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Buch-Übersetzer: Chancen durch Wandel

Hinter den Kulissen rappelt es mächtig zwischen namhaften Verlagen und freien Übersetzern, die sich mit Hungerlöhnen abgespeist sehen. Tatsächlich gibt es eine große Kluft zwischen einigen wenigen Stars und einem großen Rest, der sein Schicksal aber selbst in die Hand nehmen kann.

Fifty Shades of Grey: Übersetzerin verdient bei jedem Verkauf

Bildschirmfoto 2015-02-10 um 15.21.30Zehn Millionen Deutsche haben Fifty Shades of Grey gelesen, die aufgrund der anstehenden Verfilmung derzeit allgegenwärtige Erotik-Trilogie. Die allermeisten werden aber nicht von den "originalen" Worten von E.L. James in den Bann gezogen worden sein, sondern lasen die Geschichte in den Worten der freien Übersetzerin Andrea Brandl.

Brandl hat zusammen mit einer Kollegin die komplette Fifty-Shades-of-Grey-Trilogie übersetzt – und verdiente an jedem einzelnen Verkauf mit, auch dank dem Bundesgerichtshof, der im Jahr 2009 Übersetzern das Recht auf eine Erfolgsbeteiligung zusprach. Im Gespräch mit dem Buchreport betonte Brandl zwar, nur aufgrund dieses Auftrages könne sie sich nicht ins süße Leben der Karibik verabschieden. Der Gewinn dürfte sich aber sehen lassen können.

Jahrelanger Streit um Branchentarif

Auf der anderen Seite von Brandl und einigen wenigen weiteren Übersetzern gibt es aber ein großes Heer von "Freien", die um Aufträge zu kämpfen haben und sich mit ihrer Entlohnung am Existenzminimum bewegen. Seit Jahren arbeiten Übersetzerverbände darauf hin, einen einheitlichen Branchentarif für ihr Klientel zu erwirken.

Im Frühjahr 2014 schien es soweit: Der Verband der Literaturübersetzer (VdÜ) und eine kleine Gruppen von Verlagen um Hanser und HoCa einigten sich auf gemeinsame Vergütungsregeln. Seither arbeitet der Verband darauf hin, diese Rahmenvereinbarung zum Branchenstandard zu machen.

"Zunehmende Verärgerung" vs. "unredliche Praxis"

Der Erfolg ist aber bescheiden. Vor drei Wochen wandte sich Frank Sambeth, Chef von Random House (Bertelsmann), in einem offenen Brief mit scharfen Worten gegen den VdÜ und ihren angeblichen Branchenstandard, der tatsächlich gar keiner sei. Man nehme das Gebahren des Verbandes "mit Verwunderung und zunehmender Verärgerung" zur Kenntnis, die mit Hanser ausgehandelte Vergütungsregel "lehnen wir hiermit noch einmal und in aller Deutlichkeit ab". Unterzeichnet wurde der Brief auch von Bonnier- und Holtzbrinck-Verlagen (Piper, Knaur, Rowohlt, S. Fischer).

Der Übersetzerverband reagierte prompt und in ähnlichem Tonfall. Verbandschef Hinrich Schmidt-Henkel: "Ihre Argumentation ist so unredlich wie ihre Honorierungspraxis." All das liest sich nicht so, als wären einheitliche Honorare in Sicht.

Zwei-Klassen-Gesellschaft mit Perspektive

Die Übersetzung von Büchern als Beruf bleibt damit wohl bis auf weiteres ein hartes Brot und eine krasse Zwei-Klassen-Gesellschaft. Letztlich verhält es sich hier ähnlich wie mit der Synchronsprecherszene, wo einige wenige prominente und sehr gut verdienende Stimmen (etwa Bruce-Willis-Standardsprecher Manfred Lehmann) einem Heer von mäßig bis prekär Entlohnten gegenüberstehen.

Wie auch an der Verlags- und Autorenfront hat aber auch bei den Übersetzungen die Digitalisierung das Potenzial, bestehende Verhältnisse durcheinanderzuwirbeln. Am unmittelbarsten sicherlich an dem Punkt, wo Indie-Autoren und freie Übersetzer abseits von Verlagen zusammenfinden und für beide Seiten entsprechend attraktivere Vergütungsregeln vereinbaren (meist 50:50). Mit Babelcube gibt es sogar schon eine Plattform, die diese beiden Gruppen zusammenbringen soll.

Daneben scheinen Verlage immer häufig nach außen zu kehren, wenn sie einen namhaften Übersetzer – meist selbst Autor – für die Eindeutschung eines Titel engagiert haben. In Print-Vergangenheit war das fast ausschließlich bei Klassikern der Fall, beispielsweise bei dieser Romeo-und-Julia-Übersetzung von Suhrkamp.

Raus aus dem Verborgenen

Bildschirmfoto 2015-02-10 um 15.15.13Damit scheint es aber vorbei zu sein. Als der Acabus Verlag vor einigen Monaten den Thriller Das Vermächtnis von Zoë Beck ins Deutsche übertragen ließ, übernahm er den Namen auf das Buch-Cover und sogar in die Titelzeile. Trotz bröckelnder Umsätze bei ihren traditionellen Auftraggebern scheinen die Zeiten für Übersetzer also keine schlechten zu sein – zumindest nicht für Freiberufler, die offen sind für neue Arten der Veröffentlichung und Zusammenarbeit und durchaus auch mal in eigener Sache die Werbetrommel rühren.

<Bildnachweis: Translate von Shutterstock>

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