Sonntagsfrage: Verlags-Marken
Viele große Publikumsverlage stehen für ein ganz bestimmtes Programm (zumindest versuchen sie es). Angesichts des Self-Publishing-Booms wird vor allem von Verlagsseite betont, Verlagsmarken seien Qualitätssiegel und bieten Lesern Orientierung in der immer unübersichtlicheren Bücherwelt. Aber nehmen die Leser das überhaupt wahr?
Suhrkamp, DuMont, Hanser – Verlagsnamen wie Qualitätsversprechen, fragt man in der Buchbranche. Bastei Luebbe stand jahrzehntelang für Groschenromane, und die gelben Reclam-Heftchen gehören längst zum deutschen Hochkulturgut.
Für das Groß der Autoren ist es auch im Self-Publishing-Zeitalter immer noch erklärtes Ziel, bei einem renommierten Verlag wie Rowohlt unterzukommen, eine heute durchgeführte Umfrage unter Studierenden der Buchwissenschaft dürfte gleiches ergeben. Verlage sind ein essentieller Gate-Keeper und schaffen dringend notwendige Orientierung im Bücherdschungel, heißt es seitens Verlagen, aber auch vom Buchhandel. Doch wie ticken eigentlich die Leser?
Kindle Charts scheinbar eindeutig
Die Kindle Charts, in denen mit Sebastian Fitzeks Passagier 23 derzeit wieder nur ein einziger Verlagstitel in den Top 10 rangiert, scheinen eine klare Sprache zu sprechen. Zumindest in literarisch seichten, dafür aber umsatzstarken Gefilden ist der Digital-Leserschaft ganz offenbar ein niedrigerer Preis wichtiger als ein aufs Cover gedrucktes Qualitätssiegel. Zumal es mit Rezensionen (die mit Vorsicht zu genießen sind), eigenem Blick ins Buch und nicht zuletzt mit den Autoren-Namen noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten gibt, die Qualität eines eBooks vor dem Kauf zu beurteilen.
Publikumsverlage unternehmen auch wenig, um sich mehr in den Vordergrund zu rücken. So werden hauseigene Online Stores zum Verkauf von Print- und Digital-Titeln stiefmütterlich behandelt oder gleich ganz eingestampft. Neue Digital-Label werden eher um Interessen und Communitys gebaut als um Verlagsmarken, Beispiele dafür sind feelings (Droemer Knaur) oder Impress/Bittersweet (Carlsen). Die "Muttermarke" ist hier überhaupt nicht mehr auf dem Buch-Cover sichtbar.
Unbestreitbare Qualitäts-Optimierung seitens Verlag
Andererseits ist es Fakt, dass Bücher vor ihrer Veröffentlichung in einem großen Verlag einen mehrstufige Qualitätskontrolle und -optimierung durchlaufen. Von der Auswahl über Korrektorat und Lektorat bis zur professionellen Herstellung (langjährige eBook-Leser könnten hier widersprechen) bürgt der Verlag gewissermaßen mit seinem Namen für ein handwerklich gutes Produkt. Liegt das Ergebnis auf einem konstant hohen Niveau, kann dem Leser hier schon Orientierung abgenommen werden.
<Bildnachweis: Edition Suhrkamp (Amazon.de)>
Kommentare
6 Verlage, die eBooks verstanden haben » lesen.net 1. Oktober 2015 um 13:47
[…] werden auch von den Lesern durchaus goutiert. In einer Sonntagsfrage im vergangenen Herbst erklärte die Mehrzahl der lesen.net Besucher, beim Kauf hätten “eBooks mir […]