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„Ach, wie gut, dass niemand weiß, …“: Von Autoren und Pseudonymen

Ein Pseudonym zu benutzen, ist in der Autorenwelt schon lange gang und gäbe. Gerade im Bereich Self-Publishing gibt es viele Schreiber, die ihre Titel nicht unter ihrem bürgerlichen Namen veröffentlichen. Doch auch viele etablierte Autoren der großen Publikumsverlage nutzen ein oder gar mehrere Pseudonyme. Prominente wie wenig bekannte Pseudonyme Pseudonyme stellen wir im Folgenden vor und beleuchten ihre Hintergründe.

Das Benutzen eines Pseudonyms ist fast genauso alt wie das literarische Schreiben an sich. Viele berühmte Klassiker-Autoren, zum Beispiel Oscar Wilde, Ray Bradbury oder die Brontë-Schwestern, veröffentlichten sowohl unter ihrem bürgerlichen Namen als auch unter einem Pseudonym. Ebenso gibt es Schriftsteller, bei denen vor allem das Pseudonym, nicht aber der reale Name weit bekannt ist. So ist etwa Mark Twain das Pseudonym von Samuel Langhorne Clemens, John le Carrés bürgerlicher Name lautet David John Moore Cornwall und Horst Eckert veröffentlichte unter dem Künstlernamen Janosch zahlreiche Kinderbücher und Illustrationen.

Autoren sich ein Pseudonym zulegen

Anonymer Autor bei der Arbeit (Symbolfoto)

Anonymer Autor bei der Arbeit (Symbolfoto)

Es gibt einige Gründe, warum Autoren sich für ein Pseudonym entscheiden. Eines der wichtigsten Motive für ein Pseudonym ist das Autorenimage und die damit verbundenen Erwartungen der Leser. Viele Bestsellerautoren schreiben nur innerhalb eines Genres, wodurch die Erwartungen der Leser an einen neuen Roman unter diesem Namen bereits in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Um erfolgreich in anderen Genres zu veröffentlichen, nutzen daher viele Autoren Pseudonyme, um zu verhindern, dass sie ihre Leser schon durch eine Veröffentlichung in einem für sie vielleicht unbeliebten Genre enttäuschen.

Ein weiterer typischer Grund für ein Pseudonym ist die Geschlechterdominanz in einigen Genres wie Fantasy-, Thriller- oder Liebes-Romanen. Um den Marktwert der Veröffentlichung zu steigern, entscheiden sich besonders Frauen häufig für ein männliches Pseudonym, um im Bereich Thriller oder Fantasy anerkannt zu werden.

Pseudonyme sorgen häufig auch für eine bessere Lesbarkeit, insbesondere international, wenn der bürgerliche Name sehr lang oder schwierig zu buchstabieren ist oder Sonderzeichen enthält. Auch der Schutz der Privatsphäre ist ein Grund, warum Autoren oft zu einem Pseudonym greifen, vor allem dann, wenn in den Werken vertrauliche Informationen wie etwa Firmeninterna beschrieben werden.

Sieben Autoren und ihre Pseudonymen

Stephen King/Richard Bachmann

Cover Der Anschlag-Stephen KingStephen King ist einer der bekanntesten Horror-Roman-Autoren der Gegenwart. Zudem veröffentlicht er auch Romane in den Bereichen Spannung, Fantasy und Science Fiction. Insgesamt wurden 50 Romane von Stephen King veröffentlicht – nicht alle jedoch unter seinem bürgerlichen Namen. King schrieb sieben Romane – zuletzt Qual – unter dem Pseudonym Richard Bachmann und ist mit diesen ebenso kommerziell erfolgreich wie unter seinem realen Namen. Ursprünglich entschied sich King für das Pseudonym, weil er den Buchmarkt nicht mit „Stephen King“- Büchern überschwemmen wollte. Gleichzeitig wollte er damit prüfen, ob die Leser seine Bücher nur wegen des Autorennamens oder wegen der Qualität der Werke kaufen.

Kerstin Gier/Sophie Bérard/Jule Brand

Kerstin Gier ist vor allem für ihre Edelstein– und Silber-Trilogien sowie zahlreiche humorvolle Frauenromane bekannt, zum Beispiel die Mütter-Mafia-Reihe. Unter dem Pseudonym Jule Brand erschienen Romane für Mädchen und junge Frauen, als Sophie Bérard veröffentlichte die Autorin in Frankreich spielende Liebesromane. In einem Interview sagte Gier, dass sie die Pseudonyme hauptsächlich gewählt hat, weil sie nicht mehrere Bücher pro Jahr unter dem gleichen Namen veröffentlichen wollte, um „Leser nicht zu überfordern“.

