Debatte der offenen Briefe: Selfpublisher kritisieren Buchhandel
Der Konditionenstreit zwischen Amazon und Hachette/Bonnier tobt unvermindert. Nun wurde am Wochenende ein weiterer offener Brief veröffentlicht, in dem sich Selfpublisher gebündelt zu Wort melden und Buchhandel scharf angreifen. Die inzwischen rund 100 Unterzeichner fühlen sich "im geÂsamÂten BuchÂhanÂdel (offÂline wie onÂline) boyÂkotÂtiert".
In dem Brief kritisieren die Unterzeichner,  dass der stationäre Buchhandel ihre Werke ignoriere. Sogar selbst publizierte Bestseller würden dort nicht angeboten. Auch auf "namhaften Onlineplattformen der Branche" tauchten die selbst publizierten Bücher nicht auf.
Obsolete Branchentraditionen
Der Brief wurde am Samstag auch als Reaktion auf den offenen Brief deutscher Autoren publiziert, in dem Amazon vorgeworfen wurde, Bücher der Bonnier-Verlagsgruppe zu boykottieren und Empfehlungslisten zu manipulieren. "Wir könÂnen nur festÂstelÂlen, dass diese KunÂdenÂempÂfehÂlunÂgen durch den BuchÂhanÂdel masÂsiv maÂniÂpuÂliert werÂden, denn es finÂden sich deÂfiÂniÂtiv KEIÂNERÂLEI SelfÂpublisÂher darunter", heißt es dazu im Brief der Selfpublisher. Die Ursache dafür sehen die Unterzeichner in den "angesichts des Internets längst obsolet gewordenen Traditionen der Branche" – gemeint sind die für Selfpublisher oft sehr teuren Eintragungen ihrer Bücher ins Verzeichnis lieferbarer Bücher und die Beschaffung einer ISBN, die beide oft Voraussetzung für die Auffindbarkeit eines Buches in Online-Katalogen sind. Allerdings sei ein Eintrag ins VLB sowie eine ISBN nicht unbedingt eine Garantie dafür, dass die Bücher dann auch in den Katalogen des stationären Buchhandels gefunden und verkauft würden, so der Brief weiter.
Unabhängige Plattformen
Eine Lösung für das Problem wäre aus Sicht der Selfpublisher eine Zusammenarbeit mit kleineren Buchhandlungen. Diese sollten unabhängig von Branchentradtionen auch Bücher von Selfpublishern anbieten, um so sowohl Amazon als auch die Verlage zu umgehen. Außerdem fordern die Selfpublisher eine unabhängige Plattform wie Beam eBooks auch für Print-Bücher, die ihnen ähnliche Konditionen wie Amazon bietet. "SoÂlange AmaÂzon um das zig-fache besÂsere KonÂdiÂtioÂnen für SelfÂpublisÂher und KleinÂverÂlage lieÂfert, was SichtÂbarÂkeit und TanÂtieÂmen anÂgeht, als irÂgendÂjeÂmand anÂdeÂrer, soÂlange könÂnen wir ofÂfene Briefe von irÂgendÂwelÂchen verÂmeintÂlich oder tatÂsächÂlich etaÂblierÂten AuÂtoÂren nicht ganz ernst nehÂmen, ebenÂsoÂweÂnig wie das GeÂheule von mulÂtiÂnaÂtioÂnaÂlen KonÂzerÂnen wie BonÂnier und ähnÂliÂchen, deÂnen zuÂfälÂlig auch ein paar VerÂlage geÂhöÂren, dass AmaÂzon böse ist", so der Schluss des Briefes.
Mit diesem Einwurf von der Seitenlinie nutzen die Selfpublisher den Streif um Verkaufskonditionen für den Anstoß einer Grundsatzdebatte. Aufgeworfen wird die Frage, ob und welche Mechanismen des Buchhandels angesichts der von Amazon eingeführten Neuerungen noch Sinn ergeben und ob der Buchhandel sich für die Zukunft nicht möglicherweise neu denken muss.
<Bildnachweis: Feder von Shutterstock>
Kommentare
Amazon – das Ende der Buchkultur? Offene Briefe, Autoren contra & pro Amazon, Linksammlung zur Debatte | Boschers Blog 25. August 2014 um 00:13
[…] Lesen.net: Debatte der offenen Briefe: Selfpublisher kritisieren Buchhandel (Quelle: https://www.lesen.net/diskurse/debatte-der-offenen-briefe-selfpublisher-kritisieren-buchhande…) […]