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Amazon.com dreht Gratis-E-Book-Seiten den Geldhahn zu [Update: Auch .de]

Amazon.com hat die Bedingungen für sein Partnerprogramm modifiziert – und damit das Geschäftsmodell von etlichen Websites im Kindle-Dunstkreis kaputtgemacht. Ab dem 01. März werden keine Werbekostenerstattungen mehr an Partner ausgezahlt, die Amazon.com hauptsächlich Downloader von gratis Kindle Books vermitteln.

[Ursprünglicher Artikel vom 22.02.2013, Updates unten]  Am heutigen Vormittag hat Amazon eine ganze Palette von Änderungen seines Partnerprogramms angekündigt. Eine Änderung ist dabei zugeschnitten auf Websites, die sich auf die Empfehlung kostenloser Kindle Books spezialisiert haben. Wer Amazon.com demnach künftig innerhalb eines Monats Kunden vermittelt, deren Kindle-Books-Downloads zu mindestens 80% ohne Geldfluss geschahen, bekommt für diesen Monat keinerlei Werbekostenerstattung ausbezahlt. Betroffen davon sind nur Websites mit mehr als 20.000 Kindle Books Downloads im betreffenden Monat – eine Marke, die die meisten auf Kindle Books spezialisierten Anbieter problemlos überspringen.

Um die Tragweite dieser Änderung zu überblicken, muss man sich das Geschäftsmodell von Websites wie eReaderIQ  oder in Deutschland xtme.de vergegenwärtigen. Diese Sites empfehlen zeitweise oder dauerhaft kostenlose E-Books und versehen die Einzeltitellinks zu amazon.de mit ihren Affiliate Links. Für die eigentlichen Gratis-E-Book-Downloads fließt dann natürlich keine Provision – wird in derselben Session allerdings noch anderes gekauft (was bei Amazon nicht unüblich ist), gibt es für diese Artikel Provisionen.

Den Schaden haben Leser und Autoren

Diesem völlig legitimen und für Leser, Autoren (deren E-Book-Verschenkaktionen darüber viel Reichweite erzielten) und Seitenbetreiber lohnenden Geschäftsmodell schiebt Amazon nun recht abrupt einen Riegel vor. Das Unternehmen begründet den Schritt auf einer eigenen Infoseite damit, „das Partnerprogramm ist dafür konzipiert, die Vermittlung von bezahlten Transaktionen für Amazon zu entlohnen."

Kollege Nate spricht in diesem Zusammenhang von einer Regelungslücke, weil Produkte verprovisioniert werden (/wurden), die nicht direkt beworben wurden. Das lässt sich natürlich nicht bestreiten – trotzdem wird schon echte und „affine" Kundschaft vermittelt, die dann ja auch tatsächlich einkauft.

Legitime, aber ärgerliche Regelungsänderung

Es ist bei weitem nicht das erste mal, dass Amazon sein Partnerprogramm auf Kosten seiner Werbepartner modifiziert. Besonders viele Webmaster waren von der Deckelung von Provisionen auf 10 Euro pro Artikel (zunächst für Elektronik, dann für alle Produkte) betroffen – eine Maßnahme, mit der Amazon bei hochpreisigen Produkten wie Notebooks extrem viel Geld spart. Die komplette Streichung sämtlicher Provisionen für Kindle-Webmaster ist allerdings ein noch drastischerer Schritt.

Die Änderung des Partnerprogramms hat Amazon derzeit nur für die USA angekündigt – wie man das Unternehmen kennt, werden die anderen Dependanzen aber zeitnah nachziehen. Die Programmänderung spart Amazon eine Menge Geld und ist aus wirtschaftlicher Sicht auch nachvollziehbar. Für Leser wie Autoren ist es aber eine schlechte Nachricht, wird das Auffinden beziehungsweise das Bewerben von gratis E-Books doch nun ein bisschen schwieriger.

[Update 23.02.: Sehr lesenswert ist die Diskussion zum Thema in unserem Forum, wo sich auch betroffene Blogger zu Wort melden. ]

[Update 25.03.: Am heutigen Montag hat nun auch amazon.de eine entsprechende Änderung seiner Partnerprogramm-AGB announciert. In den zum 01.04. in Kraft tretenden Bedingungen heißt es:

Sofern wir feststellen, dass Sie in erster Linie für kostenlose Kindle eBooks werben (d. h. eBooks, für den der Kaufpreis für den Kunden 0,00 EUR beträgt) sind Sie unbeschadet der auf dieser Seite beschriebenen Werbekostenerstattungssätze oder anderslautender Bestimmungen in den Teilnahmebedingungen, NICHT BERECHTIGT, WERBEKOSTENERSTATTUNG IN EINEM MONAT ZU VERDIENEN, IN DEM SIE DIE FOLGENDEN BEDINGUNGEN ERFÜLLEN:

(a) Während der Sessions, die Ihren „Partner-Links“ zugeordnet werden, werden 10.000 oder mehr kostenlose Kindle eBooks bestellt und, heruntergeladen; und
(b) während Sessions, die Ihren „Partner-Links“ zugeordnet werden, sind mindestens 80 % aller Kindle eBooks, die bestellt und heruntergeladen werden, kostenlose Kindle eBooks

]

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Kommentare


Juergen 22. Februar 2013 um 18:27

Viel wichtiger wäre mir, dass Amazon und alle anderen E-Book-Shop diese unsäglich schlechten, maschinell gescrapten Gratis-Bücher rauswirft, die Kunden nur an schlechte Qualität, die aber ja nichts kosten darf, gewöhnt.

