Autorenporträts: Warum so grimmig?
Es ist wohl ein Naturgesetz: Große Literaten, die etwas auf sich halten, haben möglichst kritisch und unwirsch in die Kamera zu schauen, wohl um besondere geistige Tiefe zu signalisieren. Muss das sein?
Zur Frankfurter Buchmesse im Oktober wird einmal mehr der deutsche Buchpreis verliehen, die wichtigste Auszeichnung im hiesigen Literaturbetrieb. Vergangene Woche gab die Jury die aus 20 Titeln bestehende Longlist bekannt.
Der Buchpreis-Ausrichter Börsenverein verarbeitete die Nominierungen nun in einem kleinen Buch, das kostenlos in zahlreichen Buchhandlungen ausliegt. Darin sind kurze Leseproben aller Titel sowie Porträts der 20 Autoren zu finden. Nebst Fotos.
Und auf diesen Fotos schlägt dem Leser der gesammelte Weltschmerz der hiesigen Schriftstellergilde entgegen. Wir haben es einmal durchgezählt: Mindestens 13 der 20 Nominierten schauen auf den durchweg professionell gemachten Fotos eindeutig skeptisch, grimmig, verärgert drein. Einige Beispiele aus dem Buch.
Was soll das? Wollen die Autoren (oder ihre Berater beziehungsweise die ihrer Verlage) damit zur Schau stellen, sie seien durch das Stahlbad des Lebens gegangen und wüssten also, wovon sie schrieben? Wollen sie die Leser maximal auf Distanz halten (Lächeln schafft Vertauen)?
Die vor allem bei literarischen Autoren ganz klar zu beobachtende Tendenz zur illustrierten Grießgrämigkeit erscheint doch sehr fragwürdig. Statt geistiger Tiefe signalisiert sie Ablehnung und Unnahbarkeit und kurbelt damit auch eher nicht die Buchverkäufe an, im Gegenteil.
Immerhin gibt es auch im Longlist-Buch Ausnahmen. Einige wenige Autoren schauen wirklich freundlich und sympathisch drein. Und auf einem Gruppenbild im Buch lächeln oder lachen sogar alle sechs Abgebildeten. Es ist das Bild der Buchpreis-Jury – und sollte eigentlich auch den Autoren Hoffnungen machen, dass sie mit einem zarten Lächeln nicht alle Chancen auf Anerkennung im großen ernsten Literaturbetrieb verspielen.
Kommentare
FAZ erklärt, warum selbstpublizierte Bücher schlecht sind » lesen.net 9. Oktober 2017 um 17:04
[…] Dietmar Dath (branchenübliches Porträt) […]