eReader erfolgreich durch Fokus aufs Wesentliche?
Der Verkaufserfolg vom Amazon Kindle und insbesondere die Absatzzahlen im Kindle-Store geben der US-Contentindustrie immer noch Rätsel auf. Denn bei eBook Lesegeräten handelt es sich nicht gerade um Supercomputer.
Die e-Ink Displays haben zwar unzweifelhaft ihre Vorteile gegenüber konventionellen LCD-Planels. Rein technisch betrachtet ist es aber nicht überzogen zu sagen, dass eReader beschnittene PCs sind – häufig für Preis verkauft, zu dem auch schon deutlich leistungsfähigere Netbooks oder günstige Desktop-PCs zu haben sind.
Auffällig ist vor allem, dass eReader praktisch nur für ihren primären Verwendungszweck genutzt werden können. Ein paar Zusatzfeatures wie eine Abspielfunktion für MP3s und ein Foto-Viewer können nicht darüber hinwegtäuschem, dass eBook Lesegeräte tatsächlich nur in der Darstellung von digitaler Literatur gut sind.
Tom Weber, Chefredakteur des Finanzportals Smartmoney.com und ausgewiesener Branchenexperte, macht in einem Gastartikel für paidContent.org genau diese Reduktion auf das Wesentliche für den Erfolg vom Amazon Kindle verantwortlich. Während man am Computer vieles gleichzeitig mache (Multitasking) und nicht selten sogar mehrere Texte parallel lese , lenke am eReader nichts von der Konzentration auf das eBook ("Unitasking") ab.
Daraus resultiere ein besseres Leseerlebnis von Inhalten, für die Kunden dann auch bereit sind zu bezahlen. Weber zieht hier eine Parallele zum Erfolg von Kaffeehausketten. Während gemeinhin ein Preis von $2 für einen Kaffee als überzogen deklariert wird, zahle man diese Summe bei Starbucks & Co. gerne – allerdings eben nicht nur für den Kaffee selbst, sondern auch für das Ambiente ("an environment intended to increase coffee enjoyment").
Das digitale Äquivalent dazu sieht Weber in einem Endgerät wie dem Kindle, dass eine ablenkungs- und damit stressfreie Lektüre von Texten ermöglicht. So erkläre es sich etwa, dass Nutzer ePaper von Zeitungen im Kindle Store abonnieren, obwohl viele dieser Inhalte (meist aktueller) auch kostenlos im Netz zu finden sind.
Publishern gibt der Autor den Rat, ihre Leser nicht mit einer Vielfalt an Optionen und pompösen Layouts vom Wesentlichen abzulenken. Bei der Aufbereitung von Inhalten sollten immer die eigentlichen Texte im Vordergrund stehen, nicht die Präsentation.
eReader-Hersteller sollten nicht der Versuchung erliegen, ihre Geräte mit fremden Zusatzfeatures (vermeintlich) attraktiver zu gestalten. Schon beschreibbare farbige Displays könnten die "eReader-spezifische" Leseerfahrung zunichte machen.
Kommentare
Mirasol-Displays: E-Paper für Alles? » eReader » lesen.net 10. Juli 2009 um 00:24
[…] träge, dass sich Sony Reader & Co. für wenig mehr als pures Lesen nutzen lassen. Was durchaus auch als Vorteil beurteilt wird, macht die Einbindung dynamischer oder interaktiver Inhalte – noch – […]
Oberlehrer verteufelt eReader » Debatte, eReader » lesen.net 16. Juli 2009 um 17:13
[…] geringen Informationsstand beim “Oberlehrer”. Aktuelle eReader ermöglichen durch ihre Reduktion aufs Wesentliche nicht viel mehr als ablenkungsfreies Lesen (& Lernen), sind eben keine knallbunten Surf-Gadgets […]
Sony Reader “schlechtestes Produkt des Jahres” » eReader » lesen.net 2. Dezember 2009 um 13:02
[…] die Meinung anderer Fachjournalisten entgegen, eBook Reader zeichneten sich gerade durch ihren Fokus auf das Wesentliche – die Kernfunktionalität Lesen – aus. Trotzdem sind der immer noch hohe Verkaufspreis […]
iPad + iBooks: Licht und Schatten » eBooks » lesen.net 6. April 2010 um 08:23
[…] nebst digitalem TV-Tuner und Anbindung zum eigenen Content-Store an den Markt zu bringen, lässt sich streiten. Dass vielen Gelegenheitslesern die Key Facts vom iPad in dieser Beziehung (> 10hr Akkulaufzeit, […]