Megareader: Leseapp mit "Heads Up Display"
Lesen hat gegenüber anderen Unterhaltungsformen – vor allem im Vergleich zu Musik hören – einen entscheidenden Nachteil: Wer sich einem Buch widmet, ist in seinem Aktionsradius währenddessen stark eingeschränkt; an eine Fortbewegung zu Fuß oder gar am Steuer eines Autos ist nicht zu denken. Die iOS-App Megareader (iTunes-Link) räumt nun mit diesem Makel auf und ermöglicht umfangreiches Multitasking selbst beim Lesen – zumindest in der Theorie.
Im neuen Heads Up Modus (in der deutschen App "Frontsicht-Display", einschaltbar über die Einstellungen) können Nutzer eines iOS-Devices mit Kamera und >= iOS 4.0 die rückwärtige iPhone/iPod Touch Kamera aktivieren und so die Umgebung beim Lesen immer im Texthintergrund haben. Dadurch kann man auf dem Gerät Lesen und hat gleichzeitig die 'Außenwelt' im Blick.
Die Entwickler demonstrieren in einem Video auf humorige Weise die sich aus dem neuen Feature ergebenden Möglichkeiten, die Praxisnähe ist allerdings fraglich: Lesen beim Fahren ist auch mit der neuen Technik keine Option, Spaziergänger werden fürs Multitasking wohl zumindest einige Übung brauchen – und eine gewisse Ignoranz gegenüber verwunderten Blicken aus der Umgebung, denn zum komfortablen Lesen bei gleichzeitig guter Kameraperspektive muss das Smartphone auf Höhe des Gesichts gehalten werden.
Noch skurriler wird der Anblick beim iPad, das in seiner 2. Generation (erwartet im Frühjahr) aller Voraussicht nach eine rückseitige Kamera integriert hat und das Heads Up Display auf 9,7″ Bildschirmdiagonale bringt. Hier blieben eigentlich nur noch Anwendungsszenarien wie das Schmökern im Cafe bei gleichzeitigem unauffälligem Ausspähen der Nachbarschaft. Spannend wären bei einer solchen App (abseits von Augmented Reality Features) Möglichkeiten zur Fotografie und Anlage von Notizen im Heads Up Modus, um etwa in Vorlesungen oder Meetings den Vortragenden im Auge zu behalten und gleichzeitig eigene Gedanken festzuhalten.
Die Megareader-App kostet 1,59 Euro und ermöglicht einen gut strukturierten Zugriff auf rund zwei Millionen überwiegend gemeinfreie Dokumente; ein überwiegender Teil stammt aus dem Internet Archive, weitere Quellen sind unter anderem Feedbooks und das Project Gutenberg. Als einziger deutschsprachiger Shop ist Beam eBooks angebunden – nicht ohne Grund, denn die Megareader-App versteht sich auch in der Version 2.1 nicht mit Adobe DRM und erlaubt damit nur die Wiedergabe kopierschutzfreier Literatur.
<via Engadget>
Kommentare
Rainer 20. Januar 2011 um 13:54
Warum versucht immer ein Depp uns einzureden (nicht Du, Johannes!), dass wir Multitasking brauchen und verkraften würden. Was kommt wohl dabei raus, wenn ich lese und mich nebenbei aufs Umfeldgeschehen einlasse? Ich bekomme die Umwelt nur bruchstückhaft mit und hab gleichzeitig vergessen, was ich gerade gelesen habe. Eigenversuch: einen unbekannten Text lesen und im (sichtbaren) Hintergrund die Nachrichten im TV beoabchten. Anschließend einem Beobachter erzählen, was man gelesen hat und was man aus den Nachrichten mitbekommen hat.
Wen verklagen die Amis eigentlich, wenn man die App als Fußgänger nutzt und dabei einen Unfall baut? ;)
Rainer 20. Januar 2011 um 13:58
Ok, jetzt erst das Video gesehen. Meine letzte Frage hat damit einen berechtigten Hintergrund … :D
Die App kann man wohl in die Reihe der Furz-Apps und Konsorten einreihen.
Johannes 20. Januar 2011 um 15:01
@Rainer Wie gesagt, find' die App auch eher witzig als nutzwertig (zumindest für die Meisten)…zumal die ständig aktivierte Kamera auch massiv an der ohnehin knappen Akkulaufzeit nagt, mehr als 1-2 Stunden Multitasking-Lesen sind wohl kaum drin bevor der Bildschirm schwarz wird.
Ciao
Johannes
Bigboo73 20. Januar 2011 um 19:02
haha, am besten noch parallel ein Hörbuch hören und durch das Display einen Film schauen.
Gut das mein iPad keine Kamera hat, obwohl wäre witzig wenn doch, dann würde man sein Brett vorm Kopf selbst tragen ;)