0,00 Euro: Amazon verärgert Kunden mit Kindle Unlimited Werbung
Bei der Bewerbung seiner eigenen Produkte ist Amazon traditionell wenig zimperlich – und vergisst auch schon einmal sein Motto "customer first". Aktuell in der Kritik steht die Promotion der eBook Flatrate Kindle Unlimited, durch die man den eigentlichen Preis eines eBooks bisweilen mit der Lupe suchen muss.
Obwohl es zum Start von Kindle Unlimited im Herbst 2014 bereits einige etablierte Anbieter gab (Scribd, Oyster, Skoobe), schwang sich die eBook Flatrate innerhalb kurzer Zeit zum weltweiten Marktführer auf. Ein wesentlicher Grund (neben dem großen Sortiment) ist die Werbe-Power, die Amazon über seine eigene Plattform entfalten kann. Neben großformatigen Bannern und Info-Einblendungen an verschiedenen Stellen weist Amazon auch auf regulären Produktseiten sehr prominent auf sein Flatrate-Angebot hin.
Wie schmal der Grad dabei ist zwischen "nutzwertiger Information" und "nerviger, irreführender Werbung", belegt gerade wieder ein Artikel im Fachblog "The eBook Reader". Der Autor beschwert sich vehement über die "trügerische" Art und Weise, mit der Amazon auf Kindle-Book-Suchergebnisseiten und -Produktseiten darauf hinweist, dass die jeweiligen Titel Teil des Kindle-Unlimited-Abo sind.
Lieber Geld bezahlen oder "kostenlos lesen"?
Den Artikel illustriert ein besonders krasses Beispiel (oben). Das Kindle Book erscheint auf den ersten Blick zweifelsohne kostenlos, was bei Amazon ja nicht untypisch ist. Nur im Kleingedruckten wird auf den tatsächlichen Preis hingewiesen, immerhin 8,95 US-Dollar. Diese Anzeige haben wir nicht reproduzieren können, vermutlich handelt es sich um einen Test oder um eine ältere Darstellung. Auch die gängige Produktseite bietet aber viel Grund zur Kritik.
So wird in den Suchergebnissen der Preis eines Kindle-Unlimited-Titel grundsätzlich zuerst mit 0,00 US-Dollar angegeben, erst darunter folgt der tatsächliche Kaufpreis. Und auf den Artikelseiten haben Nutzer die scheinbare Wahl zwischen "für xy kaufen" und "Gratis lesen".
Werbewirkung contra Kundenzufriedenheit
"The eBook Reader" bemängelt, die doppelte Preisanzeige sei irreführend. Ebenso wie die Angabe des Verkaufspreises "0,00 Euro", denn abgesehen vom Monatsbeitrag erwirbt man über das Kindle-Unlimited-Abo auch nicht den Titel, sondern leiht ihn sich nur. In der Kommentarspalte zum Artikel erntet der Autor viel Zustimmung von weiteren genervten Kindle-Lesern.
Das alles wird Amazon bewusst sein. Werbung funktioniert nur, wenn sie auch wahrgenommen wird, und nichts sticht mehr ins Auge als ein großes rotes "EUR 0,00". Hier passiert das allerdings offensichtlich auf Kosten der Kundenzufriedenheit, was Amazon eigentlich nicht kalt lassen sollte.
Kommentare
Amazon Redesign: Kindle App raus, “gratis lesen” drin » lesen.net 15. Dezember 2015 um 16:07
[…] kostenlos sind. In den USA brachte dem Online-Händler diese Art der Gestaltung bereits einige Kritik ein, auch von Autorenseite. Solange sich der Aufschrei in Grenzen hält, wird für Amazon aber hier ganz klar der […]