Amazon Fire Phone exklusiv bei Tolino-Partner Telekom
Deutlich früher als allgemein erwartet internationalisiert Amazon sein Kindle Phone. Hierzulande übernimmt ausgerechnet Tolino-Partner Telekom den Exklusiv-Vertrieb. In den USA fällt derweil der Gerätepreis um satte 200 US-Dollar.
Erst vor sechs Wochen in den USA veröffentlicht, kommt das Fire Phone schon Ende dieses Monat nach Deutschland. Wie auf dem Heimatmarkt (dort mit AT&T) hat sich Amazon auch für die internationalen Märkte Mobilfunkunternehmen gesucht, die das Gerät exklusiv mit Vertrag vertreiben. In Großbritannien fiel die Wahl auf o2, in Deutschland ist das Fire Phone ausschließlich mit einem Mobilfunkvertrag der deutschen Telekom zu haben.
Deutsche Telekom: 1170 Euro Grundkosten für zwei Jahre
Das Fire Phone gibt es mit drei verschiedenen Laufzeitverträgen – einen Euro kostet das Gerät ab dem Tarif MagentaMobil M für 45 beziehungsweise 50 Euro monatlich (je 12 Monate bei 24 Monaten Mindestlaufzeit). Für 1170 Euro (!) inklusive Anschlussgebühr hat man dann immerhin neben dem Smartphone auch zwei Jahre eine All-Net-Flat plus 1,5 Gbyte Highspeed-Datenvolumen.
Brisant macht den Deal, dass die Deutsche Telekom auch der Technologie-Partner der Tolino-Allianz ist. Zwar bietet das E-Reading-Projekt kein Smartphone. Mit jedem verkauften Fire Phone wächst aber das Fire-OS-Ökosystem und damit auch die Motivation für Entwickler, Apps für den Fire Store bereitzustellen (die natürlich auch auf Fire Tablets nutzbar sind, zu dem die Tolino-Allianz sehr wohl eine Alternative hat). Überflüssig zu erwähnen, dass im Fire Store keinerlei Apps der Tolino-Partner zu finden sind.
Wer E-Books auf dem Fire Phone lesen will, kommt am Kindle Store nahezu nicht vorbei (von wenigen Ausnahmen abgesehen, etwa Skoobe). "Die tolino-Partner haben auf der Grundlage einer offen angelegten, Cloud-basierten Plattform ein Angebot geschaffen, das für den Markt relevant und attraktiv ist", ließ sich Telekom-Innovationschef Thomas Kiessling im April dieses Jahres zitieren. Und jetzt unterstützt die Telekom eben auch die weniger offen angelegte Konkurrenz-Plattform – business as usal.
200 US-Dollar Abschlag in den USA
Nahezu zeitlich zur Vermeldung der Internationalisierung drehte Amazon in den USA an der Preisschraube, und zwar kräftig. Kostete das Fire Phone zum Verkaufsstart (Erinnerung: vor sechs Wochen) mindestens 199 US-Dollar mit Vertrag, ist das Gerät jetzt für 0,99 US-Dollar zu haben – mit exakt dem gleichen Vertrag! Käufer der ersten Stunde werden not amused sein.
Die Gründe für diesen drastischen Preisverfall innerhalb kürzester Zeit (ein "Fire Sale", wie es The Verge doppeldeutig treffend formulierte) sind schnell genannt: Erstens kam das Gerät bei professionellen Testern schlecht an, zweitens sollen die bisherigen Verkaufszahlen ernüchternd sein, drittens sind auch Fire-Phone-Käufer der ersten Stunde nicht wirklich happy mit ihrem Premium-Smartphone – eine durchschnittliche Bewertung von 3,2/5 spricht für sich.
Ob Internationalisierung und Preisverfall etwas mit dem wohl am morgigen Dienstagabend vorgestellten iPhone 6 zu tun haben, ist reine Spekulation. Fakt ist hingegen spätestens jetzt: Das Fire Phone legt einen Stolperstart hin. Aber Amazon wäre nicht Amazon, wenn das Unternehmen die Flinte vorschnell ins Korn werfen würde. Jeff Bezos hat schon öfters einen langen Atem bewiesen, wenn es darum ging, neue Produkte mit viel Geduld und Entwicklungsaufwand auf lange Sicht zum Erfolg zu führen.
Kommentare
1 Jahr Amazon Fire Phone: Gescheiterter Hoffnungsträger » lesen.net 30. Juni 2015 um 10:10
[…] im ersten Monat verkauft, berichtete der “Guardian”. Im September fielen zeitgleich zum Verkaufsstart in Deutschland, wo das Gerät anfänglich ausschließlich mit Telekom-Netlock zu haben war, die […]