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Bücher auf dem Bildschirm werden schlechter erinnert, ergibt Studie

Schlechte Nachrichten für Digital-Leser: Eine Studie will herausgefunden haben, dass von Büchern, die auf Bildschirmen gelesen werden weniger beim Leser hängen bleibt. Grund ist die angeblich abstraktere Leseerfahrung auf Bildschirmen.

Die Studie wurde von Anne Mangen von der Universität Stavanger in Norwegen und Jean-Luc Velay von der Universität Aix-en-Provence durchgeführt. Sie gaben dafür 50 Studenten eine Kurzgeschichte zu lesen.  Die Hälfte der Gruppe bekam den Text in einem Taschenbuch, die andere auf einem Kindle DX. Währendessen wurden die Lesezeit und die emotionale Reaktion der Leser gemessen. Danach sollten sie Fragen zu den gerade gelesenen Texten beantworten.

Nicht was passiert ist das Problem – sondern wann

Sowohl die emotionalen Reaktionen wie auch die Antworten auf generelle Fragen zum Handlungsort und den Figuren deckten sich bei beiden Gruppen weitgehend. Unterschiede gab es erst, als die Probanden gefragt wurden, wann bestimmte Ereignisse in der Handlung passierten. Die Papier-Leser konnten die Handlung und die Reihenfolge von 14 von den Forschern festgelegten Handlungspunkten fast doppelt so gut rekonstruieren wie die Kindle-Leser. Ein entsprechendes Paper soll demnächst erscheinen

"Für uns ist interessant, dass die Unterschiede mit Zeit und Zeitlichkeit in Verbindung stehen – warum ist das so?", sagte Anne Mangen laut einem Bericht der New York Times bei der Vorstellung der Studie.  Mangen hatte schon im vorigen Jahr ein ähnliches Experiment mit Zehntklässlern durchgeführt. Die Hälfte der Schüler bekam zwei Texte auf Papier, die andere Hälfte sollte die Texte auf einem Computerbildschirm lesen. Die Ergebnisse waren damals ähnlich.

Wer von Hand schreibt, lernt leichter

Lernt sich's handschriftlich leichter?

Lernt sich’s handschriftlich leichter?

Genaue Gründe für die unterschiedlichen Leseerfahrungen hat das Team noch nicht erforscht. Allerdings befassen sich sowohl die Medienwissenschaftlerin Anne Mangen wie auch der Neurophysiologe Jean-Luc Velay mit dem Übergang von Lesen und Schreiben auf digitale Geräte – und der Frage, was dabei im Kopf passiert.

So fand das Team 2011 in einem Experiment heraus, dass beim Schreiben von Hand andere Hirnregionen aktiviert werden als beim Schreiben auf der Tastatur.  Wer von Hand schreibt, so das Ergebnis des Experiments, lernt leichter. "Unsere Körper sind dafür gemacht, mit der Welt um uns herum zu interagieren. Wir sind lebende Wesen, dafür gebaut, Gegenstände zu benutzen – sei es ein Buch, eine Tastatur oder ein Stift – um bestimmte Aufgaben zu erledigen", sagte Mangen damals der Science Daily.

"Es ist der Körper, der lernt", sagte Velay 2013 der Zeitung Le Temps. Die Forschung des Teams deutet darauf hin, dass beim Lesen und Schreiben nicht nur der Kopf eine Rolle spielt – das ganze sensomotorische System sei involviert, so die These des Forscher-Duos.   Folgestudien zur genaueren Untersuchung der Frage, was genau auf welche Weise beim Lesen auf eBook Readern verloren geht, seien allerdings notwendig, sagte Mangen laut New York Times.

<Bildnachweis: Cover, Kind von Shutterstock>

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Kommentare


Der Bildchirmschein trübt: das Lesergedächtnis | WECHSELWETTERWOLKEN 25. August 2014 um 11:27

[…] Schüler die Handlung eines Digitalbuchs schlechter erinnern, als die Printversion. Mehr dazu auf lesen.net. Jedenfalls ein bedenkswertes Argument mehr in der internen Diskussion um die Permanent Beta meines […]

Antworten

Die Sinnlichkeit des Lesens | licht am fenster 21. Februar 2016 um 21:51

[…] www.lesen.net […]

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