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Badische Zeitung: eBook-Leser kulturlos

badische_zeitungDigitale Bücher haben nicht nur Freunde; die Liste der Argumente gegen eBooks ist ebenso lang wie die ihrer Verfechter. Zumeist werden vor allem emotionale Vorbehalte ins Feld geführt: Bei elektronischen Büchern vermisse man den Duft des Papiers, das Rascheln der Buchseiten, das haptische Erlebnis, … (blumige Attribute bitte ergänzen). In der Regel wird in Plädoyers fürs gedruckte Buch trotzdem auch der 'Gegenseite' Verständnis entgegen gebracht.

Bettina Schulte von der Badischen Zeitung versteht sich allerdings eher aufs Beleidigen: Wer "mit einem so kalten glatten Ding [=eBook Reader] statt einem gemütlichen Schmöker" liest, scheint in ihren Augen des Literaturgenusses überhaupt nicht würdig zu sein. Ihr gestern publizierter Kommentar zur Mitteilung Amazons, der Buchhändler verkaufe inzwischen mehr eBooks als gebundene Bücher, strotzt nur so vor subtilen wie direkten Anfeindungen – gewürzt mit einer ordentlichen Prise Antiamerikanismus.

So wirft die BZ-Redakteurin die infolge der Wortwahl höchst rhetorische Frage auf, ob "die Leute (…) das raschelnde fiebrige neugierige Blättern in eleganten Taschenformaten oder briketthaften Wälzern durch einen dummen Tasten- oder Knopfdruck ersetzen" wollen würden. Wer schon digital liest (und also mit dummen Tastendrücken blättert), wird verbal zum Leser zweiter Klasse gemacht; als "wahrer Lesefreund" bestellt man "sich sein kostbares Gut" nämlich natürlich nicht "seelenlos bei Amazon", sondern shoppt physisch beim "Lieblingsbuchhändler um die Ecke". Aber immerhin: "Es gibt noch Hoffnung" – für das christliche Abendland zumindest.

Denn für den" Siegeszug des charakter- und formlosen E-Books" in den USA liefert Schulte eine denkbar absurde Begründung: Nicht etwa die dortige Struktur vom stationären Buchhandel, die niedrigen Preise von eBooks oder das breite digitale Sortiment seien verantwortlich für die im Vergleich zu Deutschland überragenden Verkaufszahlen, sondern kultuerelle Differenzen.

1_buchhandels_umsaetze_2009-jpg-389181Auf der einen Seite ein "Kontinent der unbeschwerten Mobilität und des bodenständigen Pragmatismus", wo eBooks nicht zuletzt wegen ihrer Suchfunktion zur direkten Navigation zu den Höhepunkten genutzt würden; auf der anderen Siete die "Gutenberggalaxis mit ihrer unverdrossen blühenden Verlagslandschaft und dem Lieblingsbuchhändler um die Ecke" – Fastfood-Gesellschaft versus Hochkultur also. Abgesehen von der fast schon lächerlichen Weltfremdheit im Bezug auf die hiesige Buchindustrie – Schulte zog ihre romantischen Vorstellungen wohl der Recherche schnöder Branchenzahlen vor – sind nationale Stereotype und Abwertungen auch in einem Kommentar völlig fehl am Platz.

Wie man sich dem Thema auch (und gerade) ohne Schaum vorm Mund nähren kann, illustriert dagegen heute die Zeit. Abseits der Grabenkämpfe ums Trägermedium wird unter der Überschrift "Hurra, wir lesen noch!" das Wesentliche in den Fokus genommen: Gelesen wird heute und künftig vielleicht auf anderem Weg, aber unter dem Strich mehr als jemals zuvor.

Natürlich kann man einen Untergang der Bücher, Zeitungen, Zeitschriften beklagen – aber mit gutem Grund nur, wenn man von einem Umzug aller Publikationsmedien ins Netz einen dramatischen Qualitätsverlust erwartet. Für die reine Lesekompetenz ist es unerheblich, ob ein Roman als E-Book oder ein Leitartikel online rezipiert wird.

Und auch wenn es im lesenswerten Essay mehr um Inhalte als um Formen geht, gibt Autor Jens Jessen Agitatoren wie Bettina Schulte noch einen schönen Hinweis mit auf den Weg

Die gedruckte Form veredelt nicht den Inhalt. Schmutz und Schund sind, medizinisch gesprochen, in jeder Darreichungsform möglich. Alle Klagen, die sich heute an Computerspiele und Internetpornografie knüpfen, sind schon im 18. Jahrhundert (und das ganze 19. hindurch) über Bücher geäußert worden.

ipad-ibooks-readingDass gegenwärtig nicht alle Lesefreunde glücklich über die sich immer mehr abzeichnende digitale Revolution in der Buchbranche sind ist nachvollziehbar, obgleich die Sorge um ein komplettes Verschwinden des gedruckten Buchs unbegründet ist; auf absehbare Zeit werden gedrucktes und digitales Buch eine friedliche Koexistenz pflegen, je nach Anwendungsbereich wird in den verschiedenen Textgattungen mal das eine, mal das andere Trägermedium die Nase vorn haben. Auch vor diesem Hintergrund sind aufwiegelnde "Diskussionsbeiträge" wie von Frau Schulte wenig hilfreich; weder sie noch die Badische Zeitung (deren Texte via E-Paper übrigens auch ganz vulgär auf dem iPad anstatt kultiviert auf wohlduftenden sich im Winde sanft schmiegenden Zeitungseiten gelesen werden können) tun sich damit einen Gefallen.

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Kommentare


Bigboo73 22. Juli 2010 um 15:28

haha, ich dachte eigentlich immer der Inhalt zählt, die ist ja drauf ;) Fakt ist seitdem ich meinen Reader habe, lese ich mehr und entspannter wie bei einem Buch, in meinem Freundeskreis ist das genauso und das ist doch was Gutes! Besser wie tumb vor dem Fernseher zu hocken und RTL2 zu schauen ;)

Ich halte aber die ebenfalls von ebook reader ins Feld gebrachte Umwelt debatte genauso für scheinheilig, ich möchte net wissen wiviel schadstoffe sie in China in Luft, Land und Wasser pumpen um die Reader herzustellen.

