12,5 kostenlose E-Books, die auf keinem eBook Reader fehlen sollten
Die Suche nach guten kostenlosen E-Books gleicht oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Es gibt mit dem Project Gutenberg, archive.org, mobileread.com und Amazon zwar viele gute Anlaufstellen. Allerdings ist das Angebot oft unübersichtlich und es ist vieles dabei, was sich nicht zu lesen lohnt. Nachfolgend präsentieren wir darum 12 handverlesene Empfehlungen von E-Books, die auf keinem eBook Reader fehlen sollten. Außerdem ein halbes E-Book, das auch einen Blick lohnt.
Die hier empfohlenen E-Books sind größtenteils kostenlos, weil sie gemeinfrei sind. Meistens, weil das Urheberrecht abgelaufen ist – bei Büchern ist das in der Regel 70 Jahre nach dem Tod des Autors der Fall. Manche Autoren stellen ihre Werke aber auch von Anfang an kostenlos zur Verfügung, sei es aus Kritik am bestehenden Urheberrecht oder weil sie sich davon eine höhere Verbreitung erhoffen. Oft ist allerdings die Frage, ab wann ein Werk gemeinfrei ist, nicht ohne weiteres zu beantworten.
Manche der gemeinfreien Titel sind auch in anderen Ausgaben verfügbar, in vielen Fällen gibt es eine Kindle-Edition für 99 Cent. Die Investition kann sich lohnen. In der Regel handelt es sich dabei um besser durchgesehene Ausgaben mit aktualisierter Rechtschreibung oder um neuere Übersetzungen, teilweise wurde allerdings auch einfach nur das Cover ausgetauscht.
Es gibt noch wesentlich mehr Quellen für kostenlose E-Books als die anfangs genannten. Eine Übersicht über die wichtigsten Seiten haben wir hier zusammengestellt.
Lesenswerte kostenlose E-Books: Von Franz Kafka bis Stephenie Meyer
Die Kunst, Recht zu behalten (zur Kindle Edition)
von Arthur Schopenhauer, 98 Seiten
Schopenhauer zu lesen ist nicht ganz einfach – wenn man es versucht, dann am besten mit diesen Buch. Schopenhauer beschreibt darin 38 "rethorische Kunstgriffe", wie man in jeder Diskussion Recht behält. Er selbst nennt das "Eristische Dialektik". Man könnte es auch als dreckige Tricks bezeichnen – Provokationen gehören genauso zum Repertoire wie unfaire Wortverdrehungen. Selbstverständlich steckt, wie es bei Philosophen üblich ist, eine Menge mehr dahinter. Das tut der Unterhaltsamkeit des Buches aber keinen Abbruch, vorausgesetzt, man findet sich in die gewöhnungsbedürftige Sprache Schopenhauers ein.
Die Schachnovelle (zur Kindle-Edition)
von Stefan Zweig, 52 Seiten
Einige kennen Zweigs Schachnovelle" noch aus der Schule. Lesen sollte sie aber jeder. Die Novelle wird zu Recht als eines der großen Meisterwerke der deutschen Literatur bezeichnet. Das Buch behandelt vordergründig das Mysterium um einen Schachspieler, der das Spiel fast perfekt beherrscht, sich aber weigert, es zu spielen. Nach und nach entfaltet sich daraus ein dunkles Psychodrama, das in Rückblenden von einer eigenartigen Schizophrenie und Gefangennahme durch die Nazis erzählt. Spannend geschrieben und perfekt komponiert.
Haschisch (zur Kindle-Edition)
von Oscar A.H. Schmitz, 136 Seiten
Für seine Zeit steht "Haschisch" von A.H. Schmitz ziemlich alleine da. Die Rahmenhandlung spielt in einem Herrenclub, in dem Haschisch geraucht wird. Der Erzähler wird überraschend in diesen Club eingeladen und bekommt dort merkwürdige Geschichten rund um die Droge erzählt. Er gibt die Geschichten wieder, die ihm dort erzählt werden, so dass das Buch aus mehreren Kurzgeschichten besteht, deren Verbindung der Rausch ist – und natürlich diverse Liebesabenteuer. Schmitz taucht in dem Kurzgeschichtenband tief in das Leben der Bohème um die letzte Jahrhundertwende ein. Die Geschichten sind in blumiger Sprache und leicht nebulös erzählt, allesamt phantastisch geprägt, so dass Schmitz hier einer der ersten Vorstöße in das Genre der deutschsprachigen Phantastik gelingt.
