Beste Speed Reading Technik: Viel lesen
Speed-Reading-Funktionen erhalten immer mehr Einzug in Online-Publikationen, aber auch in Lese-Apps. Die technische Basis ist neu, die Thematik nicht: Schon seit Jahrzehnten erforschen Wissenschaftler die Wirksamkeit von Techniken, Text schneller zu erfassen. Eine Meta-Studie kommt jetzt zu einem überraschenden Ergebnis.
Die Erfassung von bis zu 1.000 Wörtern pro Minute (wpm) versprechen Speed-Reading-Apps wie Spritz, das auch schon einmal einen Tag auf Bild.de eingebettet war. Gegenüber den von geübten Lesern geschmökerten 250-350 wpm bedeutet das eine Vervielfachung der Lesegeschwindigkeit. Wie auch die Kindle-Funktion Word Runner (Speed Reading mit Handbremse: Kindle-App integriert Word Runner), das bis zu 900 wpm verspricht, blendet Spritz Wörter einzeln ein. Die höhere Lesegeschwindigkeit wird hier durch die Fokussierung auf ein Wort gleichzeitig und die Reduzierung von Augenbewegungen erreicht.
Meta-Studie über Forschungen der letzten Jahrzehnte
Was solche Speed-Reading-Techniken bringen, haben vier US-Wissenschaftler von renommierten Universitäten (unter anderem University of California, MIT) im Rahmen einer neuen Meta-Studie untersucht. Die Wissenschaftler schauten sich dafür Forschungen zu den verschiedenen Optionen für schnelleres Lesen aus den letzten Jahrzehnten an.
Das Fachblatt Spektrum fasst die Studie unter dem Titel Schnelllesen bringt wenig zusammen. Was allerdings nur die halbe Wahrheit ist. Im Gegenteil betonen die US-Wissenschaftler in ihrer Zusammenfassung, "wenn ein vollumfassendes Textverständnis nicht das oberste Ziel ist, ermöglichen Speed Reading und Skimming (Überfliegen) eine schnellere Lektüre".
Tausch von Lesegeschwindigkeit gegen Textverständnis
Gleichwohl findet bei allen untersuchten dedizierten Techniken für schnelleres Lesen ein Tausch von Lesegeschwindigkeit und Textverständnis statt. Die vermeintlich zeitraubenden Augenbewegungen, durch deren Reduktion die angesprochenen (Web-)Apps eine höhere Lesegeschwindigkeit erzielen wollen, fallen beim "normalen" Lesen kaum ins Gewicht. Dafür erlauben sie eine erneute Lektüre von zuerst nicht verstandenen Sätzen sowie eine individuell an den Satz und das persönliche Verständnis seiner Inhalte angepasste Lesegeschwindigkeit.
Umgekehrt wird das periphere Sehfeld, mit dem die Erfassung mehrerer Wörter oder sogar Sätze auf einmal möglich sein soll, eher überschätzt. Peripher gelesene Wörter werden auch nur peripher verstanden, konstatiert die Meta-Studie.
Mehr lesen für schnelleres lesen
Die einzige wirklich wirksame Technik, bei gleichbleibendem Textverständnis schneller zu lesen, sei demnach lesen selbst. Der eigene Wortschatz und das Sprachniveau seien der Schlüssel für eine Erhöhung der eigenen Lesegeschwindigkeit.
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Kommentare
Speed Reading: Neueste Erkenntnisse dank Meta-Studie aus den letzten Jahrzehnten | AUTHORS CHOICE 15. Februar 2016 um 10:07
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