Ich würde z.b. für ein Bundle aus Buch und Ebook sogar was drauf bezahlen (dann kann ich auch mal dran riechen ;) ), alleine schon wegen des Sammleraspekts und der Privaten Bibliothek. Man hat schließlich gerne beim Umzug auch was zu schleppen…

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Benjamin 22. Juli 2010 um 16:23

Schöner Artikel! Ich halte solche Kommentare für Rückzugsgefecht der Ewiggestrigen. Jedes, wirklich jedes neue Medium gefährdet aus der Sicht dieser Leute die Grundfesten unserer Gesellschaft. Wenn dann noch ein offenbar sehr elitärer Kulturbegriff mit einem anti-amerikanischem Kultur-Chauvinismus eine Beziehung eingeht, wird’s ein bisschen eklig.

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microm 22. Juli 2010 um 18:02

Zitat: … bestellt man sich sein kostbares Gut …

Da sieht man schon, worum es geht: Um unser Geld !

Da fällt mir doch sofort eine Parallele ein:

Sogenannte "echte" Diamanten sind sehr teuer, künstlich erzeugte (Diamonique) günstig bis billig obwohl beides einfach nur kristalliner Kohlenstoff ist.

Bei beiden – den Büchern wie den Diamanten (wenn die Preisdifferenz bei den Büchern auch nicht so drastisch ist wie bei den Diamanten) will man über irgendwelche Gefühlsduseleien mehr Geld für die gleiche Ware haben.

Wer’s bezahlen kann oder will: Bitteschön!

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Keda80 22. Juli 2010 um 18:40

Danke, für den interessanten Beitrag. Ja, ja im Badischen ist die Welt halt noch in Ordnung. Ohne modischen E-bookschnickschnack.
Spaß beiseite…

Prinzipiell sollten gerade Reporter/Journalisten zumindest sich mit dem Teil beschäftigt haben und ein qualitativ gutes einige Zeit getestet haben bevor sie sich ein Urteil erlauben können. Mit kalt/glatt meinte sie vielleicht auch nciht undbedingt das Gehäuse, sondern das Gefühlt, aber das ist vielleicht auch ihre Voreingenommenheit, die das auslöst.
bei Frau Schulte bezweifle ich das einfach.
Trotz Frau Schultes wahrscheinlich hoher Bildung, klingen für mich ihre Sätze ignorant, wenn nicht sogar arrogant. Sie tut mir sogar ein wenig leid. Aber da kann man wohl nichts machen…

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eliterator 23. Juli 2010 um 09:15

Hallo Johannes,

dein Artikel ist sehr gut geschrieben und hat mich zum Schmunzeln animiert! Ich bin ganz konform mit deiner Argumentation und der Vorhersage, dass Buch und E-Book in Zukunft nebeneinander existieren.. Solange die E-Book-Preise in Deutschland so hoch sind, wird es ohnehin keinen Siegeszug wie in den USA geben.. Als ich dann den Kommentar in der BZ gelesen habe, war ich allerdings etwas enttäuscht.. Die Dame hat bei dir wohl einen Nerv getroffen.. So deutlich, wie du das herausgearbeitet hast, habe ich es dort nicht gelesen, vielleicht hast du aber das Zwischenzeilige, das Von-Oben-Herab, einfach besser erkannt..

Glückwunsch jedenfalls zur Bildblog-Erwähnung ;-) Bin gespannt, wie die Debatte weiter geführt wird.. Ganz so hart wie die zwischen Bloggern und "klassischen" Zeitungen ist es ja derzeit noch nicht..

Gruß

Jörn

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SysRun 23. Juli 2010 um 09:17

Wissen war in Deutschland schon immer das Privileg der Eliten. Dummerweise rütteln "neue" Techniken wie das Internet an diesen Grundfesten. Das ist das Grundploblem dieser pseudogebildeten Schultes in diesem Land. Rotwein saufen und bedrucktes Papier sind dummerweise keine Zeichen mehr für moralische Überlegenheit :-P

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Stefanie 23. Juli 2010 um 09:26

Danke für diesen tollen Artikel. Als erstes fiel mir dazu folgende Begebenheit ein: Meine Tochter hat auf meinem uralten aber unverwüstlichen Palm einen Reader und ich überspiele ihr immer ihre Lieblingsbücher. Als sie auf dem Pausenhof lesen wollte, kam ihre Lehrerin zu ihr und meinte sie solle den elektronischen Kram lieber in der Klasse lassen und ein "richtiges" Buch lesen.
Sehr lustig.

Gruß Stefanie

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Steffen Meier 23. Juli 2010 um 10:29

Lustig…und ignorierbar. Machen wir uns doch nichts vor, Maschinenstürmer bzw. deren Gegenteil hat und wird es immer geben. Entwicklungen lassen sich durch so etwas nicht aufhalten. Wer vermißt denn heute noch das sanfte Rascheln von Papyrus im Wind?

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Chräcker 23. Juli 2010 um 10:43

Als ob man heute wirklich noch handwerklich "gute Bücher" kaufen könnte. Es sind doch nicht selten billig geklebte Papierstapel, wenn die Buchdeckel aus dicker Pappe sind nennt die Branche das dann "gebundene Ausgabe". Nicht wenige Bücher stinken schon beim Kauf, nach 5 bis 10 Jahren dann auf jedenfall, das Papier fängt eben an sich auf zu lösen. Wer da ein edles Handwerk hineinredet, zeigt für mich auch nicht gerade Kultursicherheit.