Die griechische Tänzerin und andere Novellen
von Arthur Schnitzler, 89 Seiten
Schnitzler unternimmt – als einer der Vertreter der Wiener Moderne zu der auch Sigmund Freud gehörte – Ausflüge in die psychologischen Abgründe seiner Figuren. Er bemühte sich, sowohl in seinen Dramen wie auch in seinen Novellen und Kurzgeschichten die Welt seiner Zeit aus der Psyche der Menschen heraus zu erklären und zu beschreiben. Was dabei herauskommt sind teils bitterböse Geschichten von Menschen, deren Verhalten von Egoismus und Lust geprägt geprägt ist. Nach wie vor sind Schnitzlers Geschichten in spannender Blick hinter die Fassade der Gesellschaft.
Blumfeld, ein älterer Junggeselle (zur Kindle Edition)
von Franz Kafka
"Die Verwandlung?" "Der Prozess"? Daran kommt wohl kaum jemand vorbei. Kafkas Erzählung "Blumfeld, ein älterer Junggeselle" ist jedenfalls viel unbekannter. Zu Unrecht. Die Erzählung wurde posthum veröffentlicht und zählt zu dem besten, was Kafka produziert hat: Der Junggeselle Blumfeld lebt sein unaufgeregtes Lebens, als eines Tages zwei Bälle beginnen, ihn zu verfolgen. Nach und nach stellt er fest, dass die Bälle alle seine Bewegungen kopieren. Die Geschichte erzählt davon, wie die beiden Bälle Blumfelds Leben durcheinanderbringen. Und von seinen verzweifelten Versuchen, sie wieder loszuwerden. Wirklich eine Meistererzählung.
Die Weltallschiffer
von Robert Kraft
"Die Weltallschiffer" ist der vierte Band der Romanreihe "Aus dem Reiche der Phantasie" für Jugendliche. Die Reihe erschien im Jahr 1901 und ist auf jeden Fall einen Blick wert. Kraft war zeitlebens dem Trivialroman verpflichtet und zeichnete sich besonders durch seine Arbeit in der Phantastik und frühen Science-Fiction aus. "Die Weltallschiffer" hält, was es verspricht: Richard, die junge Hauptfigur der Reihe, wird zum Schiffsjungen auf einem Raumschiff, mit dem es zum Mond und schlussendlich quer durchs Weltall geht. Eine charmante Erzählung, und eine absolute Entdeckung. Auch andere Bände der Reihe mit den schön gestalteten Jugendstilcovern sind kostenlos verfügbar.
Winnetou I -III (zur Kindle-Edition)
von Karl May, ca. 1500 Seiten
Auch wenn Karl Mays Darstellung des Indianers als "edlem Wilden" nicht ganz unumstritten ist – als Abenteuerromane sind die Wild-West-Geschichten um die Freunde Old Shatterhand und Winnetou unerreicht. Wer ein Wiedersehen mit Mays Version des Wilden Westens, Sam Hawkins, Nscho-Tschi und nicht zuletzt mit den beiden Hauptfiguren feiern will, der sollte sich die Mays Reiseerzählungen besorgen. Die Bände sind sowohl als Sammelband wie auch einzeln erhältlich.
Das Bildnis des Dorian Gray (zur Kindle-Edition)
von Oscar Wilde, ca. 298 Seiten
Wildes berühmter (und einziger) Roman ist ein gemeiner Seitenhieb auf die dekadente Oberschicht im viktorianischen England. Dorian Gray, die Hauptfigur, besitzt ein magisches Portrait, dass an seiner Stelle altert und verfällt. Während Gray exzessiv lebt und sogar einen Mord begeht bleibt er jung und schön und ist ein gern gesehener Gast in reichen Londoner Zirkeln. Das Portrait, von dem er fasziniert ist, fungiert dabei als Spiegel seiner Seele. Wildes Buch lässt sich auf viele Arten lesen – es steckt nicht nur voller bitterböser Gesellschaftskritik eines Autors in Hochform. Es macht auch zahlreiche Anspielungen auf die Kunst der damaligen Zeit und übt generell Kritik an der Oberflächlichkeit der Oberschicht.
Der letzte Mohikaner
von James Fenimore Cooper, ca. 415 Seiten
Wie auch die anderen "Lederstrumpf"-Romane Coopers ist "Der letzte Mohikaner" nur vordergründig eine spannende Abenteuergeschichte um die Rettung zweier durch einen Indianerstamm entführte Mädchen. Der Roman spielt vor dem Hintergrund der französisch-britischen Kriege um die koloniale Vorherrschaft in dem USA zwischen 1756 und 1763. Hauptsächlich thematisiert Cooper – wie auch in den anderen "Lederstrumpf"-Romanen um den Trapper Natty Bumppo – das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner während des Konfliktes. Das Buch ist sowohl wegen der spannenden Geschichte wie auch wegen der Schilderung dieser Phase der US-amerikanischen Geschichte nach wie vor lesenswert.
