. Über Sinn und Unsinn lässt sich aber sicherlich streiten. Die allseits bekannten Emojis als eine Art universeller Kommunikation zu nutzen ist ein durchaus spannender Ansatz, der aber noch nicht ganz funktioniert. Das zeigt allein Joe Hales langer Weg zu einer eigenen Systematisierung und einem zufriedenstellenden Produkt. Bisher bleiben solche Projekte deshalb eher eine nette, künstlerische Spielerei. Oder, wie der Telegraph über Emoji Dick schreibt, "demonstrieren innovative Wege, wie die Arbeitskraft gelangweilter Internetnutzer für komplexe Aufgaben genutzt werden kann".
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