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Steffen Meier 23. Juli 2010 um 10:50

@Chräcker Da muss ich dann doch gegenhalten: es gibt durchaus Verlage, die handwerklich/typografisch schön gemachte Bücher produzieren, zB Hermann Schmidt in Mainz (http://www.typografie.de/). Für diese wird es auch noch sehr lange Zeit einen Markt geben, hier ist auch die Preissensibilität nicht hoch.
Den anderen (siehe BZ-Artikel) bleibt dann eben nur das Polemisieren…

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Johannes 23. Juli 2010 um 11:01

@eliterator @Steffen Will überhaupt nich verhehlen, dass ich mich mit dem Artikel auch durchaus persönlich angegriffen sah – lese inzwischen fast ausschließlich auf E-Ink und hab’s (wie alle anderen) nun wirklich nicht nötig, mich von irgendwem als minderbemittelter Buchkonsument abstempeln zu lassen.
Dass a) Frau Schulte die ganz krassen Polemiken in ihrer Schreibtischschublade gelassen hat b) ihr Kommentar in einem mäßig bedeutsamen Provinzblatt den Wandel in der Buchbranche eher peripher tangieren wird, steht außer Frage.

Ciao
Johannes

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Hängog 23. Juli 2010 um 11:10

Ich mag E-Reader auch nicht. Das ist für mich kein "richtiges" Lesen, zu dem mehr gehört, als einfach einen Text zu rezipieren. Ich leihe aber auch keine Bücher, sondern will sie selber besitzen und beim Verleihen an andere bin ich eher vorsichtig.

Wissen ist nun mal ein Schatz, den man hüten muß. Nicht vor anderen, sondern vor dem Verfall. Bücher sind dafür ein ganz brauchbares Medium, denn sie sind unabhängig von Updates, neuen Speichermedien, Betriebssystemen etc. Sie haben eine deutlich längere Halbwertzeit als moderne Speichermedien, bei denen man tunlichst nach spätestens 5 Jahren ein neues Backup ziegen sollte. Bücher haben also etwas stabiles, etwas langlebiges. Hätte Gutenberg nicht auf Papier gedruckt, sondern auf DVD gespeichert, wüßten wir heute vermutlich nicht mal, daß es ihn je gegeben hätte. Wenn ich auf meine Bücherregale schaue, weiß ich, daß deren Inhalt auch in 100 Jahren (wenn nicht Feuer- oder Wasserschäden dazwischenkommen) noch von meinen Ururenkeln gelesen werden kann. Für meine C64er 5,25″ Disketten und deren Inhalt, sehe ich dann eher schwarz. Schon in Ermangelung der passenden Hardware. Das Hardwarebundle "Auge-Hirn" zusammen mit der Software "Lesen können" wird dann sehr wahrscheinlich noch genutzt werden.^^

Wer also den schnellen Kick möchte und sich ein Buch durch den Reader schiebt, kann das gerne tun. Wer aber das Medium Buch zusätzlich zu seinem Inhalt schätzt, der wird sowas nur in Ausnahmefällen tun. Klar hat ein Ebook Vorteile. Die sind mir auch alle bekannt. Allerdings war ich bisher nicht in der Verlegenheit, sie nutzen zu müssen. Keine 256 Bücher für die nächsten 2 Jahre auf der ISS. Keine 2,3kg Schwarten beim Rucksackwandern.

Man sollte immer hellhörig werden, wenn Experten einerseits Dinge loben, aber andererseits privat anders denken. Viele Technikfreaks und IT-Buffs sehen die fortschreitenden Digitalisierung nicht in allen Belangen positiv. Oft sind es Bedenken im Bereich Datenschutz, Datensicherheit oder Urheberrecht. Und es gibt Beispiele für ihre Bedenken. Wir erinnern uns an Amazon, daß plötzlich bei einem Update Ebooks von den Readern löschte, weil es Streitigkeiten beim Urheberrecht gab. Hätte man das Buch im Regal stehen gehabt, wäre niemand vorbeigekommen, um es abzuholen. Man begibt sich zu leicht in ein Vertrauensverhältnis zu Unternehmen, denen man nicht trauen sollte, weil sie per definitionem zuerst an sich und dann erst an die Kunden denken.
Schon mal die Urheberrechte bei DVDs und CDs genauer studiert? Die CD bzw. DVD gehört ihnen gar nicht, selbst wenn sie dafür 20€ bezahlt haben. Der Inhalt des Mediums wird für den Betrag nur freundlicher Weise für die Nutzung zur Verfügung gestellt. Das macht beim Hören zuhause wenig Unterschied, aber man darf sich davon eigentlich keine Kopie für’s Auto ziehen oder es auf dem PC als MP3 speichern. Dafür gibt es diesen Kopierschutz, der eigentlich nur daraus besteht, daß draufsteht, es hätte einen Kopierschutz. Umgeht man diesen, macht man sich strafbar.
Ärgerlich wird es, wenn man solche Medien verkaufen will. Da gibt es diverse Fälle, wo Verkäufer auf Ebay urheberrechtlich verklagt wurden, weil sie eine alte CD verkaufen wollten.

Ich meine damit, daß man bei analogen Medien weniger kontrollierbar ist. Man muß nicht ständig auf der Hut sein, daß irgendwer die Daten löscht oder das neue Update nachladen.

Die Autorin der Badischen Zeitung denkt aber vermutlich nur an die Pfründe, die verlorengehen. Das Erlebnis "Buch" ist ein persönliches. Manche Menschen mögen Bücher, manchen sind sie egal. Das ist Geschmackssache. Andere bauen eine innige Beziehung zu ihrem Auto auf, für mich ist das ein Gebrauchsgegenstand, der irgendwann abgenutzt ist und ausgetauscht wird (ein Aufschrei bei den Autoliebhabern!).

Zumal es Bücher immer geben wird, so sehr sich Ebooks auch verbreiten werden. Wir erinnern uns an das "papierlose Büro", das schon in den 80ern mit der Einführung der EDV versprochen wurde. Und heute werden Emails zur Archivierung immer noch ausgedruckt und abgeheftet wie ehedem die Briefe.

Solange ich meine Bücher lesen darf, darf auch jeder andere seine Ebooks lesen. Hauptsache man liest, oder?