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Stefan Holzhauer 22. Februar 2013 um 23:24

Ich würde ja gern auch auf ebook.de oder ähnliche verlinken, aber tue das schon aus Angst um meine geistige Gesundheit nicht. Wer schon mal versucht hat, Deeplinks zu deutschen Anbietern zu setzen, der weiß, dass man das nur mit viel Masochismus schafft.

Dass die (Buch-)Branche es nicht schafft, Alternativen anzubieten (und nach meinen Erfahrungen mit Supportmitarbeitern auch gar kein Interesse daran hat), zeigt doch allein schon, dass sie jegliche Bodenhaftung in Sachen Internet nach wie vor vermissen lassen. Und es ihnen scheißegal ist.

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Amazon gegen Kostenlos-Portale und die Zukunft von @eBooksfuerlau | Thomas Diehl Punkt E U 23. Februar 2013 um 10:29

[…] es steht zu erwarten, dass amazon.de und andere Lokalableger nachziehen. Bedeutend ist dabei das Zudrehen des Geldhahns für Portale, die kostenlose Kindle eBooks bewerben. Genau gesagt wird der folgende Passus in die […]

Antworten

Chräcker Heller 23. Februar 2013 um 10:40

Überraschung: Amazon möchte eben doch gerne Bücher verkaufen, und keine Geschenkplattform anbieten, die mit weiteren, darauf verlinkenden Portalen in einen Kostenfrei-Kosmos landet. Das soll keine Wertung gegen solche Portale sein, aber ich kann Amazon verstehen. Ist es doch deren Begehr, tatsächlich letztendlich Geld mit deren Investitionen und Infrastruktur zu verdienen.

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Kostenlose eBooks als Zankapfel: Amazon schießt sich auf Affilate-Partner-Seiten ein | eBook-Fieber 23. Februar 2013 um 18:15

[…] 23 Feb Hallo! Du willst aktuelle News über eBooks, eReader und Tablets – dann abonniere den eBook-Fieber RSS feed.Powered by WP Greet Box WordPress PluginAmazon zieht ab 1. März 2013 die Zügel bei seinem Partnerprogramm an und hat es dabei vor allem auf Affiliate-Partner abgesehen, die kostenlose eBooks aus dem Kindle-eBook-Shop bewerben. Solchen “eBooks-kostenlos”-Seiten, die sich offenbar großer Beliebtheit erfreuen, könnte dann der Geldhahn zugedreht werden. […]

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Sabine Trapp 24. Februar 2013 um 23:21

Ich kann Amazon sehr gut verstehen. Ich bin selbst Autor und habe durch die Statistiken über die Zugriffe auf meine Blog-Seiten erkannt, dass es sehr viele dieser Gratis-Plattformen gibt, ich hab es als unangenehm empfunden und scheinbar ist Amazon meinem "Herzensgefühl" gefolgt. Es gibt Grenzen für uns alle, die wir zu lernen haben. Die Autoren lernen Qualität zu liefern (jeder lernt stetig dazu) und ihre Liebe zum Schreiben sichtbar zu machen, Amazon ist ein wundervoller Partner für den Vertrieb und die Auszahlungen sind fair und ok… und gibt einem die Möglichkeit Rezensionsexemplare für KDP Select zu vergeben und warum sollten sie nicht auch ihre Infrastruktur gut versorgen, um weitere tolle Features für Leser und Autoren zu bringen, sie haben das Recht neue Regeln festzulegen, bisher haben sie in meinen Augen alles sehr gut gelöst. Es gibt immer Mitschwimmer, aber man kann eben auch Stopp sagen. Zuletzt liegt es noch an den Lesern, sich nur jene Gratis-Books zu laden, die sie wirklich brauchen oder wollen und aufrichtige Rezensionen zu hinterlassen. Es sollen alle zufrieden sein, mit sich selbst (im Wissen das Beste gegeben zu haben) und mit dem Dienst der anderen! Diese Gratisplattformen zählten für mich nicht dazu! – ausgenommen sind jene, die sich eingehend mit Büchern befassen, Rezensionsbewertungen fördern und auch bei normalen Käufen unterstützen… das ist völlig ok und ist wenigstens kreativ!

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Samy 25. März 2013 um 15:04

Aha

" £0,00 beträgt"

Ich hab noch keine Bücher für britische Pfund auf Amazon.de gekauft^^

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Johannes 25. März 2013 um 15:25

Danke korrigiert (ist auch in den UK-Bedingungen geändert, hatte es von da kopiert – die .de-Bedinungen sind bis auf EUR/GBP identisch)

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Juergen 26. März 2013 um 08:44

Geschäftsmodell? Vermittlung von Gratis-Angeboten? Gewagt!

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