Amazon.de keilt im Konditionenstreit zurück: "Behauptung nicht wahr"
Der Börsenverein des deutschen Buchhandel hat seinen zahlreichen Verbalattacken gegen Amazon Taten folgen lassen und das Unternehmen wegen der Konditionenstreitigkeiten beim Bundeskartellamt angeschwärzt. Daraufhin erklärt sich Amazon jetzt auch in Deutschland: E-Books seien bei Verlagen der Bonnier-Gruppe im Einkauf derzeit teurer als Printtitel, was jeder Grundlage entbehre. Den Vorwurf bewusster Lieferverzögerungen weist der Online-Händler zurück.
Schon vor einem Monat sprach Börsenverein-Geschäftsführer Skipis im Zusammenhang mit dem Konditionenstreit von Erpressung "auf dem Rücken von Kunden und Autoren" durch Amazon und forderte Politik und Kartellamt zum Handeln auf. Am gestrigen Dienstag teilte der Lobbyverband nun mit, man habe eine formale Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Grund: "Amazon missbraucht seine Marktmacht auf dem deutschen Nachfragemarkt für E-Books".
Mit der Prüfung beauftragte Anwälte hätten dem Börsenverein bestätigt, dass hier ein Missbrauch vorliegt, ließ der Verband verlauten. Kommt das Bundeskartellamt zur gleichen Ansicht, kann es Bußgelder oder "die Abstellung des Wettbewerbsverstoßes" verhängen.
Im Angesicht der Beschwerde und der infolge dessen auflodernden Medienberichterstattung hat sich jetzt auch Amazon Deutschland zur Sache zu Wort gemeldet. Bislang gab es nur ein Statement von Amazon.com, in dem der Anbieter betonte, im Interesse der Kunden zu handelt.
Amazon fordert: Gleicher Rabatt für gleiche Inhalte
In die gleiche Kerbe schlug auch Amazon-Sprecherin Christine Höger in einer Stellungnahme, aus der unter anderem Golem und Hardwareluxx zitieren. Demnach müssten E-Books für den Kunden günstiger sein als Print-Bücher, weil Kosten für Lagerung, Druck, Vertrieb & Co. niedriger seien oder gar nicht anfielen. Das spiegele sich gegenwärtig aber nicht im Einkauf wieder, vielmehr sei der Einkaufsrabatt für E-Books für Amazon gegenwärtig geringer als für Print-Bücher.
Um die Konditionen anzugleichen, verzögere Amazon.de derzeit die Auslieferung von Bonnier-Titeln (Carlsen, Ullstein, Piper, …), so ein zentraler Vorwurf des Börsenverein. Amazon widerspricht hier: "Diese Behauptung ist nicht wahr. Für einige Printtitel des Verlagshauses Bonnier kaufen wir derzeit weniger Lagerbestand ein als wir dies normalerweise tun würden. Bestellungen von Titeln, die wir auf Lager haben, verschicken wir sofort."
Im Ergebnis macht es natürlich wenig Unterschied, ob Amazon lagernde Titel nach Kundenbestellung noch ein paar Tage bei sich liegen lässt oder bewusst zu wenig Titel ordert und damit Lieferengpässe provoziert. Ob es sich dabei aber noch um "verzögerte Auslieferungen" handelt, was der Börsenverein letztlich als einzigen Grund für seine Beschwerde aufführt, könnte noch zur kartellrechtlichen Frage werden.
<Bildnachweis: Bundeskartellamt>
Kommentare
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