Hng

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Jeeves 23. Juli 2010 um 11:13

"Gegen 2000 Jahre wollen Sie mit einem Plastikkästchen anstinken? Denken Sie doch mal hundert Jahre weiter: Ihre Urenkel finden auf dem Dachboden ein Buch, danaben einen digitalen Datenträger. Vom Buch muss er nur den Staub wegwischen um es zun lesen. Das Kästchen ist ramponiert, das Programm für die Daten ist weg. Festpklatte gibt es nicht, wo ist die nächste Steckdose?
Also: wegwerfen." Aus dem neuen Buch zu Ehren von Klaus Wagenbach, zu seinem 80.

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Kilian 23. Juli 2010 um 11:13

Die eine ist gegen Ebooks, der andere ist gegen die eine welche gegen Ebooks ist. Ignorierbar, ist glaube ich das richtige Wort.

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Richard 23. Juli 2010 um 11:17

"strotzt nur so vor subtilen wie direkten Anfeindungen"

"mäßig bedeutsamen Provinzblatt"

Naja bitte nicht ins gleiche Horn stoßen… ;)

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Captain Haddock 23. Juli 2010 um 11:22

"Schon mal die Urheberrechte bei DVDs und CDs genauer studiert? Die CD bzw. DVD gehört ihnen gar nicht, selbst wenn sie dafür 20€ bezahlt haben. Der Inhalt des Mediums wird für den Betrag nur freundlicher Weise für die Nutzung zur Verfügung gestellt."

Übrigens: das ist weder neu noch eine neue Schikane irgendeiner "bösen Content-Industrie". Das galt schon lange vor der Erfindung von CD und DVD, zum Beispiel auch für ältere Medien wie Schallplatten.
"Wer … ohne Einwilligung des Berechtigten ein Werk … vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergibt, wird mit Freuiheitsstarfe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar." (gewerbsmäßig: bis 5 Jahre Knast. § 106 UrheberGesetz). Denn, merke: Musiker leben nicht von Ihrer Musik, sondern von dem Geld, das sie dafür bekommen. Gleiches gilt für Autoren.
Zack!

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Alfalfa 23. Juli 2010 um 11:27

Ein "Kontinent der unbeschwerten Mobilität und des bodenständigen Pragmatismus"? Das ist noch kein (expliziter) Antiamerikanismus, sondern eher ein Grund, dahin auszuwandern.

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Thomas R. 23. Juli 2010 um 11:45

Man sollte die ewige Dauer des Zeitalters des Buches nicht so sehr verallgemeinern.
Ja, das Buch wird es noch lange geben. Aber ich möchte wetten, die Verfechter von Papyrus-Schriftrollen haben auch erwartet, dass es diese ewig geben würde. Und die haben immerhin ein paar TAUSEND Jahre länger durchgehalten als Bücher bisher – und jetzt – schwupp, weg sind sie.

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Thomas R. 23. Juli 2010 um 11:47

Außerdem:

Sich auf den Standpunkt zu stellen,
das Medium sei relevant, nicht der Inhalt,
also zu sagen, dass ein schlechtes Buch einem guten eBook vorzuziehen sei,
zeugt nicht gerade von großer Bildung. Eher eine Schein-Bildumg, die sich an Statussymbolen und gewohntem festklammert.

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Chräcker 23. Juli 2010 um 11:50

Ja, Steffen Meier, natürlich gibt es noch handwerklich gute Bücher und Verlage, die Wert darauf legen. Mal weniger, aber auch mal mehr. Aber das Gros der Bücher in meinem Buchschrank verrottet stinkend vor sich hin. Von DTV bis Suhrkamp. Und in der Regel suche ich meine Lektüre ja auch nicht zwingend nach dem Verlag aus, von Ausnahmen auch hier abgesehen.

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Icke 23. Juli 2010 um 11:53

Ich finde es völlig unglaublich, was die Frau da vom Stapel lässt, solche Ignoranz und Arroganz ist mir unbegreiflich.

Ich jedenfalls lese viel lieber mit meinem ebook reader, als ein normales Buch, da mich der Buchrücken schon immer gestört hat.
Ein ebook reader klappt sich nicht von selbst zu, und es gibt keine Mitte, in der aufgrund starker Wölbung und der resultierenden Schatten u.U. nur schwer zu lesen ist.

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Klaus 23. Juli 2010 um 12:00

Wetten? Jeder eingefleischte Leser kennt den Namen Klaus Wagenbach. Ein "ebook"-Nutzer muss erst Google aufrufen.
Überhaupt: "ebook"; dieser in einer Reklame-Agentur erfundene schick gemeinte englische Name sagt alles: eine Mode. Wie Togo oder SALE.

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Chräcker 23. Juli 2010 um 12:02

Oder, Klaus, wie Internet? Digicam? Auto? man weiß es nicht….

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Christoph 23. Juli 2010 um 12:04

Mich würde mal die Meinung der Autorin zu Hörbüchern interessieren. Wahrscheinlich das gleiche Teufelszeug wie E-Books. Sicher hört sie auch noch keine CDs, da das heimelige Knistern der Schallplatte fehlt.

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Chräcker 23. Juli 2010 um 12:11

In der Tat, Christoph, ging der Glaubenskrieg bei CD und Schallplatten da ähnliche lustige Wege, womit ich ausdrücklich nichts gegen/für eins der Medien sagen möchte. Aber da wurde auch gerne die besondere Haptik diese großen Plastikscheibe mit den zwei Rillen gegenüber dem Granulatsilberling hervorgehoben, genauso wie heute übrigens der Silberling einen viel höheren kulturellen Hörwert vermitteln soll wie schnöde Dateien von der Festplatte, die man ja nicht mal anfassen kann.

Keine Ahnung, warum man die anderen nicht einfach "lassen" kann und lässig Vorteile wie Nachteile und persönliche Vorlieben zugeben mag.

