Skip to main content

[Update] Libreka: Nur 32 eBook-Verkäufe in 09/09?

librekaDass der vom Börsenverein betriebene eBook-Shop Libreka bislang nicht gerade ein Erfolgsprojekt ist, gilt als gesichert. Seit der Live-Schaltung im März immer wieder als Usability-Katastrophe kritisiert, krankt das Portal nicht zuletzt an mangelnder Mitarbeit innerhalb der Verlagsbranche. Trotz offenen Briefen und drastischen Worten im Verbandsblog ist das Angebot nach wie vor dürftig, zudem schrecken hohe Preise und DRM die Kundschaft ab.

Wie schlecht es tatsächlich um Libreka bestellt ist, legt nun ein Mitarbeiter aus dem inneren Zirkel des Projekts offen. In einem vierseitigen Brief an themenaffine Medien (Titel: "Libreka ungeschminkt") geizt der Insider nicht mit pikanten Details zur Plattform Demnach soll Libreka in seiner jetzigen Form 1 Million Euro jährlich verschlingen – eine Summe, der momentan praktisch keine Erlöse gegenüber stehen.

So seien abzüglich Testkäufen im gesamten Monat September gerade einmal 32 eBooks an Endkunden abgesetzt worden, heißt es im Schreiben. Auch bei den bisherigen Download-Days war die Resonanz eher mau,  die kostenlosen eBooks seien je nur knapp 1.000x heruntergelanden worden.

Dabei müsste über die Plattform schon für eine schwarze Null mehrere Tausend eBooks täglich verkauft werden. Aktuell werde das Angebot massiv durch gestiegene VLB-Beiträge querfinanziert, was bereits im vergangenen Jahr für dicke Luft in der Branche sorgte.

Kritisiert wird vom Insider insbesondere die Konzeptlosigkeit der Projektleitung. So heißt es: "Von Planung im engeren Sinne kann man bei Libreka überhaupt nicht sprechen. (…) Es gab und gibt keinerlei nachhaltige Strategie, Planung und Umsetzung. (…) Getrieben wird Libreka von einer Mischung aus Utopien über das Internet und Techniknutzung in der Zukunft sowie kurzfristigem Handlungsdruck."

Auch die Funktion des Portals innerhalb der Internetlandschaft sei überhaupt nicht geklärt. "Auf info.libreka.de heißt es etwas nebulös, dass Libreka eine Branchenlösung zur Teilnahme am digitalen Buchmarkt ist. Gleichzeitig wird Libreka als Plattform zur Volltextsuche angepriesen. (…) Inzwischen sieht Libreka allerdings aus wie ein weiterer Online-Shop für E-Books, der dann noch auf Buchhandel.de zum Kauf von gedruckten Büchern verweist."

Die Perspektive sei ebenfalls zweifelhaft. "In Zukunft will man mit Libreka aber noch mehr Dinge machen, wie zum Beispiel die Onlineversion des Kundenmagazins Buchjournal integrieren und Buchcommunities Konkurrenz machen (…) Allerdings stellt sich die Frage warum man dafür viel Geld ausgibt. Denn diese Sachen gibt es alle schon mehrfach in wirtschaftlich tragfähigen Formen."

Weiterhin spricht der Autor den Libreka-Betreibern von der verbandseigenen Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB) die Sachkompetenz zum Betrieb eines solchen Angebots ab, hinterfragt grundsätzlich den Nutzen eines solch kostspieligen (Prestige-)projekts als Konkurrenz zu spezialisierten Unternehmen. Die MVB habe keinerlei Erfahrung im Betrieb mit B2C-Angeboten, die Betriebsabläufe seien eine Katastrophe. Schon die Stornierung eines Kaufs sei eine Herausforderung.

Am Ende des Tages gefährde das Experiment Libreka gerade in diesen für die Buchbranche schwierigen Zeiten "eigentlich sichere Arbeitsplätze durch Investitionen in ein Fass ohne Boden", müsse schnellstmöglich zu Grabe getragen werden. Viele Mitglieder des Börsenvereins seien mit ihrer Geduld "gegenüber den Fehlleistungen der MVB Strategen" bereits am Ende.

Der anonym verfasste und mit Internas gespickte Brandbrief wirkt authentisch, der Autor scheint bereits seit mehreren Jahren in das Projekt involviert und mit seiner Geduld nun am Ende zu sein. Den aufgeworfenen Fragen kann man sich anschließen: Zumindest in seiner jetzigen Form ist das Portal nicht mehr als ein (alles andere als bedienfreundlicher) gewöhnlicher eBook-Shop, dem andere Angebote im Bezug auf den Nutzwert haushoch überlegen sind. Der Börsenverein muss sich die Frage gefallen lassen, ob die für Libreka aufgewendeten Verbandsgelder nicht an anderer Stelle besser investiert wären.

