Erstmals Streiks bei Amazon Deutschland
Johannes Haupt
(Fachredakteur)
Der Online-Händler (und E-Book-Marktführer) Amazon Deutschland kommt nicht heraus aus den Negativ-Schlagzeilen. Am heutigen Dienstag muss sich das Unternehmen erstmals in seiner Geschichte mit Streiks auseinandersetzen – rund 900 Beschäftigte in Bad Hersfeld und Leipzig legten die Arbeit nieder.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert für die Amazon-Angestellten in den Logistikzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind, während sich Amazon weiterhin an der Logistikbranche orientieren will. Gegenwärtig zahlt das Unternehmen Stundenlöhne zwischen 9,65 Euro und 11,12 Euro für seine Lagerarbeiter.
Kunden sollen nichts spüren
Nach Angaben von ver.di sind rund 900 Mitarbeiter dem Streikaufruf gefolgt – 600 Mitarbeiter legten in Amazons größtem deuschen Logistikzentrum in Bad Hersfeld die Arbeit nieder, 300 in Leipzig. Das ist eine beachtliche Zahl, allerdings nur rund ein Siebtel der an den Standorten beschäftigen Amazon-Mitarbeiter. Bundesweit beschäftigt Amazon sogar rund 9.000 Menschen – da erscheint die Aussage einer Amazon-Sprecherin, die Kunden würden nichts vom Streik merken, durchaus nachvollziehbar.
Bleibt ein neuer Kratzer am Image von Amazon, das unter der ARD-Reportage und der sich anschließenden Diskussion über Arbeitsbedingungen und Steuerflucht schon deutlich gelitten hat. Der stationäre Buchhandel verzeichnete dagegen in den letzten Monaten ein unerwartetes Umsatzplus – ein Zusammenhang liegt nahe. Die Streiks sind natürlich auch Wasser auf die Mühlen der Tolino-Allianz, die sich schon in der Vergangenheit deutlich vom ungeliebten US-Rivalen abgegrenzt haben (in deren Logistikzentren es aber natürlich nicht wesentlich anders zugeht).
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