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welches feld ist wofür? 23. Juli 2010 um 12:23

je nun, sich auf die zeit zu berufen, ist mit vorsicht zu handhaben.

die zeit befindet sich in ihren üblichen wellenbewegungen und der nächste schwerpunkt "die jugend verblödet! keiner liest mehr, alles glotzt internet!" ist bereits am horizont sichtbar.

die zeit hat auch mal deutlich festgestellt, dass längeres gemeinsames lernen gut und richtig ist, um zur hamburger schulreform dann permanent das längere gemeinsame lernen als vom teufel anzugreifen …

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Peter 23. Juli 2010 um 12:26

@Hängog

Ihren Beitrag wird man in den Verlagshäusern gerne hören, wo sich 3 Millionen Mitarbeiter damit beschäftigen per Hand Zeile um Zeile eines handgeschriebenen Manuskriptes zu setzen um es dann millionenfach in Tinte zu tauchen und auf Papier zu pressen. Anschließend wird noch der Buchdeckel handgemalt und das handgeflochtene Band eingeklebt.

Autoren schreiben heute an Laptops ihre Bücher, benutzen Rechtschreibprogramme um sie zu korrigieren, schicken sie per E-Mail an ihren Verlag, welcher sie digital archiviert und bei Bedarf digital an die Druckerei weiter leitet. Wo genau liegt das Argument dass ich das nicht auch digital konsumieren sollte? Warum schreit niemand (mehr) dass der "gute alte liebevolle" Buchdruck abhanden gekommen ist?

Daten lassen sich auch digital in annähernd hoher Sicherheitsstufe wie in gedruckter Form achivieren. Mehr noch: Sie lassen sich viel einfacher dezentral an vielen Orten gleichzeitig speichern. Ein Horrorszenario wie ein Komplettausfall inklusive Zerstörung eines "einzigartigen" digitalen Archivs lässt sich ungefähr gleichsetzen mit dem Brand in einer Bibliothek oder dem Einsturz eines Stadtarchivs. Soll ja auch mal vorkommen, gell? Im Gegensatz zu einem papierbasierten Stadtarchiv lässt sich ein digitales Archiv (zumindest technisch) recht einfach duplizieren.

Ich möchte damit nicht das digitale Buch als solches glorifizieren, sondern ich möchte nur aufzeigen dass vorgeschobene "globale" Argumente für oder gegen das Eine oder Andere eher Quatsch sind. Wie sie schon schrieben, Sie lesen lieber "echte" Bücher – schön für Sie, und viel Spaß! Ich halte lesen am PC oder auf dem Reader trotzdem für genauso echt wie eine Papier-Buch oder ein schönes Hörbuch und ich habe bei allen dreien Spaß. Es ist halt eine persönliche Vorliebe jedes Einzelnen. Wie schön dass wir inzwischen so viel Auswahl haben :)

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Sebastian 23. Juli 2010 um 13:22

Dem Autor scheint das Augenzwinkern entgangen zu sein, mit dem der kritisierte Artikel geschrieben wurde. Etwas Humor würde nicht schaden. Und die meisten hier kommentierenden haben sich offenkundig gar nicht erst die Mühe gemacht, das Original zu lesen, sondern dreschen auf die "arrogante Frau" ein, die doch eigentlich nur ihren Kommentar mit einer ironischen Note würzen wollte.

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Hui 23. Juli 2010 um 13:22

Problematisch für die Buchindustrie ist doch nich der Wechsel auf andere Medien, oder? Ist doch eher so, dass es bald mehr Autoren als Leser gibt und der Buchmarkt überschwemmt wird, von zunehmend schlechterer Literatur; so wie beispielsweise diesem Kommentar hier XD

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Marvin 23. Juli 2010 um 13:41

Schultes Artikel erinnert mich an ein Erlebnis, das ich vergangenes Jahr am Bonner Bahnhof hatte: Eine Dampflock wurde zur Abfahrt fertig gemacht. Beeindruckend, wie es dampfte und schnaufte. Nach einiger Zeit des Wartens stieg endlich der Heizer ein, schwarzer Rauch mischte sich mit der Dampfwolke und mit lautem Getöse verließ der Zug den Bahnhof.

Ein Familienvater (wohl aus dem Ruhrpott stammend) atmete tief ein, hielt kurz inne und sagte dann mit glänzenden Augen zu seinem Sohn: "Datt is noch rischtischer Koks!"

Klar, Nostalgie kennt keine Grenzen – sinnvolle Argumente sehen aber anders aus. Und was bitte ist die 'Guttenberggalaxis'? Wäre es nicht schade, gerade aus dem Erfinder einer der größten Innovationen zur Verbreitung von Wissen und Meinungsvielfalt ein Synonym für die Ewiggestrigen zu machen?

@ Sebastian: selbst nach wiederholtem Lesen kann ich kein Augenzwinkern erkennen. Klar die Autorin könnte es mit einem Post schnell richtig stellen … dann müsste man jedoch in die moderne Welt des Journalismus kommen und die 'Guttenberggalaxis' verlassen.

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Susanne Rupprecht 23. Juli 2010 um 13:57

Vor zwei Wochen war ich am Pool, ausgerüstet mit einem sehr dicken Hardcover, das ich bei Donauland preisgünstig im Angebot erhalten hatte (Garp und wie er die Welt sah) sowie dem iPad, worauf etwa 20 E-Books (PDFs) vorbereitet waren. Je nach Lust und Laune las ich im sehr unterhaltsamen Garp weiter oder in einem E-Book, das eine ebenso spannende Geschichte in den Alpen erzählte. So, und nun musste ich jedesmal nachdenken, ob der Garp jetzt am iPad war oder in Buchform bzw. glaubte ich die Berggeschichte im Buch weiterlesen zu können. Das fand ich interessant, "beweist" es mir doch, dass E-Books (für mich) gleichwertiges Leseerlebnis bieten für diese Art Literatur. Nur waren die 20 E-Books wesentlich leichter mitzunehmen.

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Johannes 23. Juli 2010 um 13:58

@Sebastian Also um den Text als ironisch bzw. mit "Augenzwinkern geschrieben" zu interpretieren, muss man schon sehr viel guten Willen mitbringen. Ich finde dafür keine Indikatoren und hab' wirklich afst schon verzweifelt (/ungläubig) danach gesucht, das kannst du mir glauben. Etwas gestockt hab' ich beim "Aber doch nicht in der Gutenberggalaxis mit ihrer unverdrossen blühenden Verlagslandschaft und dem Lieblingsbuchhändler um die Ecke!", was ja schon sehr überdreht ist…aber im Kontext des sonstigen Inhalts ist das imo 100%ig für voll zu nehmen.

