Bücher-Entdecken-Startup Small Demons vor dem Aus
Einer der interessantesten Ansätze zum Thema "Book Discoverablity", das in Los Angeles beheimatete Startup Small Demons, ist offenbar gescheitert. Das Unternehmen, das insgesamt mehr als zweieinhalb Millionen US-Dollar Risikokapital eingesammelt hat, muss Ende dieses Monats wohl seine Türen schließen – ein Verlust für Branche wie Leserschaft.
Bei Small Demons dreht sich alles um das Entdecken spannender Literatur. Dabei werden Bücher eingelesen und Informationen extrahiert – Personen, Orte und Gegenstände, aber auch darin vorkommende Filme, Serien und andere Bücher. Vor anderthalb Monaten haben wir Small Demons vorgestellt als eines von drei spannenden Buch-Startups abseits des Selfpublishing. Wir schrieben schon damals: "Ähnlich wie Pinterest ist Small Demons ein Ort, an dem man ungeahnt viel Zeit verbringen kann, für dessen Nutzung aber nur Wenige Geld ausgeben würden."
Geld verdienen wollte Small Demons direkt über Affiliate-Marketing (Provisionen für über die Website vermittelte Buch- und Musik-Verkäufe), mehr aber wohl noch über die Lizensierung seiner hochentwickelten Technologie zur Bücherentdeckung. Beides hat aber nicht im gewünschten beziehungsweise benötigen Umfang geklappt: Wie das Branchenblatt The Book Seller am gestrigen Mittwoch meldete, stellt das Unternehmen seinen Betrieb am 25. November dieses Jahres ein, solange sich nicht noch in letzter Minute ein Investor findet. Den Kapitalgebern, die in den letzten dreieinhalb Jahren über 2,6 Millionen US-Dollar in das Startup gesteckt haben, fehlt inzwischen offenbar der Glauben an eine positive Weiterentwicklung des Unternehmens.
Wenig Besucher auf Plattform, kein Käufer für Technologie
Small Demons stand nach eigenen Angaben in fortgeschrittenen Verkaufsverhandlungen mit einem "internationalen Technologiekonzern", der allerdings kurzfristig sein Interesse verloren haben soll. Ohne alternativen Käufer ist es Ende dieses Monats vorbei mit den kleinen Dämonen und ihrer großen Vision einer Online-Welt der vernetzten Bücher. Diese Welt existierte allerdings von Beginn an im Schatten des von Amazon und Goodreads vorangetriebenen eBook-/Social-Reading-Booms: Einschlägigen Analyse-Tools zufolge hatte die Plattform kaum Besucher, auch die wenig frequentierten und teils verwaisten Social-Media-Kanäle sprechen eine klare Sprache des Scheiterns.
Fatales Signal für Startup-Szene
Trotzdem wird Small Demons fehlen. Zum einen hätte die Seite mit besserem Marketing und vielleicht auch einem etwas anderen Konzept ein großer Erfolg sein können, zum anderen ständen auch konventionellen Online-Stores die umfangreichen Bücher-Entdecken-Funktionen sehr gut zu Gesicht. Schließlich – darauf weisen auch die Kollegen von The Book Seller hin – könnte vom Ende der mit viel Kapital ausgestatteten Small Demons ein fatales Signal ausgehen, dass auch andere der vielen aufstrebenden Publishing-Startups in Mitleidenschaft ziehen könnte.
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