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Vom Glück, Bücher zu schreiben [Kolumne]

Das Selfpublishing-Universum wird häufig für seine sehr durchwachsene Qualität kritisiert. Trotzdem rät Indie-Autorin Poppy J. Anderson in ihrer neuen Kolumne jedem, der das Gefühl hat, es stecke ein Buch in ihm: schreib es. Schon der Weg zur Publikation ist ein Ziel.

In dieser Woche kann ich keine Kolumne zum "Kosmos" Selfpublishing abliefern, sondern möchte ein kurzes Plädoyer zum Schreiben an sich geben.

Als Kind des Ruhrgebiets, das viel Zeit in Haltern verbracht hat, als Freundin und Verwandte einiger Flugbegleiter und als Kollegin einer betroffenen Angehörigen fällt es mir schwer, so kurz nach dieser Tragödie zum Alltag zurückzukehren. Daher wäre ich dankbar, wenn meine Worte nicht zum Anlass zu einer Grundsatzdebatte darüber, ob dies hier der richtige Ort für einen solchen Kommentar sein mag, genommen würden. Ich möchte momentan nicht über Buchpreisbindung, Mehrwertsteuersatz oder die Tolino-Allianz schreiben, sondern mir lieber Gedanken dazu machen, warum ich mich glücklich schätzen darf, Bücher zu schreiben.

In den vergangenen Monaten wurde ich oftmals gefragt, was ich davon hielte, dass sich die Zahl der Selfpublisher derart vergrößert habe, und wie meine Meinung zu der zunehmenden Konkurrenz sei. Jedes Mal hatte ich den Eindruck, dass geradezu sensationslüstern darauf gewartet wurde, dass ich (und natürlich auch andere Kollegen) mich abfällig zu dem sogenannten Nachwuchs äußern würde. Auch hier in diesem Forum wurde mir das Wort im Mund verdreht, als ich davon sprach, dass das Konkurrenzverhalten einiger (!) Selfpublisher "zum Kotzen" sei.

Auch Autoren lesen gerne

Als Konkurrenz sehe ich andere Autorinnen und Autoren überhaupt nicht. Schließlich gehöre ich nicht nur der schreibenden Zunft an, sondern lese selbst leidenschaftlich gerne. Ich freue mich über neue Bücher, die mich unterhalten, und ich freue mich über neue Autoren, die den Mut finden, ihre Bücher zu veröffentlichen. Jeder Autor, der mit Leidenschaft schreibt, sollte gelesen werden und seine Leser finden. Und jeder Mensch, der das Bedürfnis hat, ein Buch zu schreiben, sollte dies unbedingt tun. Mich erfüllt der Gedanke, dass meine Romane nicht nur unterhalten, sondern Leser berühren, mit großer Freude und großem Glück. Wieso sollte ich dies anderen Menschen nicht gönnen?

Bereits Rainer Maria Rilke sagte: "Fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: Muss ich schreiben?" Ja, das muss ich – und hoffentlich auch viele andere Menschen. Daher, liebe "Konkurrenten", setzt euch an den Schreibtisch und haut in die Tasten, wenn es euch glücklich macht. Denn darauf kommt es an.

P.S. Mir ist durchaus bewusst, wie schmalzig meine Worte klingen. Aber ich bin schließlich nicht umsonst als Schnulzenautorin bekannt.

B_000006Über die Autorin: Poppy J. Anderson (Homepage, Wikipedia, Amazon) ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die seit Ende 2012 als Selfpublisherin Romane veröffentlicht, welche mittlerweile auch über Rowohlt verlegt werden. Die meisten ihrer Bücher schafften es auf Platz 1 der Bestsellerliste und haben sich insgesamt über eine Million Mal verkauft. Alle Kolumnen von Poppy J. Anderson auf lesen.net.

<Bildnachweis: Autorin von Shutterstock>

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