Ciao
Johannes

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Bigboo73 23. Juli 2010 um 14:14

@sebastian ich habe den Original Artikel mehrfach gelesen und konnte keine Ironie feststellen, meine Freundin aber tatsächlich schon. Das scheint wohl dann an manchen (wie mir) vorbeizugehen, ich gehe aber trotzdem davon aus das die das auch ernst meint.

Wegen Datenverlust, ein kleines Beispiel:
ich habe mir 2004 ein Ebook bei einem Händler gekauft, den ich gar nicht mehr nutze und hatte mich total geärgert das ich es nicht lesen konnte weil mein Handy keine DRM fähige Software hatte. Ich bin aus zufall letzten Monat wieder über den Beleg gestolpert. Zugangsdaten gesucht, Eingeloggt runtergeladen und gelesen. Wenn mein Wohnzimmer brennt, ist es weg!

In 80 Jahren kann man die Klassiker wahrscheinlich frei im Internet oder was auch immer der Nachfolger ist betrachten.

Im Gegensatz zu den 80iger und 90ziger, sitzt man heute vor dem Computer und liest und schreibt, früher hat man nur in die Glotze geschaut.

Von Hörbüchern halte ich allerdings nicht viel, das ist aber eine persönliche Geschmackssache.

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Stefan 23. Juli 2010 um 14:31

@ Sebastian: Vielen Dank, ich dachte schon, ich sei der einzige, der den Text von Frau Schulte für ironisch hält. Wenn ich ihren Text und diese Replik vergleiche, frage ich mich wirklich, wer hier eigentlich mehr "Schaum vorm Mund" hat. Für mich ist das nicht Frau Schulte.

Und nochmal zur Ironie:

"Aber doch nicht in der Gutenberggalaxis mit ihrer unverdrossen blühenden Verlagslandschaft und dem Lieblingsbuchhändler um die Ecke! Welcher wahre Bücherfreund bestellt sein kostbares Gut seelenlos bei Amazon? Auch würde hier niemand freiwillig auf sein Billy verzichten. Es gibt noch Hoffnung."

Wer hier keine Ironie entdeckt, steht wohl eher auf Humor mit dem Holzhammer…

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Icke 23. Juli 2010 um 14:44

@Sebastian, @Stefan:

Auch ich habe in dem Text keine Ironie entdecken können.

In der Passage

"…schaudernd wandte man sich ab von der Vorstellung, mit einem so kalten glatten Ding statt einem gemütlichen Schmöker unter die Bettdecke kriechen zu müssen"

kann wohl nichtmal ein Seher Ironie finden.
Wurde der Rest des Textes womöglich von einer anderen Person geschrieben?

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Mia Königs 23. Juli 2010 um 17:10

Man mag ebenso Argumente pro und contra Ebooks finden, wie man Argumente pro und contra Buch in Druckform finden kann. Gutes altes papierrascheliges Lesegefühl contra einfachere Handhabbarkeit beispielsweise. Ich persönlich mag auch lieber einen richtigen Schmöker in der Hand halten beim Lesen (auch wenn ich diese Meinung beim nächsten Umzug evtl. revidiere), habe aber noch ein Pro-Argument für Ebooks, das ich bisher selten gehört habe: auch in Ländern, in denen die Wissensverbreitung via Druckmedien eher ungern gesehen ist, kann man sich (sofern zumindest die Möglichkeit eines Internetzugangs gegeben ist) Ebooks herunterladen. Tolle Sache, oder?

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Ameise 23. Juli 2010 um 17:21

Habe den ganzen Tag über den Text nachgedacht (Urlaub :-)) und bin zu dem Schluss gekommen, dass es die Kollegin ironisch gemeint haben muss. Wahrhaft blasierte Menschen würden intellektuell schärfer argumentieren und sich nicht mit Dummheiten zufrieden geben. Zum anderen: Billy. Echte Gralshüter stellen sich keine Ikea-Regale ins Wohnzimmer. Letztlich glaub ich/hoff ich, ist dieses Stück einfach nur eine verunglückte Glosse, die statt satirisch in eine Richtung zu gehen, nur im Kreis vor sich hinschwadroniert. Deswegen versteht’s auch keiner.

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Keda80 23. Juli 2010 um 18:07

Habe es auch nochmal gelesen und es kann sein, dass sie es wirklich ironisch bzw. selbstironisch gemeint ist. Aber ich denke wirklich, dass es nicht ganz gelungen ist.
Das mit dem "(Fehl-) start vor 10jahren" verwirrte, da das nachfolgende zu lang war. Hier dachte, ich, dass wäre ihre akuelle Meinung mit dem "kalten glatten Ding"

Weiter habe ich am Schluß nicht erkannt, dass sie am Schluß mit Billy das Regal meint.

Ironie ist es vielleicht auch nicht, weil sie dadurch doch durchschimmern lassen müßte, dass es ihr nicht so wichtig ist, ob es nun echte Bücher sind oder nur ebooks, was ich ihr nicht abnehme. Es bleibt bei einem ganz leichten Augenzwinckern…

Keda

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Rickyjose 23. Juli 2010 um 18:10

Droht der Tod des Billy-Regals?

… und Ihr könnt keine Ironie in der Glosse erkennen und nehmt den Text bierernst? Das kommt vom vielen e-lesen. Ohne net slang Akronyme oder smileys ist es aber auch schwer

NM, J/K ;-)

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Monty 23. Juli 2010 um 18:53

Also ich finde, der Johannes hat das ganz gut geschrieben/zusammengefasst – aber mit dem "Buchhändler um die Ecke" ist das nicht ganz so einfach – wenn man so weit vom nächsten Händler wegwohnt wie ich – und es sich dann gerade mal um einen Thalia handelt (so viel zum Thema "kleiner" Händler) – bleibt einem nicht viel anderes als Amazon…
Und seit ich meinen Reader habe (der erste vor 6 Jahren, ebookwise) ist mein Regal angeschwollen wie noch nie – auch die Holzware füllt mittlerweile einige Meter in unserem Arbeitszimmer.
Nur wenn man doch mal im Laden ist und feststellt, WAS für Müll als "reales" Buch veröffentlicht wird – das wäre eher ein Grund, zum Papier sparen aufzurufen…
Ironie konnte ich bei einigen Teststellen bei der guten Frau auch nicht wirklich feststellen – und ich bin teilweise selbst so was von ironisch :-)

Antworten

VonFernSeher 24. Juli 2010 um 08:33

Es gibt ja durchaus gute Gründe, warum ein eBook (noch nicht) eine Druckausgabe komplett ersetzen kann.