[Update 14:30 Uhr] Libreka-Chef Ronald Schild hat sich inzwischen auf der Verbandsseite boersenblatt.net zum Brief geäußert. Er könne den Inhalt "in keinster Weise nachvollziehen", wolle das Schreiben darüber hinaus "nicht weiter kommentieren." Entsprechend gab es auch kein Dementi der im Brief genannten drastisch niedrigen Verkaufszahlen – statt dessen den Verweis, Libreka mache solche Daten grundsätzlich nicht publik.

Verteidigt wurden dagegen die ebenfalls im Brief kritisierten Download-Days. Laut Schild übertreffe die Resonanz schon jetzt die eigenen Erwartungen, mit dem morgen kostenlos angebotenen "Atemschaukel" von der Nobelpreis-prämierten Herta Müller sei ein weiterer Schub garantiert.

Ähnliche Beiträge


Kommentare


Leser 14. Oktober 2009 um 10:59

…das ist doch kein Wunder.
Lesenswert dazu:

http://klawtext.blogspot.com/2009/10/kostenfreie-ebooks-wahrend-der.html

Antworten

scheichxodox 14. Oktober 2009 um 11:32

Schön dass ich nicht der einzige bin. Ich wollte mir auch das kostenlose Ebook holen und vor allem das momentan gehypte "Atemschaukel" hat mich interessiert. Als ich dann aber vom DRM Wind bekommen habe, habe ich mich lieber dagegen entschieden. DRM will ich nicht mal geschenkt. Dann nehme ich lieber die kostenlosen Gutenberg-Bücher.

Antworten

markus 14. Oktober 2009 um 14:32

50% vom Papierpreis ohne DRM im epup Format :) dann bin ich Kunde

Antworten

bommel 14. Oktober 2009 um 16:20

naja ist ein zweischneidiges Schwert

hab bei der Thalia-Gebrauchtaktion zugeschlagen das Teil ist schon genial,klein und handlich
allerdings wenn man bedenkt 180 Euro allein für den Reader… und dann der Preis eines epubs annähernd/oder gleich der gedruckten Ausgabe noch dazu mit shit Kopierschutz – Buch einmal ausgelesen kann z.B. weiterverkauft werden anders das epub mit DRM … daran müsste sich etwas ändern an der Preisgestaltung sowie am bzw. Art des verwendeten Kopierschutzes

Antworten

» LINKLOAD vom 14.10.2009 [UPLOAD Blog] 14. Oktober 2009 um 21:00

[…] Ist das E-Book-Portal Libreka ein gigantischer Flop? Das jedenfalls legen Zahlen nahe, die kursieren und bislang auch nicht dementiert wurden. Mehr dazu hier bei lesen.net. […]

Antworten

links for 2009-10-14 « Your Friendly Neighbourhood Librarian 15. Oktober 2009 um 03:08

[…] Libreka: Nur 32 eBook-Verkäufe in 09/09? » Debatte » lesen.net libreka insider report (?) (tags: eBook-Verlage&Handel 1x) […]

Antworten

quartier-nord 15. Oktober 2009 um 09:58

Verlage und das E-Book…

Im März 2009 ist die vom Börsenverein des Buchhandels betriebene E-Book-Plattform libreka! ans Netz gegangen. Gestern hat nun das Magazin lesen.net über einen offenen und äußerst kritischen Brief eines libreka-Mitarbeiters berichtet und die Vorwü……

Antworten

gewappnet 15. Oktober 2009 um 16:03

Das hier ist euch offenbar entgangen: http://www.buchmarkt.de/content/39981-libreka-mit-neuen-funktionen-in-neuem-design.htm
Eine eigene Libreka-E-Book-Reader-App für das iPhone! Damit gäbe es erstmal einen EPUB-DRM-Reader für das iPhone und damit eine Vervielfachung von potenziellen mobilen Readern. Das halte ich für eine kleine Sensation im deutschsprachigen E-Book-Markt.

Antworten

DIGITALE LINKE 17. Oktober 2009 um 09:29

[…] das von Branchenkennern als echt und offenbar von einem Insider verfaßt eingestuft wird (siehe lesen.net, sind durchaus pikant. Sie gestatten Einblick in die offenbar vernichtende Bilanz der digitalen […]

Antworten

Thumbshirn 19. Oktober 2009 um 22:01

Kann mich nur dem ersten Kommentator anschließen: Das ist kein Wunder! Und zwar nicht nur bei Libreka, den anderen geht’s ja keineswegs besser. Siehe:

http://www.thumbshirn.com/?p=183

Antworten

Read Adobe DRMed ePub On iPhone Via Germany? « The eBook Test 24. Oktober 2009 um 22:45

