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Amazon fordert niedrigere E-Book-Preise, höhere Autoren-Honorare

Paukenschlag von Amazon: In einer wohlkalkulierten Mitteilung, publiziert im eigenen Kundenforum, geht der Online-Händler im Konditionenstreit in die Offensive. E-Books seien zu teuer und die Autoren bekämen zu wenig vom Umsatzkuchen, klagt das Unternehmen. Sich selbst stellt Amazon bescheiden dar – und wirft Fragen auf.

"Ein Ziel von uns sind niedrigere E-Book-Preise", lautet der erste Satz der am gestrigen Dienstag veröffentlichten Mitteilung. Die häufig verlangten 15 bis 20 Euro seien "ungerechtfertigt hoch" für E-Books, bei denen schließlich keine Druck-, Transport- und Lager-Kosten anfielen und die nicht weiterverkauft werden könnten. Außerdem gäbe es bei E-Books keine Rückgaben, behauptet Amazon – eine doch recht peinliche Falschaussage, ist Amazon doch ein Vorreiter in Sachen E-Book-Rückgabe (und die Rückerstattungskosten werden sehr wohl den Verlagen und Autoren in Rechnung gestellt). Nur für "eine kleine Zahl spezieller Titeln" wäre es gerechtfertigt, über die 10-US-Dollar-Marke zu gehen.

Die hohen Preise seien nicht nur ärgerlich für die Leserschaft (und für Amazon), sie seien auch ökonomisch unsinnig, heißt es weiter. Für 9,99 US-Dollar würde das gleiche E-Book so viel häufiger verkauft als für 14,99 US-Dollar, dass unter dem Strich alle mehr verdienen, rechnet der Online-Händler vor.

"35 Prozent für Autoren, 30 Prozent für uns"

35 Prozent von den Verkaufserlösen sollten nach Meinung von Amazon an den Autoren gehen, 35 Prozent an den Verlag, 30 Prozent sollten bei Amazon als Mittler verbleiben. Gegenwärtig würden die Autoren aber weit weniger als die 35 Prozent bekommen, klagt Amazon. "Wir glauben, Hachette gibt seinen Autoren heute zu wenig, aber letztlich ist das nicht unsere Angelegenheit", sagt Amazon – und macht es damit wohlwissentlich sehr wohl zu ihrer Angelegenheit.

Durchschaubares Manöver

Nachdem sich zuletzt zahlreiche prominente Autoren im Konditionenstreit hinter ihre Verlage gestellt haben, ist dies ein durchschaubares Manöver. Das ändert freilich nichts am Wahrheitsgehalt: Die Autoren-Honorare gerade im Digital-Bereich sind ein Thema, an dem Verlage im Angesicht des Self-Publihing-Booms immer weniger vorbeikommen. Die Verlage werden allerdings auch interessiert zur Kenntnis nehmen, dass Amazon eine 30-prozentige Umsatzbeteiligung für sich für fair hält. Im hierzulande mit Bonnier ausgefochtenen Konditionenstreit war immer die Rede davon, Amazon wolle statt der bisherigen 30 Prozent in Richtung 40 bis 50 Prozent und damit auf Print-Niveau.

<Bildnachweis: Rechnung von Shutterstock>

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Kommentare


Amazon erhöht Mindestbestellwert für Gratis-Versand: Billig-Bücher “profitieren” » lesen.net 12. August 2014 um 12:11

[…] der Buchbranche und im Feuilleton seit Monaten allgegenwärtig, sind die aktuellen Konditionenstreitereien zwischen Amazon und Buchverlagen am Großteil der Öffentlichkeit weitgehend vorbei […]

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