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Beileidsbrief zur Buchwerbung: Die Grenzen des Geschmacks

Immer mehr Autoren mit immer mehr Neuerscheinungen konkurrieren mit um eine konstantgroße Leserschaft. Das führt zu Auswüchsen – offenbar insbesondere im Thriller- und Krimi-Genre.

Buchbloggerin und Kleinverlegerin Petra Weber machte am Samstag in ihrem Blog Krimikiosk eine besonders geschmacklose Werbemaßnahme publik. Am selben Morgen erreichte sie ein Brief mit schwarzer Umrandung und Kreuz auf dem Umschlag und Initialien als Absender, den ihr der Postbote sogar persönlich an die Tür brachte. Man kann sich vorstellen, wie sie sich fühlte.

Im Kuvert steckte eine authentisch gestaltete Todesanzeige. Klein wird auf dem Blatt das Rätsel aufgelöst: Es handelt sich um einen Werbebrief für einen neuen Krimi des Autoren mit mutmaßlich der verstorbenen "Mona" als Protagonistin. Den Titelnamen machte die Buchbloggerin nicht publik: Es handele sich um die Neuerscheinung eines Indie-Autoren, der aber auch schon bei Verlagen publiziert hat.

Grab-Erde und Drohbriefe

Kein Einzelfall, sagt Petra Weber: "Was haben wir im KrimiKiosk nicht schon an geschmackloser Werbung von Autoren und Verlagen bekommen. Graberde rieselte aus Umschlägen, Lösegeldforderungen, Drohbriefe, Todsanzeigen, Kreuze, Vodoo-Puppen und vieles mehr". Diese Art von Werbung ist also längst kein "Self-Publisher-Phänomen", auch in den Marketing-Abteilungen großer Verlage kommt man öfters auf zweifelhafte Ideen zur Bewerbung der eigenen Titel.

In der Vergangenheit versendete etwa Sebastian Fitzek beziehungsweise sein Verlag zur Promotion einer Neuerscheinung anonym Blumensträuße nebst USB-Sticks, auf denen nichts als ein verwackeltes Fahrstuhlvideo zu sehen war. Die Aktion sorgte für den erhofften Gesprächsstoff, wurde von einigen Adressaten aber auch schon als bedrohlich empfunden. Wenn es dann so persönlich wird wie mit einem Beileidsbrief, ist definitiv eine Grenze überschritten.

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Kommentare


Brauchen wir Transmedia Ethics? : πάντα ῥεῖ – Alles fließt. 5. September 2014 um 10:02

[…] Lesen.net und eine Krimibloggerin regen sich auf, weil der Krimibloggerin eine Kondolenzkarte zukam, die sich bei näherem Hinsehen als “Marketing” entpuppte. […]

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