Indie-Buchhandelskette Wortwerke expandiert
Infolge von Online-Shopping-Boom, E-Reading und nicht zuletzt der Weltbild-Pleite verschwanden in den letzten Jahren unzählige stationäre Buchhandlungen von der Bildfläche. Da ist es ansich schon eine Meldung wert, dass "Wortwerke" nur ein Jahr nach dem Start mit der ersten Buchhandlung bald schon die vierte Filiale eröffnet. Und das mit einem bemerkenswerten Konzept: Präsentiert werden ausschließlich Titel von Autoren und Verlage, die für die Regalfläche bezahlen.
Im vergangenen Oktober eröffnete die erste Wortwerke-Buchhandlung in Bad Segeberg, im Mai kam eine Filiale auf Husum und Anfang Juli ein Ableger in Bremerhaven dazu. Und schon im Oktober soll in Jesteburg vierte Wortwerke-Buchhandlung folgen – eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.
10 Euro Gebühr pro Buch pro Monat
Das Konzept ist dabei immer das gleiche: Man habe sich "auf die Präsentation und den Verkauf von Büchern selbstverlegender Autoren und Kleinverlagen spezialisiert", heißt es auf der Website. Selbstverlegende Autoren und Kleinverlage, die für diese Präsentation bezahlen, wohlgemerkt. Zum Start betrugen die Gebühren nach Angaben von Geschäftsführerin Bianca Bolduan knapp 6 Euro pro Buch pro Monat. Beim Self-Publishing-Dienstleister BoD (Libri) kann man eine Präsenz in allen Wortwerke-Buchhandlungen für 10 Euro monatlich buchen.
Wortwerke verdient ausschließlich an diesen Gebühren von Autoren und Kleinstverlagen, 100 Prozent der Verkaufserlöse werden an die Urheber ausgeschüttet. Ein Geschäftsmodell, das dem sogenannter Druckkostenzuschuss-Verlage ähnelt, die zurecht nicht den besten Ruf haben. Wortwerke betont dem gegenüber, man nehme lege großen Wert auf die Qualität des Programmes ("Der Kunde bekommt bei "Wortwerke" nur Bücher, die es mit jenen der "großen Verlage" aufnehmen können" (…) "Immer wieder muss ich Autoren absagen, denn ihre Bücher erfüllen diesen Standard nicht") und dass man sich große Mühe beim Verkauf gebe.
Die Buchhandelskette verspricht für Indie-Autoren und Kleinstverlage die Lösung für ein sehr reales Problem: Fast egal wie erfolgreich sie mit eBooks sind, signifikante Regalfläche für Print-Titel gibt es in aller Regel erst mit einem Verlagsvertrag. Mit der – erkauften – Präsenz in einer Handvoll Buchhandlungen in norddeutschen Kleinstädten ändert sich das nicht gravierend, streichelt aber zumindest das Ego der verlagsunabhängigen Autoren (sicherlich nicht ein unwichtiger Faktor) und ermöglicht einen Testlauf mit überschaubarem Budget.
Mäßige Gewinnaussichten
In einschlägigen Self-Publishing-Gruppen in sozialen Netzwerken wird das Geschäftsmodell eher kritisch betrachtet – ein Großteil der Autoren wird seine Kosten nicht wieder hereinbekommen, so der einschlägige Tenor. Bei üblichen Gewinnmargen von 1-2 Euro pro Print-Buch müssten dafür 5 bis 10 Bücher monatlich verkauft werden, was für Nicht-Stapelware selbst in zentralen Lagen eine Hausnummer ist. Professionelle Indie-Autoren konzentrieren sich ohnehin auf das ungleich lukrativere eBook-Geschäft, bei herausragenden Verkäufen klopfen die Verlage dann von ganz alleine an.
Nichts desto trotz hat Workwerke in der Buchhandelslandschaft sicherlich seine Daseinsberechtigung. Und wird das Qualitätsversprechen gehalten, lohnt für Lesefreunde ein Filialbesuch allemal, verspricht er doch Entdeckungen abseits der einschlägigen Bestseller.
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