Wer zum Beispiel ein Buch analysieren möchte und es mit bunten Lesezeichen, Kommentaren und Verweisen zukleistern möchte, der kann das bis jetzt immer noch wesentlich einfacher in natura.

Wenn sich die Hersteller endlich mal daransetzen und ihre Geräte und Standards weiterentwickeln, könnten das eBook aber auch das viel besser als der Wälzer.

Wer aber meint, mit Herabwürdigung der eBook-Leser etwas für die Druckauflage zu tun, der hat wohl ein bisschen zu viel am Papierstaub geschnüffelt.

Antworten

alexhuber 24. Juli 2010 um 13:15

Glosse = ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag in einer Zeitung oder Zeitschrift. (Wikipedia)

Natürlich darf man darüber diskutieren, ob diese Glosse gelungen ist. Das wird – bei Glossen generell – höchst subjektiv empfunden. Der eine haut sich wiehernd auf die Schenkel, der andere bekommt eine heftige Fremdschäm-Attacke.

Das Hauptproblem scheint für viele aber zu sein, eine Glosse überhaupt als solche zu erkennen. Im Gegensatz zu so manchen Online-Diskussionen, wo offenbar jedes rüde Wort genau so gemeint ist wie es geschrieben wurde, weisen flapsige und polemische Formulierungen (erst recht in ansonsten braven regionalen Tageszeitungen)auf eine Glosse mit satirischem Touch hin (nochmal: egal, ob man das nun gelungen findet oder nicht).

Begriffe wie "Beleidigung", "Anfeindungen", "Schaum vor dem Mund", "aufwiegelnd", etc. sind in diesem Zusammenhang daher nicht unbedingt passend. Also: Einfach mal locker bleiben.

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Johannes 24. Juli 2010 um 14:22

@alexhuber Also wie gesagt sehe ich da absolut keine Indikatoren für eine Glosse. Du musst halt den gesamten Kontext berücksichtigen: Der Kommentar (!!) stammt von einer Kulturredakteurin in den besten Jahren, die normalerweise anspruchsvolle Theaterstücke & tiefsinnige Romane rezensiert (einfach mal die BZ.de SuFu nutzen) – und eben nicht von zB einem Titanic-Redakteur.

Das ist absolut ernst gemeint; darauf verweist auch die (noch nicht zum Kommentar bzw. zur angeblichen Glosse gehörige) Subheadline, welche eine Sichtweise "mit europäischer Ruhe" verspricht. Natürlich kann man auch das wieder als Satire interpretieren, aber damit beist sich die Maus in den Schwanz, du verstehst.

Abgesehen davon solltest du (u.a.) den Gedanken mal zuende denken: Wäre der Text tatsächlich eine Glosse, würde die gute Frau Schulte damit die Liebhaber gedruckter Literatur auf ziemlich fiese Weise lächerlich machen…fände ich ebenfalls alles andere als lobenswert.

Ciao
Johannes

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alexhuber 24. Juli 2010 um 15:10

@Johannes

Also ich kenne die Kollegin nicht persönlich, halte sie aber für intelligent genug, dass sie in einer "absolut ernsten" Diskussion um das Für und Wider von E-Books nicht das drohende Verschwinden von Billy-Regalen als Hauptargument anführen würde.

Dass Frau Schulte tatsächlich gedruckte Bücher den digitalen Formaten vorzieht, kann ich mir in der Tat auch vorstellen. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass wenn man eine solche Kolumne (um mal den neutralen Begiff zu verwenden) als Aufhänger für eine derart ernsthafte, ja fast schon verbissene Debatte nimmt, man leicht in Gefahr gerät, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Erst recht, wenn man der Autorin dann ziemlich deftige Vorwürfe entgegen schleudert, wie hier an verschiedenen Stellen geschehen.

Im übrigen bedeutet Satire nicht zwangsläufig, dass man in Wahrheit das genaue Gegenteil von dem meint, was man schreibt; und Ironie muss auch nicht immer mit der Titanic-Holzhammermethode (die ich durchaus auch zu schätzen weiß) daherkommen.

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meykosoft 25. Juli 2010 um 07:01

Keinesfalls um diese interessante Diskussion hier zu unterbrechen, sondern einfach mal was von vorgestern zum schmunzeln. Schön, wie sich die Dinge wiederholen …

http://www.youtube.com/watch?v=brAlzKHYFnA

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US-Autor handsigniert Hunderte eBooks » eBooks » lesen.net 25. Juli 2010 um 14:34

[…] erst haben wir uns mit einem Kommentar außereinander gesetzt, in welchem eBooks Seelenlosigkeit vorgeworfen wurde – keine Seltenheit angesichts der […]

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Michael 26. Juli 2010 um 09:33

Ein ziemlich belangloser Artikel und ausserdem schlecht recherchiert. Der Aufmacher ist schlicht falsch, siehe:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-USA-verkauft-mehr-E-Books-als-gebundene-Buecher-1040952.html
Es geht bei der Meldung von Amazon ausschliesslich um Hardcover.

