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"Illuminati" gratis bei Amazon: Bastei Lübbe im Kreuzfeuer

Noch bis zum morgigen Donnerstag verschenkt Amazon.de den Dan-Brown-Bestseller Illuminati an Kindle-Leser. Für den Verlag, Bastei Lübbe, hat das Aktionsangebot allerdings ein Nachspiel: Eine einflussreiche Händlerinitiative beendet die Zusammenarbeit, einige Buchhändler wollen den Verlag sogar boykottieren. Für Lübbe unverständlich.

Über das Angebot berichteten wir schon in den eBook Tipps zum Wochenstart. Wer noch bis zum morgigen Donnerstag (14.01.) eine Kindle-App zum ersten Mal herunterlädt, erhält den millionenfach verkauften und erfolgreich verfilmten Thriller Illuminati kostenlos. Auf ohne App-Download gibt es den Titel gratis: Auf der Artikelseite des Kindle Book ist  dazu "Geben Sie einen Promotionscode oder einen Geschenkgutschein ein" anzuklicken und dann der Code 3D7NNR39 einzugeben. Der Verkaufspreis wird anschließend zwar weiterhin angezeigt, aber nicht berechnet.

"Steigbügelhalter für Amazon"

Bei der Leserschaft kommt die Aktion wenig überraschend prima an, der Titel sprang aus dem Nichts zurück in die Top 50 der Kindle Charts. Alles andere als begeistert, sondern vielmehr wütend reagierten zahlreiche stationären Buchhändler auf die Aktion, genauer gesagt auf die Mitwirkung von Bastei Lübbe. Die bundesweite Buy-Local-Initiative, die mehr als 600 Mitglieder vorwiegend aus dem Buchhandel zählt, beendete die Zusammenarbeit mit Bastei Lübbe mit sofortiger Wirkung.

In der Pressemitteilung dazu heißt es, "durch die Kooperation mit Bastei Lübbe kann Amazon nicht nur seine App bewerben, sondern erreicht zudem die Erhöhung seiner Nutzerzahl. Aus der Sicht von Buy Local stärkt dies in erster Linie die zunehmend monopolistische Struktur des Onlineriesen. Dem Verlag fällt dabei die Rolle des Steigbügelhalters zu." Damit gebe es keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit mit der Buy-Local-Initiative, die sich im Gegenteil "für den Erhalt regionaler Strukturen sowie vielfältiger Innenstädte einsetzt".

Wut und Enttäuschung im Buchhandel

Bildschirmfoto 2016-01-13 um 15.18.02In sozialen Netzwerken verkündeten einige Buchhändler sogar, den Verlagsvertreter von Bastei Lübbe wieder auszuladen und keine Bücher des Hauses mehr auszustellen. In den Kommentaren schwingt viel Enttäuschung mit, denn Bastei Lübbe ist nicht nur bei eBooks sehr innovativ und kundenfreundlich unterwegs (Null Kopierschutz seit Jahren, recht großer Preisabstand zwischen print und digital), auch in der Zusammenarbeit mit Buchhändlern ist der Verlag seit jeher sehr bemüht und kreativ, was etwa Dekorationen für Schaufenster und für den Laden betrifft.

Der Aufschrei aus dem Buchhandel ließ Bastei Lübbe nicht kalt – die Stellungnahme des Verlages kam nicht etwa von einem Pressesprecher, sondern von Vorstand Klaus Kluge persönlich. Kluge argumentiert, man wolle mit der Aktion vor allem das Lesen fördern, wovon alle profitieren. "Illuminati" sei schon 13 Jahre alt, der typische Aktionsdownloader "dürfte ein klassischer Neukunde sein, niemand also, der dem Buchhandel verloren ginge. Sehen wir es als Chance, solche Erstleser für das Buch zu begeistern. Zum Nutzen aller." Im Übrigen gebe es vergleichbare Aktionen auch mit der Tolino-Allianz (erst vor einigen Wochen verschenkte Hugendubel den ersten Teil der Waringham-Saga – natürlich ebenfalls nur an registrierte Hugendubel-Kunden).

Amazon kann auch ohne Verlage

Der Buy-Local-Vorsitzende und Buchhändler Michael Riethmüller erklärte daraufhin in einer Replik, "Bastei Lübbe hat einfach nichts verstanden, (…) mit einer solchen Aktion brüskiert Bastei Lübbe den Sortimentsbuchhandel". Die Fronten bleiben also verhärtet. Digital-Leser werden von alldem vorerst nichts mitbekommen. Gut möglich allerdings, dass in der Folge Aktionsangebote von Amazon mit Bastei Lübbe im Speziellen und Verlagen im Allgemeinen rarer werden. Was der Online-Händler allerdings prima mit Titeln aus den eigenen Verlagen und mit attraktiven Indie eBooks auffangen kann.

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Kommentare


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