Selfpublishing-Studie: Große Ambitionen, kleines Zeitbudget
Der Selfpublishing-Dienstleister Books on Demand hat eine Umfrage unter seinen Kunden durchgeführt: Die Autoren professionalisieren sich, aber ganz allein wird es keiner schaffen.
Der Selfpublishing-Dienstleister Books on Demand (BoD) hat seine Autoren in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Skandinavien befragt und so eine internationale Selfpublishing-Studie erstellt. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit nun scheibchenweise präsentiert, beginnend mit Deutschland. Dafür wurden im Juli 2013 1.144 Autoren ab 12 Jahren befragt.
Überwiegend ein Hobby
Die Studie teilt die Kunden von BoD in drei Kategorien ein:
• Hobbyautoren: Der Großteil (74%) der Autoren bei BoD schreibt überwiegend zum eigenen Vergnügen und wendet dafür circa sechs Stunden pro Woche.
• Berufsautoren: 17,4 % generieren durch ihre Tätigkeit als Schriftsteller ein gewisses Einkommen, sodass sie sie als ihren Hauptberuf ansehen. Trotzdem scheint ein Zweitjob erforderlich zu sein, denn diese Gruppe schreibt nur geringfügig länger als Hobbyautoren (zehn Stunden pro Woche).
• Expertenautoren: Bei 3,6% der Befragten sind Bücher mehr oder weniger ein Nebenprodukt ihrer Arbeit, in dem sie das Wissen niederschreiben, das sie im Rahmen ihres Berufs ansammeln. Demnach schreiben sie vermutlich auch nur dann, wenn es ihnen zeitlich möglich ist, und kommen so auf durchschnittlich fünf Stunden die Woche.
Selbstbewusste Selfpublisher
Die Grenzen zwischen den Autorengruppen sind aber durchaus fließend, zumindest was das Selbstverständnis angeht. Auch Hobbyschreiber professionalisieren sich zunehmend, indem sie Services wie Lektorat oder Covergestaltung einkaufen. Bei BoD nehmen drei Viertel der Autoren solche Angebote in Anspruch, so Joerg Pfuhl, Mit-Autor der Studie, zu buchreport.
Noch müssen die meisten Selbstverleger aber mit dem „Autor zweiter Klasse“-Stempel leben: Nur 45% werden von anderen (Branchenmitglieder, persönliches Umfeld) als vollwertige Autoren angesehen. Sich selbst schätzen gut 60% als professioneller Schriftsteller ein.
Knapp ein Drittel aller Befragten haben oder würden sich sogar explizit gegen den traditionellen Verlagsweg entscheiden. Als Grund dafür gaben sie die Kontrolle, überwiegend die inhaltliche, an, die sie so nicht abgeben müssen. Interessant ist dabei, dass im Schnitt jeder, der bei BoD publiziert, auch ein Buch in einem traditionellen Verlag veröffentlicht hat. Ob dies daran liegt, dass Verlage zunehmend ihre Autoren auf Selfpublishing-Portalen suchen oder aber dass Autoren mit den Services klassischer Verlage unzufrieden sind, und zu BoD wechseln, ist nicht bekannt.
Nachholbedarf in Sachen Marketing
Viele Selfpublishing-Erfolgsgeschichten vermitteln der Öffentlichkeit das Bild, dass man lediglich einen Text hochladen müsse und der Rest sich von selbst einstelle. In Wirklichkeit verlangt die komplette Unabhängigkeit von den Autoren, dass sie sich um alles selbst kümmern – und das kostet Zeit. Gerade bei den Hobbyautoren fehlt diese aber oft, sie können nur rund eine Stunde pro Woche in das Bewerben ihrer Bücher stecken. Bei Berufsautoren sind es zwei Stunden mehr, was aber auch nicht ausreicht, um regelmäßig alle Social Media-Kanäle zu bespielen, und, selbstverständlich, die eigene Homepage. Das Ergebnis: Nur rund 20% der Befragten sind mit dem zufrieden, was sie selbst an Marketing für ihr Buch leisten können.
Das kann natürlich durchaus als Hinweis auf BoDs eigene Angebote in diesem Bereich betrachtet werden (zum Beispiel Anzeigen im Buchjournal oder Werbematerialien); wie oft diese genutzt werden, gab BoD nicht an.
Fazit: Auch wenn die Studie nur einen Anbieter abdeckt und sicherlich eine gewisse Tendenz aufweist, zeigt sie doch, dass Selfpublishing aus der Nische verschwinden und ernst genommen werden möchte. Das Verständnis dafür, dass ein Buch nicht nur ein simpler Text ist, den man mal eben schnell hochlädt, wächst. Und damit auch die Chancen für freie Lektoren und Gestalter, Aufträge zu erhalten. In den USA gibt es seit 2012 BiblioCrunch, ein Freelancer-Portal für die Buchbranche. Auch eine Idee für Deutschland?
Kommentare
Juergen Schulze 27. Oktober 2013 um 09:34
Wenn man die Verkaufspreise von "klassischen" BOD-Anbietern studiert, so merkt man schnell, dass nur zwei Arten von Autoren darin eine Zukunft sehen:
1. Hobbyautoren, die mit letztlich ungelesenen Büchern ihre Freunde "beglücken" und
2. (wissenschaftliche) Spartenautoren, die schonmal ein 100-Seiten-Buch für 19,99 verkaufen.
BOD ist eine Leiche, die zu faul ist zum Umkippen
Dennis 28. Oktober 2013 um 08:35
Lieber Herr Schulze,
in der Tat sind die Aussagen der Studie eher dürftig. Ich kann mich dem Eindruck nicht entziehen, dass hier eine Studie zu reinen Marketingzwecken durchgeführt wurde. Was mich aber an Ihrem Kommentar interessiert: Warum ist BOD Ihrer Meinung nach eine "Leiche"? Denn ich beobachte ein starkes Anwachsen des Selfpublishing-Marktes.