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Hasso 26. Juli 2010 um 14:35

@Peter
"Daten lassen sich auch digital in annähernd hoher Sicherheitsstufe wie in gedruckter Form achivieren."
Dann versuch doch mal ein Buch zu lesen, das vor 30 Jahren auf einer 5,25″-Diskette gespeichert wurde. Wenn du das Glück haben solltest, ein Gerät zu finden, das in der Lage ist, diese zu lesen, ist die Chance groß, dass sie wegen magnetischer Einflüsse nicht mehr lesbar ist.
Eine Gutenberg-Bibel aus dem Jahre 1456 kann man dagegen problemlos ohne technische Hilfsmittel lesen (wenn man des Lateinischen mächtig ist).

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Samsung E60 macht Bogen um Deutschland » eReader » lesen.net 28. Juli 2010 um 07:18

[…] gibt, haben bereits andere Studien nachgewiesen. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass ausgerechnet in der Gutenberggalaxis beim Schmökern eher zum Surf-Tablet als zum monofunktionalen eBook Reader gegriffen wird – […]

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Thomas Knip 29. Juli 2010 um 02:44

"Eine Gutenberg-Bibel aus dem Jahre 1456 kann man dagegen problemlos ohne technische Hilfsmittel lesen (wenn man des Lateinischen mächtig ist)."

Aber nur, wenn man sie in einem klimatisierten, keimfreien Raum mit Handschuhen und Atemmaske ausgerüstet vorsichtigst(!) aufschlägt. Ansonsten riskiert man Zellulosebrösel, die einer fragmentierten Diskette entsprechen.

Und 5,25-Laufwerke sind heute ebenso noch zu bekommen wie es inzwischen C64-Emulatoren gibt. Das geht schon. Nur Mut.

Zum Artikel: Dieser letzte halbe – durchweg ironisch gemeinte – Absatz mit der "Gutenberggalaxis" passt überhaupt nicht zum vorangehenden – durchweg ernst gemeinten – Text. Auch stilistisch nicht.
Entweder haben daran zwei verschiedene Personen geschrieben, oder die Redakteurin hat den Passus nachträglich eingefügt, um durch eine vorausgesetzte Selbstironie ihre deutlichen und humorlosen Aussagen davor zu relativieren.

Was ihr nicht gelingt.

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Rene 4. August 2010 um 14:58

Ich war zuerst auch skeptisch, ob so ein ebook-Reader das selbe Leseerlebnis bietet wie ein "richtiges" Buch. Ich habe den test gewagt und mir so ein Ding zugelegt. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich mich nicht deshalb an ein gutes Buch erinnere, weil es so einen tollen Umschlag, schönes Papier und ansehnliche Schrift hatte sondern weil die Geschichte, die durchs Lesen in meinem Kopf entstanden ist genial war. Kurz: endlich keine Tonnen von gelesenem Altpapier mehr in der Bude. Ebook-Reader sind eine der genialsten Weiterentwicklungen des Kulturgutes "Lesen".

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Achim Müller 9. August 2010 um 17:49

@Rene
"Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich mich nicht deshalb an ein gutes Buch erinnere, weil es so einen tollen Umschlag, schönes Papier und ansehnliche Schrift hatte sondern weil die Geschichte, die durchs Lesen in meinem Kopf entstanden ist genial war."

Sehr schön beschrieben, der Inhalt zählt !

Und was an den zig Millionen von Taschenbüchern nun so besonders schön sein soll, hat sich mir noch nie erschlossen ?

Ein schönes gebundenes Buch, einen Bildband ect. wird ein ebook nie ersetzen – soll es ja auch nicht…

Aber ob ich in ein 10 Eu. Taschenbuch oder ein Ebook lese – das "Äußere" ist in beiden Fällen eher bescheiden – der Inhalt bleibt gleich gut oder schlecht !

Und die oft zitierte Bücherwand kann sich halt rein platzmäßig auch manch intelligenter Mensch nicht leisten….

Ebooks sind eine tolle Ergänzung des bestehenden Buchangebotes – platzsparend, leicht zu transportieren (Urlaub) und für Brillenträger aufgrund der Schriftvergrößerung eine wahre Wohltat !

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rolf hennemann 4. Dezember 2010 um 16:49

was zum Teufel ist denn BZ? und wer is Schulte ?

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rolf hennemann 4. Dezember 2010 um 16:58

was zum Teufel ist denn BZ? und wer is Schulte ? Ich möchte einfach auf mein Bücherregal nicht verzichten. Und ebook, unmöglich.
Doch neulich hatte ich die Idee, die Studienheft meines Fernlehrganges den ich belegt habe (BWL) in PDF zu konvertieren und im Reader zu speichern.
Also so ein Ding gekauft und jetzt voll begeistert. Nie mehr ausgebeulte Taschen durch ein dickes Buch beim Gang ins Caffe, immer alle dabei.
Ich habe inzwischen einige Bücher dazugeladen und muss sagem, feine Sache.
Meine Bücher würde ich aber trotzdem nicht entsorgen. Also ich denke, wer da so vehement gegen die Dinger Abzieht, der kommt auf noch au den Trichter. Also vergesst doch diese Käseblatt-Tante.

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Gastbeitrag: Das eBook – keiner will es? | PadLive 25. August 2013 um 18:04

[…] – oder”, statt ein viel sinnvolleres “sowohl als auch” zu sehen? Manche versteigen sich sogar in Aussagen wie “eBook-Leser seien kulturlos” oder “primitiv” und würden […]

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Suhrkamp: eBooks “ein Unfug, ein Beschiß und ein Niedergang” » lesen.net 4. Februar 2014 um 17:23

[…] Es folgt das altbekannte Loblied auf bedrucktes Papier und eine Auflistung der Nachteile von eBooks (nicht verleihbar und weiterverkaufbar, keine Repräsentanz mangels physischer Form). Diese durchaus berechtigten Kritikpunkte gehen allerdings unter in einer Flut von Beleidigungen und Vorurteilen, wie wir sie zuletzt vor dreieinhalb Jahren in einem Kommentar der Badischen Zeitung gelesen haben. […]

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Suhrkamp: eBooks “ein Unfug, ein Beschiß und ein Niedergang” | Carta 8. Februar 2014 um 19:11

[…] Vorurteilen, wie wir sie zuletzt vor dreieinhalb Jahren in einem Kommentar der Badischen Zeitung gelesen […]

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