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Amazon intensiviert "Kampf um den Homescreen"

Zahlreiche eBooks werden auf Tablets und  immer großformatigeren Smartphones gelesen. Darauf hat Amazon jetzt mit einem bemerkenswerten Umbau seiner Artikelseiten reagiert und trommelt offensiv für seine Apps. Eine Maßnahme, die allerdings auch aus einer besonderen Notwendigkeit heraus geboren ist.

Seit wenigen Tagen fragt Amazon auf jeder Kindle-Book-Artikelseite die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse des Besuchers ab, extrem prominent direkt zwischen Cover und Kaufen-Button. Das Eingabefeld dient offenbar dem einzigen Zweck, einen Link per E-Mail oder SMS zu schicken, der zur Download-Seite für Kindle-Lese-Apps für alle gängigen Mobile- und Desktop-Plattformen führt.

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Anders als das Wording suggeriert ("Geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Mobiltelefonnummer ein, um die kostenfreie App zu beziehen"), bekommt man nicht direkt die Software zugesandt.  Das wäre technisch gar nicht möglich, Amazon kann ja anhand der Handynummer nicht erkennen ob sich dahinter ein iOS-, Android- oder Windows-Phone-Gerät verbirgt. Die Landing Page verfügt aber immerhin über eine Weiche, mit der etwa iOS-Nutzer per Klick auf den Link direkt in den App Store geleitet werden.

Warum in der Box nicht die Download-Seite direkt verlinkt wird? Amazon wird seine datengestützten Gründe haben. Die erhobenen E-Mail-Adressen und Handynummern darf der Konzern jedenfalls nicht für Marketing-Maßnahmen einsetzen, eigentlich.

Kindle Books für Nicht-Hardware-Besitzer

Amazon will mit der App-Promotion die Zugänglichkeit für Digital-Leser verbessern, die – noch – keine Kindle-Hardware ihr Eigen nennen. Anders als eBooks aus anderen Quellen, die im epub-Format und gegebenenfalls mit Adobe-Kopierschutz verkauft werden, ist die Portabilität von Kindle Books bekanntermaßen sehr eingeschränkt (zumindest legal). Zahlreiche Indie-Titel werden zwar auch auf Amazon.de kopierschutzfrei verkauft und können konvertiert ins epub-Format werden, diese Information wird von Amazon aber bestmöglich versteckt. Es erscheint wahrscheinlicher, dass der Online-Händler diese Funktion über kurz oder lang ganz abschaltet, als dass es Amazon unterlässt, verlagsseitig kopierschutzfrei angelieferte Dateien (etwa von Bastei Lübbe, Hanser, HoCa) von sich aus mit einem Schloss zu versehen.

Amazon ist also im besonderen Maße auf sein App-Universum angewiesen und trommelt entsprechend auch dafür. Auch bei der Nutzbarkeit schlägt sich das nieder: Die funktionsreichen und auch mit anderen Mediengattungen bestens vernetzten Lese-Apps sind Spitze – Kobo fällt dagegen leicht, die Tolino-Allianz deutlich ab.

Für verlagseitig kopierschutzfreie eBooks eine schlechte Wahl

Wer Gefallen an exklusiven Kindle Books findet und ohnehin sein Tablet oder Smartphone als Lesegerät nutzt, ist mit dem Kindle-App-Download entsprechend gut bedient. Wer jedoch kein eBook Reader der Kindle-Familie sein Eigen nennt und insbesondere wer default kopierschutzfreie eBooks (etwa aus den oben genannten Verlagen) kaufen will, bekommt bei Amazon fürs gleiche Geld de facto ein schlechteres (weil funktionsärmeres) Produkt und sollte sich zweimal überlegen, wo er die Anschaffung tätigt. Es spricht ja nichts dagegen, kopierschutzfreie eBooks in epub-Stores zu kaufen, ins mobi-Format zu konvertieren und dann in die eigene Kindle Cloud hochzuladen (außer 2 Minuten Mehrarbeit).

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Kommentare


Amazon Redesign: Kindle App raus, “gratis lesen” drin » lesen.net 15. Dezember 2015 um 16:06

[…] fast genau einem Jahr integrierte Amazon ein Eingabefeld für Telefonnummer oder E-Mail-Adresse direkt neben das Cover […]

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