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
von Robert Musil, ca. 200 Seiten
"Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" ist Robert Musils erster Roman. Er beschreibt darin die Pubertät von vier Schülern in einem Internat im damaligen Österreich-Ungarn. Hauptfigur ist der sensible Törleß, der versucht, sich in der Welt und in seinem sich verändernden Körper zurechtzufinden. Musils Roman ist eine psychologische Studie der Pubertät – gleichzeitig aber auch eine Versuchsanordnung: Die einzelnen Schüler können als bestimmte Typen (Künstler, Militär, Machtmensch..) gelesen werden, das Internat als Mikrokosmos, in der Musil die ihn umgebene Welt beispielhaft versucht darzustellen. Durch diese Typisierungen und Musils treffende Darstellung der Pubertät ist das Buch auch heute noch aktuell – auch wenn es sprachlich etwas angestaubt wirkt.
Der ewige Spießer
von Ödön von Horváth, ca. 104 Seiten
Von Horváths Episodenroman "Der ewige Spießer" steckt voller beißendem Sarkasmus. In drei locker miteinander verwobenen Geschichten dringt das Buch in die kleinbürgerliche Mittelschicht der Weltwirtschaftskrise ein. Horváth lässt kein gutes Haar an seinen Figuren: Sie sind sämtlich vorurteilsbehaftet, nur auf ihren eigenen Gewinn aus und versuchen ihre Unverständnis der Welt mit Allgemeinplätzen zu übertünchen. Der Autor versucht in klarer Sprache ein exemplarisches Portrait einer Gesellschaftsschicht. Seine kleinbürgerlichen Figuren und ihre Motivationen allerdings sind absolut zeitlos.
Little Brother
von Cory Doctorow, 387 Seiten
Der Autor und Internetguru Cory Doctorow stellt E-Book-Versionen seiner Bücher generell gemeinfrei zum Download zur Verfügung. "Little Brother" gibt es auch in einer deutschen Übersetzung kostenlos. Der Roman setzt sich mit der Problematik des modernen Überwachungsstaates auseinander. Hauptfigur ist ein junger Freizeithacker namens Marcus Yallow beziehungsweise w1n5t0n, der nach einem Terroranschlag in San Francisco ins Visier der Homeland Security gerät. Nachdem er vernommen wurde und wieder frei ist, stellt er fest, dass die Behörde ihn überwacht. W1n5t0n will das nicht auf sich sitzen lassen – und legt sich mit der Behörde an. "Little Brother" ist 2008 erschienen, ist aber immer noch eine empfehlenswerte Auseinandersetzung mit der Frage, wie staatliche Überwachung im Namen der Sicherheit zu rechtfertigen ist.
Edward: Auf den ersten Blick (pdf beim Carlsen Verlag)
von Stephenie Meyer, ca. 68 Seiten
Wenn es um Stephenie Meyers "Twilight"-Saga geht, gibt es nur Liebe oder Hass, und nichts dazwischen. Auch, wenn der Hype in letzter Zeit etwas abgeklungen ist, ist die Diskussion um die Frage, ob Meyer den Vampirmythos erweitert oder beerdigt hat noch nicht abgeschlossen. "Edward: Auf den ersten Blick" ist ein Nebenprojekt der Autorin – es war eigentlich nur als Charakterstudie gedacht und sollte den ersten Roman noch einmal aus der Perspektive des Vampirs Edward erzählen. Die ersten Kapitel wurden dann aber ohne Zustimmung der Autorin im Internet veröffentlicht, und Meyer entschied sich, das Projekt fallen zu lassen. Das verlinkte E-Book enthält nur das erste Kapitel des Buches. Auf Meyers Homepage können aber alle bis jetzt entstandenen 12 Kapitel auf englisch kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Eine autorisierte Übersetzung des gesamten Buches gibt es noch nicht.
<Bildnachweis: Alt von Shutterstock>
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Roboter, Polaris Slingshot und Billie Jean auf Bierflaschen – die Links der Woche vom 1.8. bis 7.8. | Männer unter sich 8. August 2014 um 09:01
[…] was zu Lesen braucht und gerade etwas knapp auf der Naht ist: Bei lesen.net empfehlen sie zwölfkommafünf Gratis-E-Books, die es in sich haben, u. a. olle Karl May und James F. […]