[…] to the press blowing the whistle on the venture. [Update] Libreka: Only 32 eBook sales in 09/09? [Original German] How bad it is actually ordered to Libreka, now an employee shall be open from the inner circle of […]

Antworten

[Sonntagsfrage] Raubkopien » Debatte » lesen.net 25. Oktober 2009 um 14:26

[…] aktiv oder kurz davor. Allerdings steht das bisherige Pricing – DRM-eBook = Hardcover – Verkaufserfolgen im digitalen Bereich noch im Wege, mahnende Stimmen aus der Branche haben die Verlage noch nicht zu einer anderen […]

Antworten

Libreka-Volltextsuche jetzt auch auf dem iPhone » eBooks » lesen.net 5. November 2009 um 19:53

[…] Fazit: Die Applikation lässt sich problemlos installieren, verfügt aber leider nur über einfache Basisfunktionen. Entgegen der Ankündigung ist es in der aktuellen Version (1.0) nicht möglich, die ausgewählten eBooks über die Anwendung zu kaufen und herunterzuladen. Zumindest ein Link zu einer Bestellseite wäre hier sinnvoll gewesen, zumal libreka sicherlich nichts dagegen haben dürfte, etwas Geld zu verdienen. […]

Antworten

Branche diskutiert Libreka » Debatte » lesen.net 13. November 2009 um 07:51

[…] des deutschen Buchhandels. Ein anonymer vierseitiger Brandbrief zum Thema – zuerst publik gemacht bei uns – wurde auch von zahlreichen branchenfremden Medien (Handelsblatt, Spiegel Online, […]

Antworten

Check: eBook Reader als Weihnachtsgeschenk » Kaufen » lesen.net 27. November 2009 um 08:24

[…] befriedigend gelöst haben. Wesentlich problematischer ist da der “Weg zum (E-)Buch”: Wenig zugangsfreundliche Online-Shops und die fast überall zwingend zu nutzende DRM-Verhaltungssoftware Adobe Digital […]

Antworten

Libreka: Belgium Builds a Google Killer for the Europeans : Beyond Search 8. Dezember 2009 um 07:04

[…] I saw a document on Wikileaks that suggested that the Libreka service was not scoring hat tricks at the cash register. You can find that document here. […]

Antworten

Weltbild: Print-Bücher mit Vorschau, eBooks nicht » eBooks » lesen.net 12. Januar 2010 um 15:04

[…] Thema in seinem Angebot buecher.de, wo auf der Buch-Seite das eBook immerhin verlinkt ist. Auch das vielgescholtene Verbandsprojekt Libreka ist hier relativ weit vorn, illustrierte aber auch schon die Kehrseite […]

Antworten

iPad: Verleger im Rausch » Debatte » lesen.net 3. Februar 2010 um 14:46

[…] gute Partnerschaft aufgefallenen Konzern an die Brust. Die Verbandsmitglieder, welche inzwischen einen siebenstelligen Betrag in Libreka gesteckt haben, werden wenig angetan […]

Antworten

iPad beflügelt eBook-Piraterie » Debatte » lesen.net 12. April 2010 um 13:51

[…] Mediendateien ein weniger wirksames Mittel gegen Piraterie sind als fair bepreiste, offene und leicht zugängliche Angebote. Auch eine grundsätzliche legale Verfügbarkeit aktueller digitaler Literatur (in […]

Antworten

eBook-Shop Libreka bald Geschichte? » Debatte » lesen.net 13. Juni 2010 um 19:14

[…] Libreka steht offenbar vor einem tiefgreifenden Restrukturierungsprozess, an dessen Ende die ohnehin marginalen Umsätze im Endkundengeschäft komplett aufgegeben werden könnten. Wenn es nach Libreka-Chef Roland Schild […]

Antworten

Libreka fokussiert B2B, kooperiert mit Toshiba, B&N, .. » eBooks » lesen.net 6. Oktober 2010 um 15:01

[…] der Branche bereitgestellten Ressourcen werden sinnvoller eingesetzt als bei einer auch ein Jahr nach der internen Generalabrechnung “Libreka ungeschminkt” immer noch verkaufsfeinlichen […]

Antworten

eBooks – eReader – eCommerce » Debatte, eBooks » lesen.net 25. Juni 2013 um 15:05

[…] dünn und die Usability meilenweit entfernt von Amazons E-Book-Store, ein anonymer Brandbrief bescheinigte dem Portal im Herbst 2009 eine alamierende Erfolglosigkeit trotz massiver […]

Antworten

eBook Store Libreka geht noch vor Weihnachten vom Netz » lesen.net 23. März 2015 um 17:25

[…] und die Usability meilenweit entfernt von Amazons eBook Store. Ein anonymer Brandbrief bescheinigte dem Portal im Herbst 2009 eine alarmierende Erfolglosigkeit trotz massiver […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*