J.K.Rowling/Robert Galbraith

Cover Der Ruf des KuckucksIm vergangenen Jahr sorgte die Harry-Potter-Autorin J.K.Rowling für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass der angebliche Debütroman von Robert Galbraith, Der Ruf des Kuckucks, tatsächlich aus ihrer Feder stammt. Dass Rowling sich für die Veröffentlichung des Krimi-Romans, dessen zweiter Teil The Silkworm (dt. : Der Seidenspinner) im Juni diesen Jahres auf Englisch erschien, entschieden hat, ist wenig verwunderlich. Einerseits, weil das Krimi-Genre nach wie vor von männlichen Autoren dominiert wird, andererseits, weil viele Leser beim Namen J.K.Rowling automatisch den Vergleich zu ihrem Bestseller-Erfolg der Harry-Potter-Reihe ziehen. Rowling selbst sagte in einem Interview mit der britischen Zeitung The Telegraph, dass das Schreiben unter einem Pseudonym für sie eine befreiende Erfahrung ohne Erfolgsdruck gewesen sei.

Eleanor Marie Robertson/Nora Roberts/J.D. Robb

Nora Roberts ist vor allem für die Veröffentlichung von zahlreichen romantischen Liebesromanen bekannt. Viele ihrer Romane erscheinen in Serien oder Trilogien, zum Beispiel der Jahreszeitenzyklus oder die O’Dwyer Trilogie, deren Auftaktband Spuren der Hoffnung im April diesen Jahres erschien. Nora Roberts ist eine verkürzte Version des bürgerlichen Namens der Autorin Eleanor Marie Robertson. Unter dem Pseudonym J.D. Robb veröffentlicht sie zudem hauptsächlich romantische Spannungsromane in der derzeit 36 Bände umfassenden In-Death-Reihe.

Iny Klocke und Elmar Wohlrath/Iny Lorentz

Cover Die WanderhureIny Lorentz zählt im Kreis der deutschen Autoren von historischen Romanen zu den bekanntesten Namen. Dabei ist Iny Lorentz ein Pseudonym des Autoren-Ehepaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Zu den erfolgreichsten Veröffentlichungen als Iny Lorentz gehört vor allem die Wanderhuren-Reihe, die mit Alexandra Neldel in der Hauptrolle verfilmt wurde. Das Ehepaar nutzt auch noch weitere Pseudonyme, zum Beispiel Mara Volkers, Eric Maron, Nicola Marni, Sandra Melli und Diana Wohlrath, unter denen neben historischen Romanen auch Fantasy und Thriller erschienen sind.

Ingrid Krane-Müschen/Rebecca Gablé

Rebecca Gablé veröffentlichte mit der Warringham-Reihe eine der erfolgreichsten Serien von historischen Romanen und ist auch mit ihren weiteren Veröffentlichungen überaus erfolgreich. Zudem veröffentlichte die Autorin auch mehrere Krimis unter dem gleichen Pseudonym. Der Name Rebecca Gablé ist der Künstlername der deutschen Autorin Ingrid Krane-Müschen.

Jörg Bong?/Jean-Luc Bannalec

Cover Bretonische VerhältnisseSeit dem Erscheinen des ersten Bretagne-Krimis Bretonische Verhältnisse von Jean-Luc Bannalec im Jahr 2012 wurde über die wahre Identität des Autors spekuliert. In einem Artikel in der Zeitung Die Welt vermutet der Literaturkritiker Richard Kämmerlings, dass hinter Jean-Luc Bannalec der Programmgeschäftsführer des S. Fischer Verlags steckt, Jörg Bong. Eine offizielle Bestätigung gibt auch nach dem Erscheinen des dritten Bandes, Bretonisches Gold, im Mai diesen Jahres nicht – aber ebenso wenig gibt es ein offizielles Dementi.

Unter Pseudonym verfasste Romane ganz vorn den aktuellen Amazon Bestsellerlisten

Die genannten Beispiele zeigen, dass die Nutzung eines Pseudonyms für viele Autoren fast selbstverständlich ist. Ein Blick in die aktuelle Amazon Top100-Bestsellerliste zeigt ebenfalls, dass viele Autoren, gerade auch Self-Publisher, sich eines Pseudonyms bedienen. So ist mit Berechnung von M.C. Poets seit Wochen ein unter Pseudonym verfasster Thriller ganz oben in den E-Book-Charts (wobei Maria Poets bei der Wahl ihres Pseudonyms keinen weiten Weg ging). Auch Poppy J. Anderson, die mit Hände weg vom Quarterback die Amazon Bestsellerliste derzeit anführt, ist ein Pseudonym. Für die Leser scheint es im Endeffekt keinen großen Unterschied zu machen, ob ein Buch unter Pseudonym veröffentlicht wird oder nicht – zumindest nicht bewusst.

<Bildnachweis: Autor, Alias von Shutterstock>

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Kommentare


Pseudonyme: Die große Freiheit [Kolumne] » lesen.net 30. Januar 2015 um 14:48

[…] nur zahlreiche Bestseller-Autoren schreiben unter falschem Namen, auch bei verlagsunabhängigen Autoren erfreuen sich Pseudonyme […]

Antworten

Warum AutorInnen Pseudonyme nutzen | corneliahaertl 13. November 2016 um 09:47

[…] über Pseudonyme gibts in Artikel „Ach wie gut …“ zu lesen. Viel Spaß damit und – hoffentlich – bei meinem Krimi aus der […]

Antworten

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