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Wie sich Buchmenschen trotz Gegenwind für Flüchtlinge einsetzen

Die Flüchtlingsdebatte hält Deutschland dieser Tage in Atem. Weil das Thema ungemein polarisiert, verzichten viele Medienschaffende bewusst auf klare Aussagen, um Teile ihrer Zielgruppe nicht vor den Kopf zu stoßen. Andere äußern sich dafür umso deutlicher – und helfen.

Auf Nachrichtenseiten, in sozialen Netzwerken und immer häufiger auch auf der Straße ist die Diskussion über unseren Umgang mit Flüchtlingen allgegenwärtig. Fremdenfeindliche Tiraden in sozialen Netzwerken und Ausschreitungen unter anderem in Freital und Heidenau, mit der schieren Anzahl Hilfe suchender Menschen überforderte Kommunen, aber auch eine Welle von Solidaritätsbekundungen und praktischen Hilfeleistungen – die Meinungen und daraus folgenden Handlungen gehen extrem weit auseinander.

Viel Zuspruch für "besorgte Bürger" im Netz

Diskussionen über Zuwanderer werden hoch emotional geführt, und in sozialen Netzwerken können sich "besorgte Bürger" für ihre Positionen einigem Zuspruch (und Likes) sicher sein. Jeder dieser Menschen ist natürlich auch ein Konsument, viele kaufen und lesen Bücher, sind vielleicht sogar Fan von bestimmten Autoren. Und wer stößt Fans schon gerne mit klaren Ansagen vor den Kopf?

Viele Youtube-Stars offenbar nur sehr ungern. So bat Christian Gürnth, Chefredakteur des vor allem bei jungen Menschen sehr beliebten Online-Magazin Gameswelt, bekannte Youtuber um eine Kooperation in Sachen Flüchtlingshilfe. Die Resonanz war ernüchternd.

Handfeste Interessenkonflikte

Auch im Buchbereich gibt es handfeste Interessenkonflikte. Beispielsweise spendete der Heyne-Verlag gerade 500 Euro für die unter anderem von Edel-eBooks-Verlagsleiterin Karla Paul initiierte Aktion Blogger für Flüchtlinge. Heyne gehört zu Bertelsmann, ebenso wie die DVA, die unter anderem mit Thilo Sarrazin beste Geschäfte machen.

Im Verlagstext (!) von Der neue Tugendterror: Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland heißt es: "Wer Dinge ausspricht, die nicht ins gerade vorherrschende Weltbild passen, der wird gerne als Provokateur oder Nestbeschmutzer ausgegrenzt." Besorgten Bürgern wird das gefallen, weniger die Unterstützung von Hilfsaktionen für Flüchtlingen mit ihrem Bücher-Geld.

Klare Kante gegen Intoleranz

ruthe sidebarTrotz dieses offensichtlichen Interessenkonfliktes zeigen einige Verlage und Autoren in sozialen Netzwerken klare Kante. Heraus sticht Cartoonist Ralph Ruthe, der sich seit jeher politisch sehr klar positioniert und dabei auch ideologiebedingte Abgänge bei seinen mehr als 850.000 Facebook-Fans in Kauf nimmt, wie die Kommentare zu diesem Beitrag zeigen.

Das ist vor allem darum bemerkenswert, weil Ruthe mit seinen gewöhnlich unpolitischen Comic-Strips eine sehr breite gesellschaftliche Gruppe begeistert. Anders als ohnehin links schreibende oder zeichnende Publizisten, die mit deutlichen Statements gegen Fremdenhass Eulen nach Athen tragen, hat der Zeichner hier also tatsächlich etwas zu verlieren.

Gleiches gilt für Thriller-Autor Sebastian Fitzek, der sich nicht nur gegen DRM engagiert, sondern auch für Flüchtlinge. Auf seiner mehr als 100.000 Fans zählenden Facebook-Seite teilte er die Aktion "Blogger für Flüchtlinge" und am heutigen Donnerstag ein viel beachtetes Youtube-Video der Entertainer Joko und Klaas, in dem sie gegenüber Fremdenfeinden kein Blatt vor den Mund nehmen. Auch unter diesen beiden Beiträgen gibt es bereits zahlreiche kritische Kommentare von Fitzek-Fans, die sich sorgen.

Viele weitere bekannte Autoren halten die Füße still. Das wollen wir ihnen an dieser Stelle auch nicht zum Vorwurf machen, aber umso mehr positive Beispiele von allen hervorheben, die klare Kante gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit zeigen und damit ganz reale Umsatz-Einbußen in Kauf nehmen.

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