"Gebrauchte" E-Books verkaufen auf holländischer Seite
Infolge eines Mut machenden Gerichtsurteils auf EU-Ebene gibt es jetzt einen neuen Versuch, einen Marktplatz für "gebrauchte" E-Books zu etablieren. Auf der niederländischen Plattform sind bereits einige Dutzend Titel gelistet, hinter der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells steht aber weiterhin ein großes Fragezeichen.
Der am gestrigen Donnerstag gestartete Online-Marktplatz tomkabinet.nl erlaubt den Verkauf von epub-Dateien, die nicht mit hartem DRM geschützt sind (entdeckt von ereaders.nl). In den FAQ heißt es, damit würden rund 3/4 aller kommerziellen E-Books hochgeladen werden können. Wir kennen die DRM-Situation in den Niederlanden nicht, hierzulande ist weiches DRM (oder der komplette Verzicht darauf) gerade bei größeren Verlagen noch eine Rarität. Durch die Formatbeschränkung sind weiters Kindle Books vom Verkauf ausgeschlossen.
Verkäufer können ihre E-Books frei bepreisen, tomkabinet.nl verlangt eine Gebühr von ambitionierten 1,13 Euro plus 0,37 Euro pro Verkauf. Private Anbieter, die ihre gebrauchten E-Books verkaufen wollen, sind also schon einmal mit 1,50 Euro Verkaufsprovision dabei – für auch "neu" günstige E-Books gibt es da kaum Spielraum. Attraktiver ist das Angebot für Verlage und Autoren, die nur einmalig 1,13 Euro für die Einstellung und dann 0,37 Euro für jeden Verkauf zu zahlen haben (/hätten).
Wer ein "gebrauchtes" E-Books verkauft hat, verpflichtet sich gemäß AGB dazu, sämtliche Kopien zu löschen. Der Anbieter setzt dabei ganz auf das Vertrauensprinzip. Verkaufte E-Books werden mit Wasserzeichen versehen und lassen sich dem Käufer zuordnen, sollten sie auf illegalen Plattformen auftauchen
Legalität fraglich, Verlage mahnen Verkäufer ab
Bei der Frage, ob der Handel mit gebrauchten E-Books legal ist, verweist die Website auf die Rechtssprechung auf EU-Ebene. Damit meint sie sich wohl auf das vieldiskutierte EuGH-Urteil zum Streit von Oracle und UsedSoft, das sich im Kern allerdings auf den Handel mit nicht benötigten Lizenzschlüsseln bezieht.
Zum Weiterverkauf von "gebrauchten" Medien-Dateien gibt es nach wie vor keine einheitliche Rechtssprechung. Zuletzt musste der MP3-Marktplatz Redigi vor einem US-Gericht eine Schlappe hinnehmen. Wohl auch deswegen ist die E-Book-Sektion von Redigi seit Jahren mit einem "Coming Soon" versehen. Mit dem Verkauf gedruckter Bücher lässt sich hingegen gutes Geld verdienen, und zwar auf erwiesenermaßen legalem Wege.
Gemäß AGB erwirbt man in E-Book-Stores in der Regel nur ein klar umfasstes Nutzungsrecht an den Inhalten, das einen Weiterverkauf ausschließt. Bei einem solchen gingen Händler, Verlage und Autoren leer aus, entsprechend wird die Buchindustrie Angebote wie tomkabinet nicht (im Wortsinne) klaglos hinnehmen – zumindest sobald sie eine gewisse Relevanz erreichen. Random House (Bertelsmann) hat in der Vergangenheit auch schon Abmahnungen an Verkäufer "gebrauchter" E-Books auf Auktionsplattformen schicken lassen. Vor einer klaren richterlichen Klärung ist man als E-Book-Käufer gut beraten, solche Plattformen erst einmal aus sicherer Entfernung zu beobachten.
Kommentare
Verkauf gebrauchter E-Books legal, sagt holländisches Gericht » lesen.net 25. Juli 2014 um 16:50
[…] einem guten Monat ging Tom Kabinet ans Netz. Die niederländische Website versteht sich als Marktplatz für den Verkauf gebrauchter E-Books zwischen Privatpersonen. Für […]
Verkauf “gebrauchter” E-Books bleibt verboten » lesen.net 3. November 2014 um 18:06
[…] da der Leserblick in die Niederlande, wo eine Gebrauchte-E-Books-Verkaufen-Plattform gerade gerichtlich abgenickt wurde und DRM quasi ein Fremdwort […]
Niederlande: Verkauf gebrauchter eBooks bleibt legal, Tom Kabinet muss nachbessern » lesen.net 22. Januar 2015 um 17:57
[…] Juni 2014 ging Tom Kabinet ans Netz, wogegen der niederländische Verlegerverband sofort vor Gericht zog. Dort gab es in […]
Die 10 häufigsten Gründe, ein Print-Buch einem eBook vorzuziehen [Infografik] » lesen.net 22. September 2015 um 17:06
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